Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger S (page 2 of 5)

SICK OF SOCIETY – WEEKEND ANARCHY CD

(www.sickofsociety.de)

Nanu? Laut Info hat dieses süddeutsche Trio schon so einiges an Tonträgern auf den Markt geschmissen, entzog sich bislang aber vollständig meiner Kenntnisnahme. Die mir vorliegende D.I.Y.-Scheibe enthält, darf man der Selbstdarstellung der Band Glauben schenken, „Porn’n’Roll“ – wer nun aber niveaulosen Scheißdreck erwartet, liegt verkehrt. Das ist astreiner, melodischer, hymnischer HC-Punk/Punkrock mit kritischen Texten in fast ausschließlich englischer Sprache, der sich nicht zu verstecken braucht. Geht gut ins Ohr und ist prägnant genug, um dort auch hängenzubleiben. Bei „It’s All In Vain“ darf sogar geskankt werden und der einzige Song in Muttersprache „Endstation Bahnhofsklo“ könnte fast von SUPERNICHTS stammen. Durch den manchmal näselnden Sänger erinnert mich die ganze Chose angenehm an BASH! und Konsorten, wobei S.O.S. aber um einiges härter und schneller sind. Einige Songs weisen starke HC-Einflüsse auf („The Wall“ z. B.) und werden dementsprechend aggressiver gesungen. Ok, den mehrstimmigen Gesang bekommen andere sicherlich besser hin, aber viel mehr zu meckern gibt’s hier nicht. Sympathische, solide, gut produzierte Scheibe, der ihr unbedingt mal eine Chance geben solltet! Die CD gibt’s für lächerliche 5,- € (+ 2,- € P&V) direkt bei Oliver Kast, Römerstr. 26, 89269 Vöhringen und verfügt übrigens über einen professionell gestalteten Computer-Part mit Songtexten, Infos und sogar fünf Videos. Vier davon bestehen aus Live-Bildern, eines ist eine witzige Strichmännchen-Animation. 16 Songs + Intro in 34 Minuten (da weißte Bescheid). Glatte 2. Günni

SPEICHELBROISS – WENN IHR ES SO WOLLT… CD

(www.nix-gut.de) / (www.speichelbroiss.de)

Die bayrischen SPEICHELBROISS (was auch immer der Bandname heißen mag) gibt es nun auch schon länger als ein Jahrzehnt, wobei sie mein Interesse nie so wirklich geweckt haben. Insofern ist dies auch das erste komplette Album der Band, das ich zu Gehör bekomme. Geboten wird 11x Metal-Punk mit rotzigem Gesang und größtenteils deutschen Texten, die sich mit den üblichen Themen auseinandersetzen – und das in deutlicher, direkter Sprache, allerdings auch ein paar recht gezwungenen Reimen. Solider Stoff ohne Überraschungen, textlich und musikalisch nicht ganz mein Ding. Wer deutsches Punkzeug mit Metal-Riffs mag, z.B. DRITTE WAHL oder DÖDELHAIE, oder auch die ZUSAMM-ROTTUNG zu „Widerstand“ Zeiten, soll ruhig mal reinhören. Gus Backus’ alter Indianerhäuptling-Song wurde übrigens umgetextet und mit „Out on the streets“ ist ein zumindest textlich klassischer Oi!-Unite-Song enthalten. Kommt mit zwar gut gezeichnetem, aber recht klischeebehaftetem Cover und einem Booklet mit allen Texten und vielen Fotos. Elf Songs + Intro in ca. 35 Minuten. 3-4. Günni

STAUENDE – ALLES WIRD GUT CD

(www.stauende.com)

Gar nix wird hier gut, schon gar nicht diese Düsseldorfer Melange aus Proll-Rock und unsäglichem Fun-Punk. Das ist vielleicht was für Fans von REVOLVERHELD und Co.,
denen die TOTEN HOSEN fast schon zu hart sind, aber nichts für mich. Daran ändert auch das schicke Booklet mit allen Texten nichts und schon gar nicht das irreführende Cover, das mit seiner düsteren Gestaltung im Zusammenhang mit dem Bandnamen eher eine nachdenkliche oder kämpferische Punk-Scheibe vermuten lässt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber den Song für Fortuna Düsseldorf, unter deren Fans die Platte sicher besser ankommen wird als bei mir. Ich verkneif’ mir auch hier eine Wertung, da mir das ganze dafür dann doch irgendwie zu genrefremd erscheint. 13 Songs in 47 Minuten. Günni

DIE SCHRÖDERS – ENDLICH 18 CD

(www.die-schroeders.de)

Vollkommen glatt polierte Rockmusik von ein paar auf jugendlich machenden alten Säcken, ohne jegliche Ecken und Kanten, Credibility, Witz oder Provokation und mitunter die Grenze zur Peinlichkeit überschreitend („Heute hier morgen dort“). Konnte ich noch nie was mit anfangen und kann es noch immer nicht. Punk und Artverwandtes hat für mich immer etwas anderes ausgemacht als diese bewusst auf Radiotauglichkeit getrimmte, überproduzierte Möchtegern-Stadion-Rock-Chose. Ok, Lichtblicke gibt es auch: Die heißen hier „Emily“ (schöne Melodie, bei der tatsächlich Herzblut drin zu stecken scheint), und „Was nicht passt…“, weil mir dabei der geniale Film mit Ralf Richter ins Gedächtnis gerufen wurde. Ansonsten ist aber der Name Programm: Was Schröders Sozialdemokratie für den Arbeiter war, sind DIE SCHRÖDERS für den Punkrocker: Halbgar und unglaubwürdig. Die Texte können alle im mit Zeichnungen durchaus ansehnlich gestalteten Booklet nachgelesen werden. 13 Songs in 44 Minuten. 4-5. Günni

SHAM 69 – SERIOUSLY ULTIMATE CD

(www.baddogrecords.com) / (www.sham69.com)

Die “neuen” Sham 69 mit ohne Jimmy Pursey haben eine Best-Of-Scheibe eingespielt, angeblich weil so viele Fans die alten Hits in neuem Gewand hören wollten – alleine wäre man da schließlich nie drauf gekommen… Ja nee, is klar. Dementsprechend klingt die Platte wie ein von einer einzelnen Band eingespieltes Tribut-Album. Das zwar durchaus gekonnt, die Songs wurden also nicht total verhunzt, aber natürlich stark ihres alten Charmes beraubt. Mal im Ernst: Wer braucht sowas? Jemand, der die alten Songs mag, aber Jimmy Pursey nicht mehr zu hören erträgt? Ich weiß es nicht… Beim Booklet war Schmalhans Küchenmeister, außer ein paar Worten von Dave Parson gibbet nix zu sehen oder lesen. 23 Songs in 58 Minuten. Ohne Wertung. Günni

SMALL TOWN RIOT – SELFTITLED LP/CD

(www.true-rebel-records.com) / (www.smalltownriot.de)

Wie soll ich halbwegs objektiv über eine Platte schreiben, die von einer Band stammt, deren Wege ich seit ihrer Gründung begleite und auf der mir eine bewegende Hymne, schlicht “Günni” betitelt, gewidmet wurde? Ich versuche es einfach mal: Mit „Selftitled“ legt die aus Hamburg bzw. dem Hamburger Umland stammende Band ihren zweiten Longplayer vor, der sie abwechslungsreich wie eh und je, aber musikalisch weiter gereift und dadurch fast noch souveräner als zuletzt bereits auf der genialen „Skulls & Stripes“-EP und dem Kult-Split-Album „Let The Bombs Fall…“ präsentiert. In diesem Falle kann ich es tatsächlich nicht besser formulieren als der Beipackzettel, der die Songs als „irgendwo zwischen herzzerreißenden Melodien und dem Dreck von der Straße“ beschreibt. Der Sound des übrigens weitaus besser als der Erstling produzierten Albums lebt von seinem Variantenreichtum, ohne dabei das Wesentliche, nämlich ehrlichen Streetpunk mit reichlich Melodie, zu vernachlässigen. Ob nun das dreckige Intro, der pop-punkige Opener „Addicted To Authority“, der Punk’n’Roll-Dorfpunk-Hit „Working Class Family“, der HC-Kracher „No Unity“, inkl. von Bassist Rolf gebrüllter unmissverständlicher Ansage („Diese Modeopfer sollen sich wieder in ihr Studentenwohnheim verpissen!“), die bereits eingangs erwähnte melancholische Akustik-Ballade „Günni“ (einziger deutschsprachiger Song), das herrlich angepisste „Our Values (Once Again)“ oder der lupenreine Surf-Rock-Rausschmeißer „Elbstrand Rocker“ – hier reiht sich eine Perle an die andere und sie gewinnen von Durchlauf zu Durchlauf mehr an Glanz. Gesanglich ergänzen sich Lead-Gitarrist Norman und Drummer Timo ganz hervorragend, der mehrstimmige Gesang kommt besser denn je. Normans cleane Stimme, die auf dieser Platte sogar dann und wann in ungeahnte Höhen vordringt, ist ein klasse Gegenpol zu Timos kratzigem, aggressiverem Organ. Einige Songs, beispielsweise die der genialen „Lovesong Trilogy“, gehen ohne Pause ineinander über, was der Dichte des immerhin 17 Songs in nur 38 Minuten umfassenden Werkes gut tut. Musik wie Texte decken eine breite Palette an Emotionen ab: Aggression, Melancholie, Lebenslust und –frust, und das stets vollen Herzens – ganz gleich, ob es um zwischenmenschliche Beziehungen, Politik & Gesellschaft oder Spaß geht. Für ein Album, das es schafft, allem Abwechslungsreichtum zum Trotz ein so homogen wirkendes Gesamtwerk voller Spiellust und Seele abzugeben, kann es nur eine Wertung geben: ’Ne glatte 1! Die LP kommt in unschuldig-weißem Vinyl und mit bedruckter Innenhülle mit allen Texten und vielen Fotos und wurde auf 500 Exemplare limitiert. Zur CD im Digipak gibt’s ein fettes Booklet, in dem ebenfalls alle Texte nachzulesen sind, und ’nen witzigen Videoclip zu „Addicted To Authority“. Eine großartiges Platte! Günni

DIE SUPERFREUNDE – APFEL BIRNE CD

(www.trash2001.de) / (www.superfreunde.de.ms)

Intellektuellen-Studentenpolitpunk, der sämtliche aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und Phänomene abhandelt – allerdings in 16 Songs (samt eines Interviews!) auf die Kernaussagen reduziert, damit auch ihr es versteht. Dass damit einher eine den einfachen Hörer nicht überfordernde musikalische Untermalung einhergeht, ist obligatorisch. 29 Minuten, Anspieltipp: „Nieder mit dem Frauenpack“. Ohne Wertung. Günni

DIE SIFFER – VIEL NICHTS UM LÄRM CD

(www.nix-gut.de) / (www.diesiffer.de)

Unlustiger, ärgerlicher Fun-Punk mit obligatorischen Bläsereinsätzen und Gute-Laune-Melodien. Ist zwar fett produziert und kommt in sehr schöner Aufmachung mit Klapp-Digipak und professionell gestaltetem, dickem Booklet mit allen Texten und vielen Bildern daher, geht mir aber total auf den Sack. Könnten gut mit den wiedervereinten HBW auf Tour gehen. 16 Songs in 45 Minuten. 5. Günni

SNIFFING GLUE – WE ARE… SNIFFING GLUE …FUCK YOU! CD

(www.risingriotrecords.com) / (www.myspace.com/sniffinggluepunk)

Geil! Englischsprachiger Oldschool-Hardcore-Punk in 2008, der von Sound, Texten, Attitüde und Aufmachung her aber genau so vor über einem Vierteljahrhundert in den USA hätte stattfinden können – zumindest fast, denn hier geht’s noch etwas heftiger zur Sache. Die ganze Platte ist überdeutlich von wüstem 80er-Ami-HC-Geprügel inspiriert, die Songs strotzen vor Energie und kommen glaubwürdig rüber. Der Sänger macht seine Sache sehr gut und dreht am Rad. Die Texte sind naturgemäß herrlich angepisst und gegen alles mögliche, so soll es sein. Können alle im Booklet im Schnipsellayout nachgelesen werden. Die CD enthält übrigens zusätzlich die „Suburban Suicide, Suburban Violence“-EP inkl. des CURE-Covers (!) „Lovesong“ (sehr gute Wahl). Spitzenscheibe, ich bin begeistert! 18 Songs in 32 Minuten – noch Fragen? Anspieltipp: „Pig Fight“. 2+. Günni

SLICK’S KITCHEN – HALF EVIL – HALF ALBUM Mini-CD

(www.redlionmusic.com) / (www.slickskitchen.com)

Schweinerock’n’roll mit Ausflügen in 08/15-Pop-Rock aus deutschen Landen, in englischer Sprache. Perfekt produziert und alles, aber irgendwie… gibt mir das nicht allzu viel. Nach sechs Songs und 18 Minuten war dann auch schon wieder alles vorbei und außer dem nervigen Ohrwurm vom Ende ist nichts hängen geblieben. Zu Glatt. 4. Günni

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