Die Dokumentation „Der Hetzer. Joseph Goebbels – Der Mann, der Hitler machte“ von „Spiegel TV“-Autor Michael Kloft aus dem Jahre 2010 widmet sich rund 77 Minuten lang der Person Joseph Goebbels’, einem der Wegbereiter der Nazi-Diktatur und späterem Propagandaminister des Dritten Reichs. Sie basiert auf der damals neuen Goebbels-Biografie des Historikers Peter Longerich.
Dieser hat u.a. Goebbels’ Tagebücher studiert und stellt zu Beginn der Dokumentation die These auf, Goebbels habe bereits in früher Kindheit eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entwickelt, die ihn sich derart faszinieren für Hitlers Führerkult lassen habe, den er schließlich mithilfe seiner Propagandamaschinerie in die Köpfe der Bevölkerung injizierte und dem er bis zum Ende durch die Niederlage im Zweiten Weltkrieg treu verbunden bis zur Selbstaufgabe war. Die Dokumentation wurde dahingehend konzipiert, dass sich O-Ton-Aussagen des in einem Studio gefilmten Longerichs abwechseln mit Klofts Kommentar aus dem Off, der Goebbels privaten wie beruflichen bzw. politischen Lebensweg grob nachzeichnet und partiell ins Detail geht. Dies wird illustriert durch zahlreiche Original-Filmaufnahmen der Jahre bis 1945, wofür auf Unmengen an teil seltenem Archivmaterial zurückgegriffen wurde.
Unabhängig davon, inwieweit man bereit ist, Longerichs Erklärungsversuch für Goebbels’ Wahn zu akzeptieren, bekommt man recht kompakt die Entwicklung der Nazi-Diktatur mit Schwerpunkt auf der Rolle Goebbels’ nachgezeichnet und auch der durchschnittlich politisch-historisch gebildete Zuschauer dürfte das eine oder andere neue Detail erfahren, jedoch keine grundlegend neuen Erkenntnisse erlangen. Die Kriegsjahre werden relativ schnell abgehandelt, doch für einen groben Überblick und ein recht stimmig wirkendes skizziertes Porträt Goebbels halte ich den Film für passabel geeignet. Auf die ideologischen Hintergründe im Vergleich mit anderen Kräften zu Zeiten der Weimarer Republik indes wird wenig eingegangen, was jedoch sicherlich dem Schwerpunkt auf die Person Goebbels geschuldet ist. Insgesamt bietet sich wie so oft in Filmen, die sich mit dieser Zeit auseinandersetzen, ein gruseliges Bild Deutschlands. Dass Goebbels Propaganda-Mechanismen aus heutiger Sicht so unfassbar durchschaubar erscheinen, nährt die Hoffnung, dass eine durch diese Mittel begünstigte Wiederholung nicht mehr ohne Weiteres möglich scheint, lässt aber auch den Kopf darüber schütteln, wie willfährig viele Deutsche all jenem auf dem Leim gegangen sind – und lässt angesichts der wieder in verstärktem Ausmaße um sich greifenden Geschichtsvergessenheit und des Zulaufs rechtsextremer Demagogen mit den vermeintlich einfachen Antworten, ihrem völkischen Duktus, ihrer Sündenbockmentalität und ihren dumpfen Parolen erschaudern.
Schreibe einen Kommentar