„Klein“ trifft’s hier sehr gut, denn mit 15,5 x 9,5 cm ist das hier wirklich ein Büchlein, allerdings gebunden, im Hardcover und mit Schutzumschlag sowie eingewebtem Lesezeichen – eine geradezu verschwenderische Aufmachung, die der Berliner Schwarzkopf-&-Schwarzkopf-Verlag diesem im Jahre 2012 veröffentlichten „Ratgeber“ spendierte. Auf rund 200 Seiten setzt sich der Braunschweiger Autor Frank Schäfer, vornehmlich bekannt für seine Essays und Bücher über Musik und Literatur, 50 in acht Themengebiete unterteilte Kapitel lang mit der Provinz auseinander, aus der er schließlich auch selbst stammt: Schäfer wurde im niedersächsischen Gifhorn sozialisiert. Jana Moskito ergänzte einige hübsche Schwarzweiß-Illustrationen.
In anekdotischer Form schildert Schäfer provinzielle Befindlichkeiten, sonderbare Kuriositäten, mal mehr, mal weniger skurrile Beobachtungen, persönliche Erlebnisse, häufig pointiert humorig, manchmal nachdenklich, mal liebevoll, mal angriffslustig, dann wieder selbstironisch. Manch Provinzler(in) schaute er aufs Maul und lässt das Transkribierte dann auch gern ohne weitere Zuspitzung im Raum stehen. Immer mal wieder schimmert eine Art Hassliebe zur Provinz durch, ohne die ein solches Buch vermutlich nicht möglich wäre.
Wenn er auf S. 104 Al Bundy eine verhinderte Baseball-Karriere andichtet, hätte ich ihm ein aufmerksameres Lektorat gewünscht (Football wär’s gewesen); interessante, kritische Worte zur popkulturellen Kunstfigur Tarzan entschädigen aber rasch für diesen Fauxpas. Mit Filmemacher Wenzel Storch war Schäfer im Gespräch, später geht’s plötzlich um Henry David Thoreau – über den er respektive der Suhrkamp-Verlag 2017 eine Biographie veröffentlichen sollte. Nicht erst, wenn es ohne erkennbare Bezugnahme auf S. 184 „wie ich weiter oben schon erzählt habe…“ heißt, ahnt man: Die Provinz dient hier eher als lose Klammer, manches könnte genauso gut in einer der der popkulturellen oder sich mit Literaturschaffenden auseinandersetzenden Essay-Sammlungen Schäfers stehen (und tut es vielleicht auch) oder war anderweitig bereits erstveröffentlicht worden. Nicht, dass mich das stören würde.
Das sehr persönlich geprägte Kapitel „Der älteste Sohn“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Schäfer auch von tragisch-schöner Prosa versteht. Ebenso melancholisch fährt er im Abschnitt „Kind & Kegel“ mit einer weiteren Kindheitserinnerungen fort. Dennoch zieht sich mal subtiler, mal offensichtlicher Humor durch einen großen Teil des Buchs, das Abgesang und Liebeserklärung zugleich ist.
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