machtmaschine strausz dvdDieser 28-minütige Nachruf des „Spiegel“-Herausgebers Rudolf Augstein auf den reaktionären, urbayrischen CSU-Politiker Franz Josef Strauß wurde am 9. Oktober 1988, also kurz nach dessen überraschendem Tod, unter dem Titel „Tod und Verklärung des FJS“ in „Spiegel TV“ auf RTL plus ausgestrahlt und 2012 auf DVD wiederveröffentlicht.

Mit der „Spiegel-Affäre“ im Jahre 1962 eskalierte der Konflikt zwischen Augstein und Strauß und auch im Nachhinein hatte man sich gegenseitig gern auf dem Kieker und setzte sich nie dem Verdacht aus, in eigener Weise miteinander befreundet zu sein. Anhand aneinandergereihter Originalaufnahmen zeichnet dieser Film grob Strauß’ politische Karriere sowie noch einmal die Eckpunkte der „Spiegel-Affäre“ nach, in süffisant-entspanntem Tonfall aus dem Off von Augstein kommentiert, assistiert von Stefan Aust. Es dürfte Augsteins Art des Abschieds von seinem Intimfeind gewesen sein, der so gern Bundeskanzler geworden wäre, es mithilfe des „Spiegels“ aber glücklicherweise nie wurde. In demonstrativer Gelassenheit und gönnerhaften Teilrespektsbekundungen triumphiert Augstein mit seinem Film über Strauß, der damit nicht nur Nachruf und Abschied, sondern auch eine Art Endabrechnung ist.

Aus meiner heutigen Sicht handelt es sich damit um ein interessantes Stück deutscher Polit-TV-Geschichte, das jedoch nie angetreten war, ein sachliches Porträt Strauß’ zu zeichnen, weshalb ich zwar wie Augstein von Strauß bis auf dessen tumbe Polterigkeit, sein Polarisierungs- und Feindbild- und nicht zuletzt Unterhaltungspotential nichts halte, mich aber doch ein wenig wundere, dass ausgerechnet dieser Film 1989 mit dem silbernen Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.