(www.myspace.com/rohrpostfanzine, T. Osterkamp-Koopmann, am Schützenplatz 18a, 26409 Wittmund)
Aus dem nördlichen Niedersachsen, genauer: aus Ostfriesland stammt das (R)ohrpost-Zine von TurboTorben, das ich nun zum ersten Mal in die Finger bekam. Im Vorwort des A5ers merkt dieser auch gleich an, dass er für diese Ausgabe wieder ca. ein Jahr gebraucht hat, so dass natürlich nicht alle Inhalte topaktuell sind. Muss ja auch nicht. Ein Konzertbericht aus dem Jahre 2007 ist dann aber vielleicht doch etwas überholt, oder? Oder hat diese Ausgabe auch schon ein paar Monate auf dem Buckel und wurde uns erst jetzt zugeschickt? Weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Wie dem auch sei, diese Ausgabe bietet ein ausgewogenes Potpourri aus teilweise sehr Persönlichem aus dem Leben Torbens und seiner Mitstreiter (z.B. einen sehr schönen Bericht über den steinigen Weg zum Punkerdasein auf dem Dorf und wie es dann so richtig losging – sehr geil!), Politischem und Kritischem (Schwerpunkt dieser Ausgabe: Hausbesetzungen) und natürlich Musik (Interviews mit PARADOX, der türkischen Punkband POSTER ITI und ein Kurzgespräch mit BEHIND ENEMY LINES). Es geht viel um Freiräume, um persönliches Engagement und seinen subkulturellen Weg zwischen Party feiern auf der einen und politischem Bewusstsein auf der anderen Seite, es geht um Solidarität untereinander, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist und was mir an der politischen Seite dieses Zines am besten gefällt: Torben und Co. sind auf dem Boden der Tatsachen geblieben und schreiben nicht arrogant von oben herab oder leiden unter Realitätsverlust. Insgesamt bietet das Heft einen prima Überblick über die Geschehnisse im hohen Norden der Republik Außerdem wird Mareike vom RANDGESCHICHTEN-Zine ebenso interviewt wie die „Cakekingmafia“, die Muffins auf Punkkonzerten verteilt. Dazu passend gibt’s Rezepte (kommt eigentlich noch irgendein Fanzine ohne aus?). Das Interview mit der „texanischen Oi!-Crust-Band Distroi!“ fällt wohl unter Satire und neben den obligatorischen Konzertberichten und Reviews weiß ein Frankreich-Reisebericht gut zu unterhalten. Etwas wirr, aber trotzdem interessant erscheint mir das Geschreibsel eines Seemanns auf Reisen, während die Piraten vor der afrikanischen Küste in aller Munde und Medien waren. Nicht so sinnvoll finde ich hingegen, seitenweise per Copy/Paste Berichte über Naziaktivitäten aus fremder Quelle einzufügen, wobei ich aber nicht beurteilen kann, wie wichtig das evtl. für die Region ist. Leider hat man es in der langen Erstellungszeit des Hefts auch nicht geschafft, es noch einmal auf die teilweise haarsträubende und den Lesefluss störende Rechtschreibung hin zu überprüfen. Und leider wird auch bei der (R)OHRPOST immer mal wieder auf linkes Dummdeutsch zurückgegriffen, was, vor allem bei halbherziger Anwendung und in Verbindung mit Rechtschreibfehlern erst recht nicht gerade der Lesefreundlichkeit dienlich ist. Beispiel gefällig? „Wenn einem da nach ist, macht Mann/Frau halt ein kleines Fanzine und beglückt den ein oder anderen LeserInn!“ Argh! Eher verzeihlich finde ich da den einen oder anderen Layoutpatzer, z.B. wenn die letzte Zeile einer Seite fehlt oder der Absatz erst auf der übernächsten Seite weitergeht… Schade allerdings, dass man die Seiten nicht konsequent durchnummeriert hat – die Nummerierung hört, warum auch immer, plötzlich auf!? Trotzdem ein wie gesagt interessant zusammengestelltes Fanzine von interessanten Leuten, in dem viel Persönliches und spürbar viel Herzblut steckt, nur eben mit Abzügen in der B-Note. 😉 Ca. 80 Seiten im Schnipsellayout, die mit einem lächerlichen Euro zubuche schlagen. Günni
P.S.: Da Torben im Vorwort auf einen etwas angeschlagenen gesundheitlichen Zustand hinwies, möchte ich an dieser Stelle einfach mal alles Gute wünschen. P.P.S.: Die (R)OHRPOST-Meute macht auch Punkrock-Radio, schaut mal unter rohrpostfanzine.blogsport.de!
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