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Leck mich am Arsch, das ist DIE Überraschung dieser Woche! S.I.K. aus Amoklaufhausen alias Winnenden galten für mich bis dato als Inbegriff des grenzwertigen „Deutschpunk“-Klischees und der ganzen Nix-Gut-Mischpoke und sind mir musikalisch lediglich von irgendwelchen Samplern mit schlecht produzierten, seltsamen Songs in Erinnerung. Seit einigen Jahren war es recht still um die Band – und diese Zeit hat man anscheinend genutzt, um in positiver Hinsicht zu reifen. Ging ich ohne große Erwartungen an diesen Tonträger heran, so hat mich der Opener gleich mal sämtliche Vorbehalte über Bord werfen lassen: Das ist klasse dreckiger, deutschsprachiger Punkrock mit tatsächlich guten, kritischen Texten und einem Sänger mit einem absolut passenden rauen, angepissten Organ. Genau richtig abgemischt, um einen druckvollen, aber nicht überproduzierten Sound zu bekommen. Die ersten paar Songs sind allesamt kleine Hits und besonders „Komasäufer“, der sich kritisch mit übermäßigem Alkohol- und Drogenmissbrauch und der daraus resultierenden Gleichgültigkeit sogar ggü. dem eigenen Umfeld auseinandersetzt, hat es mir angetan. Das ist Lyrik, die mir wirklich nahe geht. Der Song „Irrenhaus“ macht die Naivität und Ignoranz so manchen Mitmenschens wenigstens etwas erträglicher, in „Ich bin nicht Deutschland“ wird der „Du bist Deutschland“-Kampagne in einem heftigen Rundumschlag vehement der Mittelfinger entgegengestreckt, in „Die Frage bleibt: WARUM?“ wird der Winnender Amoklauf verarbeitet und mit „Fahne im Wind“ hat man sich den besten OI-MELZ-Song für eine Coverversion ausgesucht. Etwas ab fällt da „Hope & Glory“, ein deutschsprachiges Cover von „Solidarity“ (ANGELIC UPSTARTS), für das der Text hier und da etwas zu sperrig geraten ist. „Kein Gott, kein Staat“ ist dann der einzige Totalausfall: „Kein Gott, kein Staat, lieber was zu saufen / schon am morgen blau und super drauf sein / kein Gott, kein Staat, lieber was zu ficken / es gibt nicht Schöneres als hammergeile Titten.“ Dieser Stumpfsinn ist ein Fremdkörper zwischen all den anderen, mitunter überraschend reflektierten Songs, die aber zu keinem Zeitpunkt studentisch oder belehrend wirken – im Gegenteil. Allerdings stört mich etwas der eine oder anderen (Un)Reim aufs gleiche Wort, das kommt aber nicht allzu oft vor. Im Gegensatz zu den ganzen Plattencovern heutzutage sieht das gezeichnete Motiv übrigens verdammt gut aus und es lässt sich sogar zu einem Miniposter ausklappen. Auf der Rückseite stehen dann die Texte, auf Nix-Gut-Werbung wurde dafür diesmal komplett verzichtet. Allerdings hätte man ruhig mal einen Lektor drüberlesen lassen sollen, denn gleich mehrfach „Plastersteine“ lesen zu müssen, tut in den Augen weh. Alles in allem aber ein überraschend gutes Album. Respekt! 15 Songs in 41 Minuten. 2-. Günni