(www.hannibal-verlag.de)

anton, uwe - wer fürchtet sich vor stephen king„Leben und Werk des Horror-Spezialisten“ verspricht das Cover des ca. 300 Seiten starken broschierten Buches aus dem Hannibal-Verlag. Nun, um das Leben des wohl populärsten und auflagenstärksten Autors der Phantastik, Stephen King, geht es nur am Rande, in erster Linie zeichnet Autor Uwe Anton Kings Werdegang anhand seiner Werke nach und geht dabei angenehm ins Detail. Nicht nur jeder Roman wird recht kompetent abgehandelt, sondern auch Kurzgeschichten, Comics, Sachbücher, Zusammenarbeiten mit anderen Autoren etc. pp. Dabei versucht man, in chronologischer Reihenfolge vorzugehen, verlässt diese dann und wann aber für diverse Querverweise etc., was leider zu einigen Wiederholungen führt, die so nicht hätten sein müssen. Zudem irritiert es mich, dass in zahlreichen Inhaltsangaben gespoilert wird, also Handlung und Ende vorweggenommen werden. Das mag evtl. für die Verdeutlichung der Aussage des einen oder anderen Werks unverzichtbar gewesen sein, allerdings hätte ich mir entsprechende Warnhinweise gewünscht. Ebenfalls fragwürdig finde ich Antons Kategorisierung von Kings Geschichten, die ohne übersinnliche Elemente auskommen, als „Mainstream-Literatur“, was er aber anscheinend nicht mal abwertend meint. Vielleicht hat er einfach eine eigenartige Definition des Begriffs? Einerseits betont der Autor ganz richtig den psychologischen Tiefgang von Kings Arbeiten, deren Horrorcharakteristika häufig eher nebensächlich sind und austauschbare Symbolik und Metaphern darstellen, andererseits wirddiese stringente Unterscheidung zwischen „Horror“ und „Mainstream“ vorgenommen. Das passt nicht so recht zusammen, zumal King heutzutage de facto dem Mainstream zuzurechnen ist, den er allerdings selbst mitgeprägt hat, indem er sich durch sein qualitativ hochwertiges Schaffen sein Publikum allen auch in diesem Buch beschriebenen anfänglichen Widerständen zum Trotz erkämpft hat. So liest man sich sozusagen von Buch zu Buch, bis man spätestens, als es an die Beschreibung der komplexen „Der dunkle Turm“-Saga geht, den Eindruck gewinnt, dass Antons Buch schnell fertig werden musste, bevor King schon wieder drei neue Romane veröffentlicht. Die Zusammenfassungen der „Der dunkle Turm“-Puzzlestücke wirken lieblos aneinandergereiht, ziemlich konfus und schrecken eher ab, als dass sie neugierig auf das Mammutwerk machen würden. Möglicherweise war Anton mit der abstrahierten Schilderung in Kurzform auch einfach überfordert? Leider unterstreichen die zahlreichen orthographischen Fehler den Eindruck des „Etwas mit der heißen Nadel gestrickt“-Seins, als Verlag würde ich zumindest nach so einem Ergebnis mein Geld vom Lektorat zurückfordern. Doch genug davon, denn sehr erfreulich fand ich die korrekte Einordnung des Jahrhundertwerks „Es“, für mich der beste Roman, der jemals geschrieben wurde. Hilfreich sind auch die informativen Anhänge, z.B. eine komplette Übersicht über Verfilmungen von Geschichten Kings inkl. Kurzkritiken, mit denen ich aber nicht immer d’accord gehe. Denn wer beispielsweise über John Carpenters „Christine“ allen Ernstes schreibt „Man müsste Carpenter verbieten, die Musik zu seinen Filmen zu schreiben“, dem sollte man wiederum das Schreiben über Filme verbieten. Die persönlichen Beurteilungen des Autors sind also mit Vorsicht zu genießen, wobei er sich bzgl. Kings literarischem Schaffen aber ohnehin eher zurückhält. Einige Abbildungen von Manuskriptseiten mit persönlichen Widmungen sowie einige Fotos sind auch enthalten, doch da hätte es sicherlich noch interessanteres Bildmaterial gegeben. Es wird selbstkritisch zugegeben, hiermit nur eines von etlichen Büchern über King geschaffen zu haben und ich muss konstatieren, davon kaum eines zu kennen und „Wer fürchtet sich vor Stephen King?“ daher nicht in Relation setzen zu können. Dieses hat seine Wirkung aber nicht verfehlt und mir tatsächlich wieder so viel Lust auf King’sche Literatur gemacht, dass ich mir auf die Lektüre hin gleich drei Bücher geordert habe. Somit ist dieser Führer durch Kings Lebenswerk für Einsteiger sicherlich keine schlechte Wahl.