rondenbarg open air 2015Das alljährliche Rondenbarg Open Air bedeutet i.d.R. eine abwechslungsreiche Bandauswahl bei freiem Eintritt, Spitzenwetter und ‘ne verdammt gute Party im D.I.Y.-Ambiente bei entsprechend niedrigen Verzehrpreisen – und das gleich zwei Tage lang. Freitag musste ich leider passen, aber als mich unser DMF-Proberaum am späten Samstagabend ausgespuckt hat, beschloss ich spontan, noch vorbeizugucken. Also noch flugs ein paar Leute eingesammelt und bei perfektem Wetter für ein solches Unterfangen mal eben zu Fuß von Altona zum Wagenplatz gelatscht. Als ich eintraf, spielte gerade eine neue Band aus Bremen, bei denen es sich um die HEADSHOX gehandelt haben muss. Die bestehen erst seit wenigen Monaten, haben dafür aber bereits ein beachtliches Programm in ebensolcher Qualität vorzuweisen, Hardcore-Punk mit männlich/weiblichem Wechselgesang und deutschen Texten mit schöner Fuck-off-Attitüde. Geiles Ding, das gut ankam und wenn die Band nicht plötzlich implodiert, wird von ihr noch zu hören sein! Die Umbaupause wurde ebenfalls mit Programm gefüllt; wie ich erfuhr, waren zuvor Teams gebildet worden, die sich verschiedene Wettbewerbe lieferten. In bester Urlaubs-Animateur-Manier erklärte der Moderator, dass es nun gelte, Eier per Löffel im Mund aus einer Schüssel zu fischen und wer am meisten abbekommt, hat gewonnen. Spektakulär versagt hat dabei das Team „Aktives Nichtstun“ um Pulvertoastie Holler, denn die Eier waren gekocht – und landeten so in Hollers Bauch statt auf dem Punktekonto. Das erinnerte natürlich schwer an Kindergeburtstag und ich fragte mich, was als nächstes kommen würde: Topfschlagen? Dosenwerfen?

Zunächst einmal kamen die Bochumer Punk-Satiriker SHITLERS, deren Hamburg-Gigs stets einer Überraschung gleichen, weiß man doch nie, wer letztlich auf der Bühne stehen wird. Diesmal glänzte Drummer Tristan durch Abwesenheit, dafür bestieg Martin den Drum-Schemel und ein neuer SHITLER übernahm die Streitaxt. Das wiederum zeigt, dass der gute Martin so etwas wie ein Multitalent ist, denn die Schießbude beherrschte er problemlos. Der Auftritt verlief auf quasi gewohnte Weise, was bedeutet, dass manch einer, dem das Bandkonzept nicht geläufig ist, zunächst nicht viel damit anzufangen wusste, man sich mit der Zeit aber sein Publikum erspielte. Die Darbietungen schwankten zwischen bewusst und unbewusst unperfekt, aus dem Konzept ließ man sich nicht bringen und ich kann nur hoffen, dass nicht allzu viele der Ansagen, Kommentare und Dialoge im allgemeinen Trubel untergingen – allein schon, weil auf einem Festival wie dem R:O:A die Mucke für viele eher Hintergrundbeschallung ist. Anschließend war Zeit für eine weitere Runde fröhlichen Wettbewerbs und als sich herausstellte, dass es um das Erkennen eingespielter Film- und Serienmelodien gehen sollte, wurde ich als ehemaliger TV-Junkie und aktiver Film-Delirianer spontan ins Team „Aktives Nichtstun“ einberufen. Die Schnapsidee, dass man erst antworten dürfe, wenn man einen Luftballon bis zum Zerplatzen aufgeblasen hat, wurde glücklicherweise schnell verworfen, denn außer heißer Luft kam da nicht viel, außerdem waren die Ballons zu schnell ausgegangen. So konnten wir tatsächlich ein paar Punkte abstauben, wenn die Wettbewerbsleitung auch gern mal gegen uns entschied, indem sie bei anderen „Axel Foley!“ als Antwort gelten ließ, wenngleich der Film selbstverständlich „Beverly Hills Cop“ heißt. Als die „Schwarzwaldklinik“-Melodie zu früh eingespielt wurde, ging der Punkt ebenfalls nicht an uns und ich witterte Schiebung! Nichtsdestotrotz konnten wir uns am Ende über einige Bierbons freuen, von denen ich einen direkt an denjenigen wieder loswurde, dessen Pils ich im Freudentaumel umgeworfen hatte…

Alles in allem eine sehr spaßige Angelegenheit, die den Ablauf kurzweiliger gestaltet und gekonnt die Bandpausen überbrückt. Den „Rausschmeißer“ machten dann CHAOSFRONT aus dem Westerwald mit äußert potentem und aggressivem Grindcore, der mir über die volle Distanz erstaunlich gut reinlief, was nicht zuletzt an der Top-Performance beider Shouter lag, die eine energetische Show lieferten. Sehr geil! Ein Blick auf den Flyer zeigt mir, wie viele Bands ich durch mein spätes Erscheinen verpasst hatte und ich vermute mal, dass die Party schon lange vorher in vollem Gange war. Der Rondenbarg lohnt sich eben meist und geht man zu Fuß zurück, ist man auch fast wieder nüchtern. 😀

P.S.: Ich hoffe, keine Bandnamen durcheinandergewürfelt zu haben – falls doch, bin ich für einen entsprechenden Hinweis dankbar.