lars-&-lars-geburtstag @villa, wedel, 09.03.2013Lars hatte mal wieder Geburtstag. Lars auch. Eine liebgewonnene Tradition ist es daher, dass beide anlässlich ihres Jahrestags 1x jährlich ein Konzert in der sympathischen Wedeler Villa organisieren. Ich war schon oft als Gast zugegen und durfte dieses Jahr mit meiner eigenen Kombo DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS ran. Da lässt man sich natürlich nicht 2x bitten und so ging’s bei winterlichen Temperaturen in das schleswig-holstein’sche Musik-Mekka, wo die Musikiniative Wedel e.V. seit Jahren hervorragende Arbeit leistet und Bands aus der Umgebung Auftrittsmöglichkeiten in einem dafür spitzenmäßig geeigneten Laden bietet. Also Leute begrüßt, paar Backstage-Bierchen gezischt, Sound gecheckt und gewartet, wie sich der Laden langsam füllte. Wir enterten dann als erste und eine von nur wenigen übrig gebliebenen Bands des ursprünglichen Billings die Bühne und zockten einen für unsere Verhältnisse rekordverdächtigen Set von zehn Songs. Dat neue Intro kam von CD und los ging’s mit dem bekannten Triple „Tales of Terror“, „Menschenzoo“ und „Elbdisharmonie“. Viele bekannte Gesichter fanden sich im Publikum, viele hatten den Weg von Hamburg auf sich genommen, um dem Ereignis beizuwohnen, was nicht selbstverständlich ist für die musikalisch verwöhnten Einwohner der Hansestadt. Der Hammer allerdings war der Besuch der Kameradschaft Wiederaufbau Wehringhausen (KWW)* aus Hagen und Umgebung mit ihrer berüchtigten „Heilanstalt“-Parole, die speziell Sechssaiter Kai zu Ehren angetreten war, denn dieser feierte ebenfalls seinen Geburtstag, wenn auch nach. Mit „Aktion Mutante“ gab’s die Rohfassung unseres jüngsten Songs um die Ohren und anstelle von „Victim of Socialisation“ spielten wir eine ziemliche Grützwurst. Der Rest lief aber gut durch, der Sound war gut und ich hatte erstmals sogar richtige Monitorboxen vor mir auf der Bühne – welch ungewohnter Luxus! Das hatte zur Folge, dass mein Mikro jedes Mal, wenn ich mich gebückt hab – also bei jedem Griff zur Bierbuddel – fiese Rückkopplungen erzeugt hat, aber da musste man durch – die Stimme will schließlich geölt sein. Ok, den einen oder anderen Anfang bzw. Schluss eines Songs haben wir bischn improvisiert, aber das kann man sich problemlos immer genau solange erlauben, wie der Pöbel die Songs kaum oder gar nicht kennt. Das zahlreich erschienene Publikum lauschte konzentriert der Darbietung, behielt sein faules Obst für sich und anschließend ging auch noch die eine oder andere Demo-CD weg, so dass die Auflage jetzt so gut wie weg ist. Ich kann ’nen dicken Haken darunter machen, in einem meiner Lieblingsläden gespielt zu haben, deshalb noch mal danke an Lars!

DER FAUSTMÖRDER, kurz ER, mit seinem menschenverachtenden Fastcore fiel leider krankheitsbedingt aus, so dass schon jetzt PROBLEM KID an der Reihe waren. Die junge Band aus dem INSIDE-JOB-Umfeld hatte ihren allerersten Auftritt und zelebrierte spielfreudigstes, geradliniges, schnörkelloses Hardcore-Konzentrat der oldschooligen Sorte, wie er sich seit einiger Zeit einer wieder enorm gestiegenen Beliebtheit erfreut. Was diese Band am offensichtlichsten von anderen Vertretern der Zunft unterscheidet, ist die Sängerin, die astrein einen frechen, angepissten Hit nach dem anderen schmetterte und sich ebenso wieder Rest der Bande für viele weitere Auftritte empfahl! Das war höchst respektabel, um nicht zu sagen: richtig geil, und peitschte auch den Mob ordentlich an, der nun etwas lockerer in Hüfte und Gliedern wurde. Unbedingt genau so weitermachen!

Eigentlich sollte auch die neue deutsche Oldschool-US-HC-Hoffnung YARD BOMB um Shouter Rolf (THRASHING PUMPGUNS, ex-SMALL TOWN RIOT etc.) und Wedeler Musikanten spielen, die krankheitsbedingt leider ebenfalls ausfiel. Stattdessen spielten jetzt die Hamburger INSIDE JOB, die zum Teil eben noch mit PROBLEM KID auf der Bühne standen. INSIDE JOB waren bisher jedes Mal geil und diesmal kam erschwerend hinzu, dass sie auch noch anders waren! Die Schlingel haben nämlich ein für unsere Verhältnisse schier unfassbares Arsenal an Songs und spielten heute anscheinend einfach mal ein paar andere. Der ganze Set wirkte auf mich auch noch etwas kompakter als sonst und die Band noch fitter als ohnehin schon. Gut möglich allerdings, dass alles wie immer, nur ich zu fortgeschrittener Stunde besonders angeheitert und euphorisiert war. Wie auch immer, mit dem, ich mag’s kaum schreiben, schnörkellosen, geradlinigen Superoldschool-US-Hardcore der Jungs bekam die Stimmung ein weiteres Hoch und mit seinen präzisen, direkt auf den Punkt gebrachten Eruptionen wurde bestimmt keine Aufmerksamkeitsspanne überfordert. Immerhin galt es, sich noch eine weitere Band reinzuziehen:

Den weiten Weg aus Nordtirol angereist war der very special guest und Headliner TREIB.JAGD, der mit nur einem Song in ich glaube unter 30 Sekunden alles aussagte, was es zu sagen gab, und anschließend sein „Album“ und allerlei Gedöns versteigerte. Da Kapitalisten-Lars von den Eintrittsmillionen alles in die eigene Tasche steckt, um nie mehr arbeiten zu müssen, reichte mein karges Budget leider nicht, um den Zuschlag zu erhalten, aber manch Besserverdienender konnte glücklich mit CD, Tabak und dem Rest, den ich vergessen hab, nach Hause gehen und es in den Tresor einschließen. Damit wurde ein Schlusspunkt gesetzt unter eine abermals saugeile Geburtstagsparty, bei der wir das gesamte Backstage-Bier leergesoffen und uns königlich amüsiert haben. Ein echter Motherfucker jedoch findet kein Ende und so erkoren wir uns das Skorbut auf dem Hamburger Kiez kurzerhand für unsere Aftershow-Party aus und ließen noch mal so richtig die Knorken knallen, worüber ich aber an dieser Stelle den Mantel des Vergessens ausbreite…

*) Selbstverständlich handelt es sich bei der KWW um einen sich tatsächlich als Kameradschaften bezeichnende Nazibünde karikierenden Zusammenschluss aus Punks und anderen subversiven Gestalten, nicht um 30er-Jahre-Freaks.