Zu einer ebenso ungewöhnlichen wie begrüßenswerten, weil abwechslungsreichen und jegliche Scheuklappen vermissen lassenden Zusammenstellung lud die altehrwürdige Lobusch an diesem Wochenende. Drei gute Bands für ’nen Fünfer, doch bis es endlich losging, ließ man eine Menge Zeit verstreichen – soviel, dass manch Gast alkoholbedingt schon gut angeschlagen war, als die Hamburger DAWN OF OBLITERATION mit ihrem Death Metal den Abend musikalisch eröffneten. Das war die alte räudige Schule, die mich Death-Metal-Muffel an die Anfänge des Genres in den ’80ern angenehm erinnerte und eine schöne, tief gestimmte, räudige Walze übers Publikum hinwegrollen ließ. Am meisten gespannt war ich auf YARD BOMB, die neue Band um Frontmann Rolf (THRASHING PUMPGUNS, ex-ELIMINATORS, ex-SMALL TOWN RIOT), die er zusammen mit Musikern aus der heimlichen Underground-Subkultur-Rock’n’Roll-Hauptstadt Schleswig-Holsteins, nämlich Wedel, kürzlich ins Leben rief. Was einem hier geboten wurde, war schnörkelloser, astreiner Hardcore der ganz alten, ursprünglichen BLACK-FLAG- und CIRCLE-JERKS-Schule: Kurze, präzise Songs, knackig und auf den Punkt dargeboten. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren’s deutsche und englische Texte gemischt, vorgetragen von einem gewohnt energiegeladenen Frontmann, der seine Songs lebt und 100%ig authentisch rüberbringt. Man fühlte sich Jahrzehnte zurückversetzt, da auch die Band den Sound tiptop beherrschte, als hätte sie nie etwas anderes gespielt. Großartig! Durchsetzt wurde der Set mit ein paar Coverversionen, von denen Black Flags „Sixpack“ auch als Zugabe noch mal gebracht wurde und der Band ausgezeichnet zu Gesicht steht. Ja, das war der alte Kult-Sound, herübergerettet in die Gegenwart. Besser geht’s eigentlich gar nicht. Ich bin begeistert! Weniger begeistert war ich hingegen von der mittlerweile trotz der kurzen Sets beider Bands schon arg fortgeschrittenen Uhrzeit, die es mir leider verbat, mehr als ich glaube zwei, höchstens drei Songs von REACTORY aus Berlin mir anzusehen, was äußerst schade ist, da der aggressive, dreckige Thrash Metal à la TOXIC HOLOCAUST und Konsorten im Prinzip genau meine Kragenweite war. Hier empfand ich allerdings erstmals den Sound als nicht ganz optimal, denn so sehr ich es mag, wenn der Gesang deutlich im Vordergrund steht, war er hier ZU dominant gemischt worden, während die Gitarre das Nachsehen hatte. Doch davon unabhängig war das, was ich zu hören bekam, richtig geiler Gossen-Thrash, absolut kompetent und glaubwürdig vorgetragen, differenzierter Sound statt chaotischem Matschechaos. Arschgeil! Bleibt nur zu hoffen, dass es weder das letzte Konzert der Band in Hamburg, noch das letzte Billing dieser Art war, denn von mir aus darf man diese Metal-Spielarten gern öfter mal zusammen mit Punk- und Hardcore-Bands auf die Bretter stellen. Das gemischte Publikum sah es offensichtlich ähnlich, denn der Laden war voll und alle Bands wurden gut angenommen. Cross it fucking over!
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