Nachdem unser Ex-Bassist Stef Anfang Februar für alle überraschend an einem Herzinfarkt gestorben und damit seinem alten Kumpel Fránk gefolgt war, der nur kurz zuvor das Zeitliche gesegnet hatte, waren Entsetzen und Trauer groß. Schnell reifte der Gedanke, auf dem Rondenbarg, wo beide lange Zeit gelebt und auch zusammen Mucke gemacht hatten, einen Tribut-Abend in Form eines Konzerts zusammen mit PROJEKT PULVERTOASTMANN zu veranstalten. Das Ganze sollte mehr den Charakter einer Privatveranstaltung als eines über die üblichen Kanäle beworbenen Konzerts haben, weshalb fast ausschließlich Mund-zu-Mund-Propaganda betrieben wurde.

Vor unserem Auftritt erklang noch mal die von Stef gesungene „Les Rebelles“-Version aus der Konserve, mitgeschnitten von Norman während unseres ersten Gigs überhaupt auf eben diesem Gelände. Norman war es auch, der sich um Aufbau und den groben Sound gekümmert hatte, bevor er zu einer anderen Verpflichtung eilen und die Verantwortung an Robert übergeben musste, der sich nun des Mischpults annahm. Unser Set wurde von zwei neuen Songs flankiert und so ging’s los mit „Pogromstimmung“, zum ersten Mal live. Das Ding lief rund und allgemein waren die üblichen Pannen überschaubar: Während ich „Elbdisharmonie“ ankündigte, war eigentlich „Aktion Mutante“ an der Reihe, auch Eisenkarl verrutschte in der Setlist und spielte sein „Victim of Socialisation“-Bassintro vor „Elbdisharmonie“, bei „Victim…“ ordnete ich die Strophen neu an (hat aber keine Sau gemerkt) und der eine oder andere Verhacker blieb auch nicht aus, aber ansonsten flutschte es und wurde begrölt und betanzt. Dass Dr. Tentakel vergrippt war und bereits ‘ne HAMBURGER-ABSCHAUM-Probe auf’m Buckel hatte, merkte man ihm nicht an und meine vor wichtigen Gigs obligatorische Erkältung hatte ich auf den Punk(t) genau mit Voodoo in den Griff bekommen. Zwischendurch wurden ein paar Worte zum Anlass verloren und auf die Gefallenen getrunken. Mit der Liebeserklärung an den Plattenbau „Ghettoromantik“, dem zweiten Neuling, wollten wir unseren Gig abschließen, doch eine Wiederholung von „Elbdisharmonie“ wurde beharrlich gefordert, so dass auch jene olle Kamelle noch mal durchgepeitscht wurde.

Teile der PULVERTOASTIES hatten früher, zu SCHÖNES-GLATTES-FELL-Zeiten, Mucke mit Stef und Fránk gemacht und uns verbindet eine mittlerweile auch schon recht lange Band-Freundschaft. Shouter Snorre war der erste, der uns wegen dieses Tribut-Abends angesprochen hatte, zu dem sie nun ihren musikalischen Teil beitrugen.  Wie gehabt zog man mittels herrlich aggressivem HC-Punk den Anwesenden die Ohren lang , Snorre rempelte sich durch die Reihen und verausgabte sich stimmlich wie körperlich, während der mittlerweile nicht mehr ganz so neue Drummer mit Schmackes den zerstörerischen Sound antrieb. Immer wieder ein Vergnügen! Das melancholische „Sturm“ wurde Stef und Fránk gewidmet und laut Snorre seinerzeit sogar für letzteren geschrieben. Zu früh sollte schon Schluss sein, was ich zunächst gar nicht richtig realisiert hatte, dann aber lautstark in den Ruf nach Zugaben einstimmte und so noch in den Genuss von „Anders“ inkl. ausgedehnten Mitsing-Parts kam, für die die Background-Mikros im Publikum landeten.

Snorre hatte natürlich vollkommen recht, wenn er in seinen Worten zum Anlass mutmaßte, die beiden würden jetzt mit einem fetten Grinsen irgendwo sitzen, einen trinken, einen rauchen und beobachten, welches Brimborium hier für sie veranstaltet wird. Von uns Motherfuckern aus hätte es ruhig noch etwas mehr sein können, in Absprache mit dem Rondenbarg einigten wir uns aber auf diesen Rahmen, der für jeden in Ordnung gewesen sein sollte – abgesehen von einer besonders penetranten Nervensäge, über die ich mich nicht weiter auslassen möchte, um ihr keine unnötige Bedeutung beizumessen. Den einen oder anderen gerade aus Stefs Freundeskreis habe ich vermisst, aber die werden ihre Gründe gehabt haben. Danke an den Rondenbarg und die PULVERTOASTIES, an Norman für Aufbau und Robert fürs finale Mischen, an Chefkoch René fürs reichhaltige Büffet, die Kneipiers für Veltins und Holsten und alle, die auf diese Weise noch einmal mit uns Abschied genommen haben.  Da haste blöd geguckt, alter Schneckenschlürfer, wa?! Santé!