Hardcore-Show im Gängeviertel mit drei Hamburger Combos an ‘nem Freitagabend – da gab‘s nichts lange zu überlegen, hin da! Bei herrlichem Spätsommerwetter löhnte ich 5,- EUR Spende als Eintritt und lernte die neue Band des ehemaligen HAMBURGER-ABSCHAUM-Klampfers Dennis kennen, die auf den Namen FAST SHIT hört und sich ansonsten zu Teilen mit den OI!SLUTS überschneidet. Texte auf deutsch und englisch, musikalisch von deutschem HC-Punk wie aus den ‘80ern bis hin zu lupenreinem Hardcore, wobei so’ne Unterscheidung natürlich immer schwierig und strenggenommen Quatsch ist. Die fünfköpfige Combo tritt mit zwei Gitarren an, der Shouter hat beide Hände frei und dementsprechende Bewegungsfreiheit, die er auch zu nutzen versteht. Eigene Songs tragen Titel wie „HVV-Hurensohn“ und „DFB-Arschloch“ oder so ähnlich, setzen sich aber auch mit Themen wie z.B. dem sog. „NSU“ auseinander. Angereichert wurde das Set mit mancher Coverversion, z.B. „Keine Wut mehr“ von SCHLEIMKEIM und „Injustice System“ von SICK OF IT ALL sowie „Young ‘til I Die“ von den 7 SECONDS, das man an diesem Abend gleich 2x zu hören bekommen sollte, aber dazu später mehr. Bei ein, zwei Songs übernahm der Drummer den Hauptgesang, was für zusätzliche Abwechslung sorgte. Das war alles sehr unterhaltsam und wurde überzeugend dargereicht, machte Laune! Riesenrespekt übrigens an Bassist Henning, bei dem ich mich zunächst fragte, weshalb er den gesamten Gig so lässig am Barhocker lehnte. Des Rätsels Lösung: Er hatte jüngst einen Leistenbruch erlitten und kam quasi direkt aus dem Krankenhaus zum Gig – das ist Einsatz!
FIRM HAND, mit denen ich meiner Rolle als Sänger bei BOLANOW BRAWL mal in Wedel zusammengespielt hatte, waren als nächstes an der Reihe und spielten ein technisch sehr präzises Set schnörkellosen, englischsprachigen Hardcores mit aggressivem Shouting und nun, da ich die Band zum zweiten Mal sah, entwickeln die Songs langsam, aber sicher ihren Wiedererkennungswert, was für das Material spricht. Kommt echt gut rüber, haut auf die Zwölf und wurde erneut mit der THIS-BELIEF-Coverversion „Justice“ versehen. Die Publikumsreaktionen des gut gefüllten Ladens waren entsprechend. Einziger Kritikpunkt: Zwischen den Songs finde ich die Band etwas leise und zurückhaltend – ein paar mehr deftige, mitreißende Ansagen würden sicherlich gut passen! Ich bin mir aber sicher, dass man so oder so von FIRM HAND noch viel hören wird.
OUT OF STEP sah ich vor einigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit, dann irgendwie länger nicht mehr. Die spielfreudige Band war viel im Ausland unterwegs und irgendwann zerbrach das Line-up, weshalb man sich zurückzog, neue Leute anlernte und irgendwann wieder angriff. Das Album ging aber irgendwie an mir vorbei. Nun also die Gelegenheit, wieder einzusteigen und Shouter Paddy, den ich bereits aus seligen VINDICATOR-Zeiten kenne, hat mich auch gleich wiedererkannt. 😉 Ich wurde alles andere als enttäuscht, noch immer beherrscht die Band ihren herrlich hektischen Oldschool-„Posi“-Hardcore, ist Paddy ein humorvoller, schlagfertiger Entertainer und rannte trotz der Hitze im Laden in seiner Jacke („Das ist keine Regenjacke, das ist ‘ne Schwitzjacke!“) durch die Reihen, animierte das Publikum zum Mitmachen, reichte Mikros zum Mitgrölen ins den Mob etc. So holte ich mir zu eigenem, durchweg überzeugenden Material ‘ne schöne Ladung positiver Energie ab, begann auch endlich, grobmotorisch durch die Gegend zu springen und brüllte entschlossen in erster Linie die Coverversionen „Friend or Foe“ (AGNOSTIC FRONT) und zum zweiten Mal „Young ‘til I Die“ (7 SECONDS) mit. Sehr geile Sause, ohne Zugabe ließ man OOS nicht von der Bühne und anschließend war ich vollauf befriedigt.
Ein absolut lohnendes Konzert durchweg sehenswerter und engagierter Bands ging so zu Ende, das in einem Laden stattfand, der nicht nur in einer für Hamburger Subkultur-Konzerte ungewöhnlichen Umgebung die Fahne hochhält, sondern auch einen Spitzensound zaubert und leckeres kaltes Störtebeker-Pils ebenfalls gegen Spende raushaut – da darf dann zwischendurch auch ruhig immer mal wieder zeitweise das komplette Licht ausgehen. So zeigt sich wenigstens, welcher Musiker sein Instrument auch blind beherrscht!
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