Günnis Reviews

Autor: Günni (page 66 of 107)

16.04.2011, El Dorado (Gaußplatz), Hamburg: FUSELWOCHE

Ach ja, nach dem Punk- und Alkitreffen letzten Samstag war ich auf dem Gaußplatz (Hamburg-Altona), um mir bei freiem Eintritt FUSELWOCHE (oder so) anzusehen. D.h., eigentlich wollte ich DOGS ON SAIL sehen, aber die haben so unpunkig-überpünktlich angefangen und außerdem ihren „Headliner“-Status nicht wahrgenommen oder durchgesetzt, dass ich keinen einzigen Ton mehr von ihnen gehört hatte, obwohl ich mich den ganzen Tag drauf gefreut hatte :'(

FUSELWOCHE (oder so) waren dann aber ziemlich cool, einfacher 1-2-3-4-Uffta-Pogo-HC-Punk mit deutschen Texten und Attitüde, kam irgendwie genau richtig und hat echt Spaß gemacht. Zudem war der Sound in der (wohlgemerkt renovierten, ich war echt lange nicht mehr da) Gaußplatzkneipe 1A.

12.04.2011, Hamburg, Docks: NOFX + TEENAGE BOTTLEROCKET + OLD MAN MARKLEY

Hab mich direkt nach der Arbeit alleine auf den Weg gemacht, um auch endlich mal NOFX live zu sehen. Die Karte hatte ich mir Monate vorher im VVK gesichert, womit ich gut beraten war, denn das Konzert war ausverkauft und sogar ein Zusatzgig wurde anberaumt, der einen Tag vorher über die Bühne ging. Mit ihren rund 30,- EUR war die Karte allerdings alles andere als ein Schnäppchen.

Ich erwartete eigentlich Scharen von Skate- und Melodicore-Kiddies, doch offenbar ist das NOFX-Publikum mit der Band gealtert oder man hat sich mit ernstzunehmenden Platten wie „The War On Errorism“ auch ein etwas anders gelagertes Publikum erspielt.

Seit ca. zehn Jahren begab ich mich also erstmals wieder in den fiesen Kommerzschuppen mitten auf dem Kiez und dachte eigentlich, nach meinen „Vaja con tioz“-, „Color Line Arena“-, Wacken- und Markthallen-Besuchen könne mich nichts mehr schocken. Doch Pustekuchen, 2,- EUR Garderobengebühr für mein Gepäck und 3,30 EUR für 0,3 Liter Bier aus Vodka-Bechern dürften mit zum Gipfel des Rock’n’Roll-Raubrittertums gehören. Um ein wirklich angenehmes Konzert verleben zu können, hat man auch „etwas“ zu viele Karten verkauft, so dass es im Laufe des Abends „etwas“ sehr drängelig wurde. Docks = Scheißladen.

Positiv erwähnen muss ich aber den spitzenmäßigen Sound, den zumindest die beiden Vorbands hatten. Glasklar und druckvoll, alles andere wäre aber auch ein (weiteres) Armutszeugnis gewesen. Den Anfang machten OLD MAN MARKLEY, eine achtköpfige Country-Truppe, die mit Kontrabass, Waschbrett etc. und männlich/weiblichem Wechselgesang sowie sehr flotten Songs für US-amerikanisches Ambiente der angenehmen Sorte bürgten und gerade, weil sie aus dem üblichen musikalischen Rahmen fielen, ein klasse Opener waren. Mut zur Abwechslung!

Es folgten TEENAGE BOTTLEROCKET, melodischer California-Punk mit zumindest bei diesem geilen Livesound hoher Hitdichte, der sofort gezündet hat. Kein Melodicore, eher die alte Schule, ’ne Art Mischung aus RAMONES und LURKERS mit ordentlich Tempo und überraschenderweise sogar gelegentlichen Hardcore-Erruptionen. Dank zwei Gitarristen gab’s ein gutes, kurzweiliges Brett auf die Löffel. Doch, war geil.

Dann also NOFX. Humorvoll wie eh und je und der Laden brach natürlich aus allen Nähten. Nachdem mir vorher schon Lars und Dirk über den Weg gelaufen waren, erspähten mich in dem Gewühl endlich ein paar Kumpels, mit denen ich mich an einen der Tresen begab, um bei angenehmerer Luft, leicht erhöhtem Fußboden und „direkt an der Quelle“ das übrige Publikum zu über- und die Band zu erblicken und natürlich zu erhöhren. Doch was war das für eine Songauswahl? Klar, „Fuck The Kids“, „Stickin‘ In My Eye“, „Bob“, das Rancid-Cover „Radio“, „Eat The Meek“ – geht alles klar! Aber wo waren Kracher wie „Kill All The White Man“, „Don’t Call Me White“, „Moron Bros.“ und mein absoluter Lieblings-NOFX-Song „Lori Meyers“?! Sie wurden nicht gespielt, nichts davon! Unfassbar! Stattdessen schon relativ früh die erste Unterbrechung, also das „offizielle“ Ende. Daher rechnete ich mit einem ca. einstündigen „Zugabenblock“, doch auch dieser wurde recht früh beendet und lediglich durch Gitarrist Eric Melvin, der sich ca. eine Viertelstunde lang nicht von seinem Schifferklavier trennen konnte, während um ihn herum schon abgebaut wurde, in die Länge gezogen. Der Sound war auch nicht so geil wie bei den Vorbands, was aber an meinem (mehr oder weniger) selbstgewählten Stehplatz gelegen haben kann.

Nee, also das war irgendwie enttäuschend, vor allem für soviel Kohle. Das Docks sieht mich jedenfalls so schnell nicht wieder und NOFX höchstens mal auf ’nem Festival oder vielleicht ’nem kleinen Clubgig unter anderem Namen.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber die fairen Merch-Preise inkl. selbstkritischer Produktqualitätseinschätzungen: „Old CD, at leat 5 Songs are cool.“ Dafür Daumen hoch!

02.04.2011: Hafenklang, Hamburg: True-Rebel-Jahresfeier mit HAMBURGER ABSCHAUM, THE OFFENDERS und EIGHT BALLS

In aller Kürze:

Bei herrlichem, sommerlichen Frühlingswetter blies das Hamburger True-Rebel-Label zur Jahresfeier für faire 8 Taler an der Abendkasse, den Beginn im anfangs gut gefüllten, später vollen Hafenklang machten die Bauwagen-Punks von HAMBURGER ABSCHAUM mit einer kurzweiligen Show inkl. Kettensägeneinsatz, Trompete etc. Gitarrist Holli gab alles und sah im Sträflingsoutfit spitzenmäßig aus. Erster verhaltener Pogo. Trotzdem zog es mich nach draußen, um das Wetter auszunutzen und auf der Straße zu trinken, zu quatschen etc. Etliche sahen das anscheinend ebenso wie ich, so dass sich eine beachtliche Menschentraube vor dem Laden bildete. Einige sah man zum ersten Mal in diesem Jahr, angelockt von der freundlichen Witterung. Dadurch hab ich die Ska-Punk-Band THE OFFENDERS komplett verpasst. Immer wieder kamen mir aber glücklich dreinschauende, völlig verschwitzte Leute entgegen, die anscheinend ausgiebigst das Tanzbein geschwungen und die Band abgefeiert hatten. An THE OFFENDERS muss also irgendwas dran sein, vielleicht beim nächsten Mal.

Dann aber endlich der Höhepunkt des Abends, die glorreichen EIGHT BALLS mit immer noch relativ neuer Platte und ’nem Ersatz-Gitarrero für den verhinderten Mücke im Gepäck. Trotz dadurch leicht eingeschränkter Stückauswahl wurde eine exzellente Oi!-Punk-Hymne nach der anderen geschmettert und selbst ich verrenkte meine alten Knochen zeitweise zwischen anderen schwitzenden, betrunkenen Grobmotorikern beim Tanzen bzw. dem, was wir dafür hielten.

Nach diesem klasse Auftritt stellte sich die Frage, ob man den Rückweg nach Hause antreten sollte, gar nicht mehr, stattdessen ging’s zur „Aftershow-Party“ ins Skorbut auf dem Kiez, wo man die Feier anscheinend bis um 9:00 Uhr morgens fortführte… Wahnsinn. Was für eine Frühjahrseinstimmung!

29.03.2011, Headcrash, Hamburg: BONDED BY BLOOD + LAZARUS A.D.

Nachdem der kleine Club bei D.R.I. ja fast aus allen Nähten platzte, hatten diesmal nur ca. 50 Leute die gleiche gute Idee wie ich, sich diese beiden Oldschool-Thrash spielenden Neothrasher anzusehen. Bei der Gelegenheit wurde mir aufgrund der größeren Übersichtlichkeit auch erst bewusst, WIE klein der Laden wirklich ist. Ein kleiner Laden der großen Preise, um genau zu sein, denn mit 15,- € an der Abendkasse war der Konzertbesuch alles andere als ein Schnäppchen. Gegen 21:15 Uhr oder so eröffneten LAZARUS A.D. aus Wisconsin, USA, den Abend. Die Band hat bisher zwei Alben draußen, ist mir bislang aber lediglich von gelungenen Samplerbeiträgen bekannt. Live sind sie ziemlich fit, aber längst nicht jeder Song traf meinen Geschmack. Einiges klang mir zu modern und war mir zu midtempolastig. Vor allem war es aber eines: LAUT! So unfassbar laut, dass es wirklich schon wehtat und ich mir zum allerersten Mal in meinem Leben Ohrenstöpsel besorgte und diese in die Gehörgänge popelte. War das die Rache dafür, dass ich’s beim D.R.I.-Konzert bisweilen etwas zu leise fand? Ca. nach ’ner dreiviertel Stunde war dann Schluss und der eigentliche Grund meines Erscheinens, BONDED BY BLOOD aus Kalifornien, legten nach kurzer Umbaupause inkl. Soundcheck los. Von den zwei veröffentlichten Alben nenne ich das erste mein Eigen, das mich sehr überzeugt hat. BBB klingen wie eine Mischung aus frühen Exodus und Vio-lence, fabrizieren also hysterisches, hyperaktives Gehacke. Oftmals pfeilschnell, aber mit passenden Breaks und Variationen, so dass die Songs einen guten Wiedererkennungswert besitzen. Hier konnte ich meine Ohrstöpsel auch in der Tasche lassen; entweder hatte man ein Einsehen und die Lautstärke etwas gedrosselt oder meine Lauscher hatten das Handtuch geworfen und ihre Empfindlichkeit heruntergeschraubt, um diese begnadete Band nicht abgedumpft über sich ergehen lassen zu müssen. Das spärliche Publikum bewegte sich inkl. meiner nun auch etwas mehr, trotzdem war’s eigentlich Perlen vor die Säue. Schon seltsam, solche Bands, zu denen in den 80ern vermutlich jederzeit das reinste Slam-, Mosh- und Dive-Inferno abgegangen wäre, so zu sehen. Aber wat soll’s, der Sänger, der anscheinend ein anderer als auf meiner Platte war, hat das beste draus gemacht, sich den Spaß nicht nehmen lassen und verfügt über das genau richtige Organ für diese Mucke. Auch dieses Set war aber recht kurz, nach einer Zugabe war ebenfalls nach einer dreiviertel Stunde schluss. Kurz aber sehr gut! Eine geile Band, deren zweites Album nun auch schleunigst in meine Sammlung wandern muss.

Wer was für zünftigen Thrash übrig hat, sollte BONDED BY BLOOD auf jeden Fall mal seine Aufmerksamkeit widmen.

19.03.2011, Headcrash, Hamburg: D.R.I. + LIQUID GOD

Um mir meine alten HC-/Thrash-Crossover-Helden D.R.I. endlich einmal live anzusehen, suchte ich am Abend des 19.03. erstmals das Headcrash auf dem Kiez auf. Ich traf um kurz vor 21:00 Uhr ein und musste feststellen, dass die auf meiner im VVK gesicherten Karte aufgedruckte Uhrzeit „20:30 Uhr“ keinesfalls der Einlasszeitpunkt, sondern der tatsächliche Konzertbeginn war. Nun gut, der frühe Vogel findet bekanntlich auch mal ein Korn und so war die Vorband bereits in Gange. Zu meinem Entsetzen musste ich aber feststellen, dass das keinesfalls SSS, sondern eine indiskutable lokale Langweiler-Metal-Combo namens LIQUID GOD war, da SSS ihren Auftritt abgesagt hatten. Dass das billigste Bier mit 2,50 EUR für 0,33 Liter zu Buche schlug, war dann das Tüpfelchen auf dem I eines vollkommen missratenen Konzertauftakts.

Der nicht sonderlich große Laden war aber schon ganz gut mit einem völlig gemischten Publikum gefüllt, obwohl sich ein größerer Teil der Leute verständlicherweise lieber vor der Tür aufhielt. Kurz, bevor D.R.I. loslegten hab ich dann auch endlich ein paar bekannte Gesichter entdeckt (bzw. sie mich) und mitbekommen, dass das Headcrash ausverkauft war. An der Kasse mussten mehrere Leute abgewiesen werden und der Laden war wirklich brechend voll, es war ein einziges Gequetsche und Gezwänge. Noch bevor die Band startete, fingen schon die ersten an, nervös herumzuhüpfen und mit dem Intro gab’s kein Halten mehr – das ja ganz gerne mal als etwas hüftsteif verschrieene norddeutsche Publikum ging sofort mit und hat durchgehend eine geile Party gefeiert – inkl. Stagediven, Crowdsurfen etc. Bei „Thrashard“ sah’s sogar aus, als wären locker Dreiviertel des Saals in Bewegung! D.R.I. spielten sich durch die Klassiker, beherrschten sowohl die alten Speedcore-Attacken als auch das thrashige Crossover-Zeug und hatten anscheinend genauso viel Bock auf das Konzert wie das Publikum. Der Sound war auch ziemlich gut, wenn auch verhältnismäßig leise. Natürlich wurde die Band nach dem ersten verlautbarten Ende des Konzerts lautstark zurück auf die Bühne gefordert, woraufhin ich im Zugabenblock eine völlig geile Version von „Five Year Plan“ hören durfte. Lediglich meinen alten Lieblingssong „Manifest Destiny“ habe ich schmerzlich vermisst. Sänger Kurt mit langen Haaren und Bart rief zwischendurch dazu auf, lokale HC-Bands zu unterstützen und lobte das D.I.Y.-Prinzip. Sympathisch.

Der Gig hat mich so sehr euphorisiert, dass der ganze Ärger vorher vergessen war. Meine anfängliche Skepsis hat sich als unangebracht gewiesen, D.R.I. haben’s nach wie vor drauf. Und da ich ein verlorengegangenes Handy seinem überglücklichen Besitzer zurückgeben konnte, wurde ich zudem mit lecker Freibier bedacht, was die eigenen Finanzen schonte. Ein geiles Konzert in einem etwas fragwürdigen Ambiente.

Anschließend ging’s ins Skorbut, wo ich noch ca. die Hälfte des Gratis-Gigs von HIGHSCHOOL NIGHTMARE mitbekam und bis zum nächsten Morgen bei Bier und Gesprächen verweilte.

12.03.2011, Villa, Wedel: LABSKAUS + INSIDE JOB + UNHOLY HANDJOB + LAST LINE OF DEFENSE + DER FAUSTMÖRDER

Krankheitsbedingt stand mein Besuch von „Lars‘ & Lars'“ Geburtstagsparty auf der Kippe; hätte ich mir das tatsächlich nehmen lassen, hätte ich mich aber sehr geärgert. War wieder einmal ein geiler Abend, alle (!) Bands top, besonders LABSKAUS, die ich noch gar nicht kannte, haben mich positiv überrascht. Rüpeliger Punk mit deutschen Texten, paar echten Hits und sympathischem Gesamteindruck. INSIDE JOB hab ich zum zweiten Mal gesehen, schneller Oldschool-HC mit kurzen Songs, war diesmal im Gegensatz zum letzten Auftritt, wo irgendwie der Wurm drin war, auch technisch echt fit. Der Sänger gab wieder alles ohne Rücksicht auf (eigene) Verluste, inkl. BLACK-FLAG- und NEGATIVE-APPROACH-Coverversionen. UNHOLY HANDJOB boten wieder ihre unheimliche Themenvielfalt dar (Lieder gegen Krieg, gegen Krieg, gegen Krieg und gegen Menschen, weil Menschen machen Krieg), ob die Band tatsächlich Texte hat, bezweifle ich aber immer noch. Faszinierend aber, wie der Gitarrist zum hysterischen weiblichen Geschrei ein geiles Riff nach dem anderen aus der Hüfte schleudert, und der Drummer hat’s ebenfalls 100%ig drauf. LAST LINE OF DEFENSE hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, gefielen natürlich auch wieder sehr gut. Gibt’s da eigentlich irgendwann mal ’ne neue Platte oder so? DER FAUSTMÖRDER betraten maskiert die Bühne und lieferten eine Konzeptshow zum Thema „Faust“ ab. Kurzweilig und sehr unterhaltsam.

Erwähnenswert auch der Junge (Wie alt war der? 11?), der nach INSIDE JOB zusammen mit deren Drummer seine beeindruckenden Gitarrenkünste beweisen durfte. Top!

Ebenfalls top: Gemischtes (Punks, Metaller, Skins etc.) und absolut sympathisches Publikum, kein Ärger und nix. Vielen Dank auch für Gästelistenplatz und Freibierstempel!

Wäre ist etwas fitter gewesen, hätte ich bestimmt auch mal so richtig das Tanzbein geschwungen. Wedel ist immer wieder eine Reise wert!

27.02.2011, Villa, Wedel: ANTICOPS + OUT OF STEP + BRICKTOP + GENTLEMEN’S SPORTS + REGRET YOUR LIES

BRICKTOP kamen als Ersatz für die ausgefallenen BULLSEYE.

Nach einem für einen HC-Gig wie ich fand ellenlangen Soundcheck eröffneten GENTLEMEN’S SPORTS irgendwann endlich den Abend mit moshigem HC à la MADBALL & Konsorten – technisch fit, aber natürlich sehr vorhersehbar. Mir Ignorant reichen bei sowas die Originale. Das Cover des MADBALL-Klassikers „Down By Law“ kam aber sehr gut. Das Publikum war übrigens ein gänzlich anderes als sonst in der Villa. Sehr viele Kids.

Dann ging’s weiter mit BRICKTOP, die in eine ähnliche Kerbe schlugen. Die Mucke war glaub ich bischn langsamer als bei der vorherigen Band. Hm. War nicht schlecht, aber auch nichts, was mich jetzt vom Hocker gerissen hätte. Der Bassist, der sein Instrument auf Brusthöhe spielt, sorgte für ein paar witzige Einlagen. Beide Bands stammen aus der „DSA-Crew“, mit der ich dadurch erstmals in real konfrontiert wurde. Mit bekacktem Kung-Fu-Gehopse hielt man sich glücklicherweise sehr zurück – der positive Einfluss Paddys? (OUT OF STEP)

Wenn mich nicht alles täuscht, waren nun auch endlich OUT OF STEP dran, neben Langeweile, Hummeln im Arsch und Neugier auf Blicke über den eigenen Tellerrand der Hauptgrund für mein Erscheinen. Hab die zu ihren Anfängen relativ häufig gesehen, dann aber irgendwie ’ne recht lange Zeit gar nicht mehr und war überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden, kannte auch die neueren Aufnahmen gar nicht. Schande über mich, denn OUT OF STEP waren gewohnt genial, streuten geile Coverversionen ein, machten klasse Ansagen und riefen den Mob zum Durchdrehen auf. Hier erreichte die Stimmung auch ihren Höhepunkt, war auch einfach ein großartiger Auftritt. Hektischer „Posi-Core“ mit klasse Frontmann, der ständig das Publikum mit einbezieht. Hab mir gleich mal die mir fehlenden CDs mitgenommen und werde mich mal auf den neuesten Stand bringen.

REGRET YOUR LIES sind eine blutjunge Band, anscheinend erst letztes Jahr gegründet und die Bandmitglieder 16-jährige Teenies. Die Mucke war zwar keinen Meter originell oder eigenständig, halt wieder dieses Moshcore-Zeug oder wie auch immer, aber die Instrumente wurden beherrscht und authentische Energie war da. Der eine Typ, der vorher immer die kleine Miss Teenage-HC (nicht missverstehen, ihr Ferkel ;)) im viel zu großen Oberhemd (oder soll ich „Wifebeater“ sagen?) Huckepack genommen hat und durchs Publikum gesprungen ist, stand nun mit auf der Bühne, sie durfte auch ab und zu ins Mikro trällern und schnell war gar nicht mehr so richtig klar, wer überhaupt zur Band gehörte und wer nicht, haha. Hier musste der mitgereiste Disneyclub dann aber doch mal zeigen, wie toll man seine Kampfsport-Moves beherrscht, naja… haben jedenfalls ihre Band gut unterstützt. Also, dass die Jungs und Mädels da wat auffe Beine stellen, statt inner Disse abzuhängen, ringt mir Respekt ab. Trotzdem halte ich es aber ganz mit dem Spruch „Never trust a Hardcore Kid that never listened to Punk“ (und ich fürchte, davon liefen diesen Abend viele herum) und stehe diesem ganzen Zeug skeptisch gegenüber.

Bei den ANTICOPS aus Berlin, eigentlich so’ne Art Headliner des Abends, war dann aber endgültig die Luft raus. Viele waren inzwischen gegangen; entweder mussten sie ins Bett (:D), dachten vielleicht, die letzte Bahn würde gleich fahren, hatten keinen Bezug zur einzigen Band von außerhalb oder aber schlicht nach vier HC-Bands die Schnauze voll. Die ANTICOPS haben sich dann zwar gut ins Zeug gelegt, waren aber sichtlich enttäuscht ob des geringen Zuspruchs. Leider konnte ich mit der Mucke auch gar nichts anfangen, dieses tiefgestimmte, monotone Brüllzeug gibt mir einfach nix, sorry. Da es meine stockbesoffenen Begleiter mittlerweile auch eher auf den Kiez gezogen hat, bin ich dann, wie ich zu meiner Schande eingestehen muss, auch mittem im Set abgehauen und gen Skorbut getuckert. Tat mir echt leid für die Band, aber wer weiß, vielleicht hat man gegen Ende mit den Verbliebenen ja doch noch gut gefeiert.

Ach ja, trotz mehrmaliger Aufforderung (ich glaube, es war bei BRICKTOP) hat kein einziger Circle Pit gekappt.

Unterm Strich ein nicht uninteressantes Konzert, bei dem ich aber lediglich OUT OF STEP wirklich überzeugend fand. Der Rest ist einfach echt nicht mein Ding, nicht meine Szene, nicht meine Interpretation von Hardcore.

16.02.2011, Markthalle, Hamburg: SODOM + DIE HARD + SUFFERAGE

Ich war vorgestern bei SODOM + DIE HARD + SUFFERAGE in der Hamburger Markthalle. Bei ungemütlichen Temperaturen trafen meine Begleitung und ich gegen 18:45 Uhr am Ort des Geschehens ein und genehmigten uns ein im wahrsten Sinne des Wortes Warm-up-Bierchen, wozu sich schnell ein sich die Kante gebender Jüngling im Sodom-Shirt gesellte. Dieser kam aus Freiburg, war wegen eines Vorstellungsgespräches in Bremerhaven in Norddeutschland und hat seinen Aufenthalt kurzerhand für das Konzert verlängert. Und da die Süddeutschen gerne quasseln, besonders, wenn sie gut einen im Tee haben, wussten wir innerhalb kürzester Zeit bestens über die Konzert- und Discoszene in Freiburg und dem schweizerischen Bratteln (oder so) Bescheid. 😀

Ich hatte eigentlich ähnlich wie beim Thrashfest kürzlich mit einer vollen Hütte gerechnet, doch zum Konzertbeginn pünktlich um 19:30 Uhr war der Saal noch sehr übersichtlich gefüllt. Die Hamburger SUFFERAGE begannen mit typischem Death Metal, sauber rübergebracht, aber überraschungsarm und wenig innovativ. Ein, zwei Songs stachen aber aus der schleppenden musikalischen Walze heraus und die Band kam sympathisch rüber. Leider gefiel mir der Sound wie häufig in der Markthalle überhaupt nicht, die Bassdrum wurde so dermaßen in den Vordergrund gemischt, dass sie praktisch alles andere übertonte und klang dadurch ziemlich künstlich. In der Umbauphase hab ich doch tatsächlich alte Kumpels wiedergetroffen und der Laden füllte sich mittlerweile beständig mit Metalheads, die sich die Schweden von DIE HARD anschauen wollten. Die sorgten dann auch ordentlich für Stimmung, hatten optisch auch einiges zu bieten und spätestens mit dem VENOM-Cover „Countess Bathory“ das Publikum auf ihrer Seite. Schönes Oldschool-Black-Thrash-Zeug, besonders die temporeichen Songs wussten zu gefallen. Gegen Ende gab’s sogar einen kleinen Ohrwurm, vermutlich der Hit der Band. Schönes Ding, leider war aber hier der Sound alles andere als optimal und klang breiig und blechern. Warum kann man nicht auch den Vorgruppen mal einen vernünftigen Klang bescheren? Ist doch scheiße, sowas.

Die Stimmung war jetzt jedenfalls prächtig, die gute Nachricht vom Fußball hat diese noch verstärkt und nun sollte ich ENDLICH zum ersten Mal in meinem Leben SODOM sehen, jene Kult-Thrash-Institution, die ich schon seit x Jahren regelmäßig höre. Zwar kenne ich das neue Album noch nicht, konnte den Opener „In War and Pieces“ aber sofort mitgrölen und freute mich darüber, dass ich glaube gleich Song Nummer 2 schon der Klassiker „Sodomy and Lust“ sein sollte. Spätestens jetzt war ich komplett euphorisiert und feierte jeden einzelnen Akkord. Die Songauswahl war klasse und endlich war der Sound auch vernünftig, lediglich Bernemanns Gitarre war anfänglich etwas zu leise. Der neue Mann hinter der Schießbude machte seine Sache ganz vorzüglich, verzichtete aber wie ich glaube auch schon sein Vorgänger auf die Witchhunter-Trommelwirbel, die ich auf der ersten Sodom-Liveplatte so liebe. Mein persönlicher Höhepunkt war der Uralt-Heuler „Blasphemer“, der mit einer Vehemenz durch die mittlerweile volle Halle geballert wurde, dass ich noch heute leichte Nackenschmerzen verspüre. „Masturbate to kill myself“, ganz großes Damentennis!!! Schade nur, dass die Melodie der deutschen Nationalhymne während „Bombenhagel“ weggelassen wurde, haha. Zwischendurch erwähnte Tom, dass er sich immer freut, wenn ein Außenseiterteam wie St. Pauli oder Schalke 04 mal gewinnt und erntete frenetische „Sankt Paulihi, Sankt Paulihi!“-Rufe – sehr zum Unmut gewisser Leute wie z.B. dem Bauern, der schräg hinter mir geflucht hat wie ein Rohrspatz und fast wie Rumpelstilzchen auf einem Bein herumgehüpft ist, gnihihi… „The Saw is the Law“, „Nuclear Winter“ (Killer und Nackenbrecher vor dem Herrn!), „Der Wachturm“, „Eat Me“, „Agent Orange“ usw. usf… ein geniales Brachialgewitter. Unser Freiburger Freund hielt sich übrigens permanent in der ersten Reihe auf und etablierte bereits bei der ersten Band den Schlachtruf „Freibier für alle!“, was augenscheinlich auch belohnt wurde – er bekam tatsächlich immer wieder Getränke von der Bühne gereicht. Beharrlichkeit führt manchmal eben doch zum Ziel…

Mit mittlerweile auch ordentlich Sabbelwasser intus wurde nach einem der besten Markthallen-Konzerte seit langem dann irgendwann die Heimreise angetreten und noch über Gott und die Welt gequatscht und sich am Bierchen gelabt, bis ich zu Hause hochzufrieden in den Schlaf sank und heilfroh war, mir in weiser Voraussicht den nächsten Vormittag freigenommen zu haben…

War hoffentlich nicht mein letzter Besuch in Sodom!

Stefan Bollinger / Fritz Vilmar – Die DDR war anders: Eine kritische Würdigung ihrer wichtigsten sozialkulturellen Einrichtungen.

bollinger, stefan + vilmar, fritz - die ddr war andersBeginnt ziemlich wissenschaftlich und nicht unbedingt einfach zu lesen, doch hat man die Einleitung erst mal hinter sich gelassen, wird an exemplarischen Beispielen deutlich, dass auch die DDR über progressive Elemente verfügte, die im Zuge der Einheit und einseitiger Geschichtsschreibung hinweggefegt wurden und in Vergessenheit geraten sind bzw. sollen.

Sehr differenziert, kritisch und sachlich.

05.02.2011, Rote Flora, Hamburg: JESUS SKINS + FEINE SAHNE FISCHFILET + CONTRA REAL

Ich war seit dem Fauxpas mit Left Jab vor Jahren zum ersten Mal wieder in der Roten Flora, anlässlich des Soli-Konzerts mit den JESUS SKINS, FEINE SAHNE FISCHFILET und CONTRA REAL.

Und es war echt verdammt nett. Entspannte Atmosphäre, freundliche Menschen, Punk Rock Spirit – nicht zuletzt durch den sehr fähigen DJ. Mit Dritte Wahl auf den Ohren per MP3-Player kam ich an der Flora an, betrat den Laden, und was lief? Dritte Wahl, haha. Wenn das mal kein gutes Omen war ;). CONTRA REAL fingen an, textlich engagierter, kämpferischer, musikalisch rudimentärer Schrammelpunk, sympathisch, trotz etwas langer Ansagen. Das Publikum nahm den Opener eher verhalten auf. Lag vielleicht auch am grottigen Sound. Weiter ging’s mit Ska-Punk von FEINE SAHNE FISCHFILET aus S-H und plötzlich war die Bude gerammelt voll – unglaublich! Die Band sorgte ordentlich für Stimmung und eine Coverversion von 2 Unlimited im Ska-Punk-Gewand („No Limit“) hat dann auch mich sehr erheitert. Der Sound war immer noch scheiße, aber egal. Dann endlich der heimliche (?) Grund meines Erscheinens, die JESUS SKINS, die ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Betrunkene Bandmitglieder lieferten eine erwartungsgemäß trashige und pannenreiche Vorstellung, EIGHT-BALLS-Pierre unterstützte bei einigen Songs, was diesen den richtigen Kick verpasste. Mittlerweile hielt ich mich auch vor der Bühne auf, wobei links nur der Bass und rechts nur die Gitarre zu hören waren. In der Mitte wurd’s dann matschig. Scheiß Sound also auch hier, hat aber nicht weiter gestört, sondern irgendwie in das Ambiente gepasst. Hat Laune gemacht und kam schön prollig rüber, das Publikum hingegen war augenscheinlich aber in erster Linie wegen der Fischfilets da, haha…

Anschließend ging’s weiter mit Disco, wobei eine sehr feine Songauswahl meinen Ohren schmeichelte und ich überlegte, nicht vielleicht sogar doch noch dazubleiben. Bin dann aber doch per Taxi (nach Einladung, besten Dank!) ins Skorbut und hab den ganzen Fußball- und Bullenscheiß Fußball- und Bullenscheiß sein lassen…

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