Günnis Reviews

Autor: Günni (page 82 of 107)

THE REVERED PEYTON’S BIG DAMN BAND – THE WHOLE FAM DAMNILY CD

(www.sideonedummy.com) / (www.bigdamnband.com)

Ein dicker, stämmiger Typ mit Vollbart, Hosenträgern und Akustik-Klampfe, (s)eine dicke Frau mit Waschbrett und ein Weiterer, der sich um die Percussions kümmert – richtig, hier geht es nicht um Punkrock, sondern um Südstaaten-Country-Blues, der bemüht authentisch inkl. Südstaaten-Akzent etc. daherkommt, sich das eine oder andere Augenzwinkern aber nicht verkneifen kann – was wohl der Grund dafür ist, dass wir diese Scheibe zugeschickt bekommen haben und die Band mit vielen Punkbands auftritt… Ein Schelm also, wer das Ganze für ein Projekt hält, das seinen Ursprung in „unserer“ Szene hat. Aus der minimalistischen Instrumentierung wird jedenfalls einiges herausgeholt und die Songs besitzen verdammt viel Energie, so dass die Scheibe jedem, der grundsätzlich mit solcher Mucke was anfangen kann, viel Spaß machen dürfte. Die Liebe zum Detail ist auf jeden Fall gegeben und zieht sich durch die Gestaltung des Albums angefangen beim matten Digipak mit gezeichnetem, die Bandmitglieder abbildendem Cover, den irgendwie auf alt getrimmten Fotos bis hin zu den simplen, aber aussagekräftigen Texten, die dann schon mal wie folgt klingen: „Wal-Mart killed the Country Store / They discriminate by race and age / Won’t pay nobody a living wage“ oder auch „I want to thank y’all for the food that you made us / But it don’t hold a candle to Mama’s fried potatoes“. Hat was! 13 Songs in 40 Minuten. Ohne Wertung. Günni

NO EXIT – IHR NICHT! CD

(www.volksmusike.de) / (www.no-exit.de)

Oh je, NO EXIT… Um die Berliner hatte ich bislang eigentlich immer einen Bogen gemacht, waren nie so mein Ding, und nun erwischt es mich eiskalt mit ihrer neuen Platte. Um es vorweg zu nehmen: Auch dieses Album ist nicht mein Ding. Das ist mir alles viel zu durchschnittlich, austauschbar, abgedroschen und wenig originell. Deutschsprachiger, moderner Punkrock mit ein paar kämpferischen Texte für die nächsten „Schlachtrufe“ und „Punkinvasion“-Teile und Persönlicherem, um nicht darauf reduziert zu werden und dem jugendlichen Bahnhofspunker ein wenig Romantik zu vermitteln. Richtig scheiße wird’s bei „8Cola 8Bier“, als ob man „A.C.A.B.“ nicht einfach aussprechen könnte… das riecht mir alles zu sehr nach Berufsrevoluzzer, der es sich in seinem Image bequem gemacht hat. Für Hörer von ZAUNPFAHL und ähnlich gruseligen Bands vielleicht die Offenbarung, ich persönliche greife zu anderem Material, wenn ich guten deutschsprachigen Punk hören will. Negativ ins Gewicht fallen auch die viel zu basslastige Produktion, bei der der Viersaiter alles gnadenlos übertönt, das schaurige Cover mit möchtegerncool posierendem Sänger und weitere Schönheitsfehler wie eine falsch abgedruckte Trackreihenfolge. Und eines noch: Im Song „Argentina“ alle Spieler der argentinischen Fußballnationalmannschaft von 1978 aufzuzählen, die seinerzeit den WM-Titel holte, interessiert hier keine Sau, ist doch der großartige Sieg der deutschen Elf gegen Argentinien im WM-Finale 1990 unvergessen, als sogar ein Maradonna gegen einen Guido Buchwald noch kleiner wurde, als er ohnehin schon ist. 85. Minute, 1:0 Brehme, Weltmeister! Ganz zu schweigen vom Sieg im Viertelfinale 2006… aber ich schweife ab. Also, NO EXIT sind nichts für mich und daran hat auch dieses Album nichts geändert. Objektiv betrachtet ist es für einen Verriss dann aber eben doch nicht schlecht genug, weshalb ich mal „3-4“ sage… Kommt im Digipak, im Booklet gibt’s die Texte nachzulesen und Fotos zu begucken und insgesamt sind’s zwölf Songs in 40 Minuten. Günni

KOMMANDO KAP HOORN – DIE ZUKUNFT DER TIEFE CD

(www.impact-records.com) / (www.myspace.com/kommandokaphoorn)

Das KOMMANDO KAP HOORN stammt nicht etwa aus Südamerika, sondern aus Bremen und setzt sich aus Überbleibseln der Band FREE RANGE TIMEBOMB und neuen Leuten zusammen. Die Wahl des Bandnamens dürfte also weniger geographischen Ursprungs als mehr assoziativer Natur sein: Aus den deutschen Texten wird deutlich, dass man sich in dieser Gesellschaft mitunter fühlt wie an der berüchtigten Südspitze Amerikas, an dem „selbst der Teufel erfrieren“ würde, wie Charles Darwin einst konstatierte. Auf treibendem, leicht metallischem HC-Punk liegen von Hoffnungslosigkeit, Desillusion und Wut geprägte Texte, die mit „Der seltsame Baum“ etwas hippiesk starten, sich aber schnell zwischen direkten HC-Knallern und nachdenklicher, metaphorischerer Lyrik einpendeln und für Abwechslungsreichtum und Parolenfreiheit sorgen. Musik, Texte und die knackige Produktion erinnern mich noch am ehesten an DRITTE WAHL, um wenigstens mal grob die Richtung anhand eines Vergleichs vorzugeben. Im Zweifelsfall entscheidet sich die Band eher für Geradlinigkeit und Dynamik denn für filigrane Melodie, trotzdem hat es der eine oder andere Ohrwurm aufs Album geschafft. Als Beispiele seien „Asozial“ und vor allem „Raubtier Mensch“ genannt. Die CHAOS-Z-Coverversion „Alles grau“ fügt sich ebenso wie die kunstvolle, düstere Gestaltung des Booklets perfekt in das Gesamtkonzept dieses Debütalbums ein, das einen rundum positiven Eindruck hinterlässt, mit dem letzten Song „Euer Leben lang“ allerdings zumindest musikalisch einen Stilbruch begeht und sanfte Klavierklänge zu verzerrtem Sprechgesang, bedeutungsschwangere misanthropische Phrasen vortragend, ertönen lässt. Abzüge in der B-Note gibt es lediglich für die Rechtschreibfehler bei den abgedruckten Texten. Eine Vinyl-Version soll übrigens folgen! 13 Songs in 38 Minuten. 2. Günni

KOMMANDO ZURUECK – FROM OUT OF SPACE CD

(www.politicide.net) / (www.kommzu.de.vu)

Kein Punk! Zumindest musikalisch nicht. Die selbsternannten „Aliens from outer space“ haben eine Platte voll übelstem Elektrotrash (Mischung aus poppigen Discobeats und ATARI-Mucke aus den 80ern) verbrochen, vermutlich um die Menschheit in den Wahnsinn zu treiben. Dazu lernen sie sogar extra unsere Sprache und berichten uns auf extraterr(or)istische Weise von Astronauten, Laserstrahlen, Megabytes, Natriumglutamat und Bier von der Tanke. Sprich: Witzige Texte und Musik an der Grenze zur Unanhörbarkeit und manchmal auch darüber. Also genau das richtige für Freaks, Nerds und Drogenabhängige, die auf der Suche nach dem nächsten Ding sind, das garantiert niemand außer ihnen selbst hört. Kommt in äußerst minimalistischer Aufmachung mit schlecht gezeichnetem Cover und völligem Verzicht auf Booklet, unnötiges Layout oder sonst irgendwas, was ohnehin nur ablenken würde. 13 Songs in 30 Minuten. Ohne Wertung. Günni

THE ZERO POINT – SHAMELESS SELFPROMOTION CD

(www.impact-records.com) / (www.thezeropoint.8k.com)

Bei THE ZERO POINT handelt es sich um eine reformierte Punkband der ersten Stunde aus Dänemark, die zu früheren Schaffenszeiten nicht unbedingt inflationär Tonträger auf den Markt geworfen hat – handelt es sich hierbei doch um ihr Debüt-Album! Und das kann ich zwar mangels Kenntnis nicht mit dem alten Zeug vergleichen, aber es kann sich mit seinem proletarischen, lebensbejahenden, von sich und seiner Sache voll überzeugtem Streetpunk durchaus hören lassen. Textlich feiert man seinen Lifestyle und seine Attitüde, spendet allen Widrigkeiten zum Trotz neuen Mut und beweist mit einem Song wie „Shitfaced In A Spitfire“, der von einem sturzbetrunkenen Kampfpiloten handelt, Humor. Die Produktion geht ebenfalls klar, ebenso wie die Coverversion von „Chinese Rocks“, wobei der Titel langsam aber sicher nun wirklich etwas ausgelutscht ist. Ideale Mucke für die Punkrockkneipe! Etwas schade finde ich aber, dass es keinen Song in Landessprache zu hören gibt. Das Booklet kommt mit allen Texten und einigen Fotos und das Cover bietet die Rückansicht einer hübschen Punkette, die für mind. die Hälfte der Bandmitglieder aber etwas zu jung sein dürfte, haha. Allerdings hätte man ruhig mal einen Lektor über die Texte lesen lassen können, um den einen oder anderen Rechtschreibfehler zu vermeiden. Runde Sache, die Spaß macht und dem Hörer genau das bietet, was er erwartet. Deutlich überm Nullpunkt! Elf Songs in 38 Minuten. 2-3. Günni

DIE FROHLIX – KEIN MANN FÜR EINE NACHT Maxi-CD

(www.suppenkazper.de) / (www.frohlix.de)

Die wiedervereinten FROHLIX nahmen sich hierfür des Klassikers der SUURBIERS an und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Original gar nicht kenne. Die hier vorliegende Version kommt auf jeden Fall überraschenderweise richtig gut und entpuppt sich mit ihren Offbeat- und Bläser-Einlagen als echter Hit! Auch die anderen beiden Songs können sich hören lassen: „Zugezogen“ schildert witzig-sarkastisch, wie man vom Regen in die Traufe kommt, wenn man blauäugig meint, durch einen Umzug einem feindlich gesinnten Umfeld entfliehen zu können, denn (Zitat): „Den geistigen Schnauzbart rasiert hier keiner ab“. Es folgt eine weitere Coverversion, nämlich „Ritter Rost hat Geburtstag“ aus dem gleichnamigen Hörspiel, das ich ebenfalls nicht kenne. Aber auch dieser Song gewinnt mit seinem weiblich/männlichen Wechselgesang und dem Text, der uns alten Säcken hier wie auf den Leib geschneidert scheint, haha. Inhaltlich also eine echt gut Scheibe, bei der mich nur das Format etwas stört: Whatever happened to the good old 7“? Drei Songs in acht Minuten. 2. Günni

PARANOYA – ATMEN LP/CD

(www.majorthreat.de) / (www.paranoya-online.de)

Holla, ganz schönes Brett! Schreibt der Beipackzettel noch ganz allgemeingültig von “verschiedenen Punkstilen” und “sowohl persönlich als auch sozialkritisch” angelegten Texten, bläst nach dem Ein- bzw. Auflegen der Scheibe ein ganz schöner HC-Sturm aus den Boxen, der allerdings tatsächlich immer mal wieder von etwas punkrockigeren Klängen aufgelockert wird. Erwähnenswert finde ich auf jeden Fall die Metal-Einflüsse, die hier und da immer mal wieder aufblitzen und ebenso wie die teils besorgniserregend wütenden Schlagzeugattacken das Salz in der musikalischen PARANOYA-Suppe darstellen. Auf der Produktionsseite wurde versucht, das Maximum rauszuholen, was ich persönlich in dieser Form jetzt nicht unbedingt gebraucht hätte, befindet sich das Ergebnis doch m. E. am Rande zum Überproduzierten. Aber passt schon. Die größtenteils deutschsprachigen Texte wirken in ihrer Mischung aus Pessimismus und Wut kämpferisch und aufrüttelnd. Hierbei fällt aber auf, dass die Texte sich größtenteils in recht starren Reimschemata bewegen, was sie, insbesondere im Zusammenhang mit dieser Art von Punk/HC, nicht in diesen Ausmaßen bräuchten. Die (wenigen) englischen Texte fallen allerdings deutlich ab. Mit diesem zweiten Longplayer (der erste ist mir gänzlich unbekannt und auch schon acht Jahre alt) ist den Jungs ein interessantes, abwechslungsreiches Album gelungen, bei dem es was zu entdecken gibt und das geradezu nach mehreren Durchläufen schreit! So habe ich mir auch noch keine abschließende Meinung gebildet, kann aber schon mit Gewissheit sagen, dass mir das Gehörte gefällt! Im Booklet wurden die Texte abgedruckt und individuell zu jedem Song grafisch anders unterlegt. 19 Songs in 46 Minuten, Anspieltipp: “Stadtrand”. 2-. Günni

HAFERSLIME – GESCHRAMMELTE WERKE (DEMO) CD-R

(www.haferslime.de.vu)

100% Oldschool-HC-Punk auf deutsch mit Uffta und den üblichen Texten knallt einem die von manch einem schon als „Legende“ bezeichnete Warendorfer Punkband HAFERSLIME auf ihrem Demo vor den Latz und bewegt sich damit soundtechnisch irgendwo zwischen SCHLEIMKEIM und URLAUB IM ROLLSTUHL, würd ich jetzt mal so spontan sagen. Der Sound ist ok und die Scheibe ist’s auch. Zu den 17 Eigenkompositionen gesellen sich noch vier Coverversionen von den üblichen Verdächtigen. Hätte in den 90ern gut auf die „Sicher gibt es bessere Zeiten…“-Samplerreihe gepasst. Gerne so weitermachen! 21 Songs in 37 Minuten. 2-3. Günni

STAUENDE – ALLES WIRD GUT CD

(www.stauende.com)

Gar nix wird hier gut, schon gar nicht diese Düsseldorfer Melange aus Proll-Rock und unsäglichem Fun-Punk. Das ist vielleicht was für Fans von REVOLVERHELD und Co.,
denen die TOTEN HOSEN fast schon zu hart sind, aber nichts für mich. Daran ändert auch das schicke Booklet mit allen Texten nichts und schon gar nicht das irreführende Cover, das mit seiner düsteren Gestaltung im Zusammenhang mit dem Bandnamen eher eine nachdenkliche oder kämpferische Punk-Scheibe vermuten lässt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber den Song für Fortuna Düsseldorf, unter deren Fans die Platte sicher besser ankommen wird als bei mir. Ich verkneif’ mir auch hier eine Wertung, da mir das ganze dafür dann doch irgendwie zu genrefremd erscheint. 13 Songs in 47 Minuten. Günni

DIE SCHRÖDERS – ENDLICH 18 CD

(www.die-schroeders.de)

Vollkommen glatt polierte Rockmusik von ein paar auf jugendlich machenden alten Säcken, ohne jegliche Ecken und Kanten, Credibility, Witz oder Provokation und mitunter die Grenze zur Peinlichkeit überschreitend („Heute hier morgen dort“). Konnte ich noch nie was mit anfangen und kann es noch immer nicht. Punk und Artverwandtes hat für mich immer etwas anderes ausgemacht als diese bewusst auf Radiotauglichkeit getrimmte, überproduzierte Möchtegern-Stadion-Rock-Chose. Ok, Lichtblicke gibt es auch: Die heißen hier „Emily“ (schöne Melodie, bei der tatsächlich Herzblut drin zu stecken scheint), und „Was nicht passt…“, weil mir dabei der geniale Film mit Ralf Richter ins Gedächtnis gerufen wurde. Ansonsten ist aber der Name Programm: Was Schröders Sozialdemokratie für den Arbeiter war, sind DIE SCHRÖDERS für den Punkrocker: Halbgar und unglaubwürdig. Die Texte können alle im mit Zeichnungen durchaus ansehnlich gestalteten Booklet nachgelesen werden. 13 Songs in 44 Minuten. 4-5. Günni

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