Günnis Reviews

Autor: Günni (page 91 of 107)

RED BANNER – NO ENS ATURARAN CD

(www.madbutcher.de) / (www.redbanner.cat)

Hier haben wir eine sich streng sozialistisch präsentierende Oi!-Band aus Barcelona, die keine Berührungsängste mit dem RASH-Bereich der Skinheadszene hat und ihr drittes Album komplett in Landessprache vorlegt. Die Mucke geht auf jeden Fall klar: kämpferischer, hymnischer, melodischer Mid-Tempo-Oi!-Punk, wie ich ihn mir gefallen lasse. Gut produziert ist die Platte zudem und mit satten neun Bonusstücken von früheren Veröffentlichungen angereichert. Zu den Texten kann ich jetzt sprachbarrierenbedingt nicht allzu viel sagen – bleibt zu hoffen, dass man auf Kommie-Plattitüden weitestgehend verzichtete und, wie es auch die Promo-Info suggeriert, sich in erster Linie sozial- und gesellschaftskritisch äußerte. Das dicke Booklet ist toll gestaltet und bietet alle Texte und weitere Infos, allerdings alles auf spanisch. Kann definitiv wat. 20 Songs in 64 Minuten, Anspieltipp: „El Preu A Pagar“. 2-. Günni

LADEHEMMUNG – SEID BEREIT! CD

(www.nix-gut.de) / (www.ladehemmung.com)

„Der Genre-Liebhaber wird ein neues Lieblingsalbum besitzen“, kündigt der Promozettel ziemlich größenwahnsinnig an. Solche Sprüche erweisen sich meistens als Eigentor, so auch bei dieser Hallenser Band von der Saale. Uninteressanter deutschsprachiger Punkrock/Streetrock mit Grölgesang, weder musikalisch noch textlich irgendwas Besonderes. Außer vielleicht „Bau auf“, das ist nämlich ganz besonders peinlich. Ok, „Wie es ist“ und „Auf die Pferde“ sind ganz in Ordnung, reißen das Album aber auch nicht mehr aus dem Sumpf der Durchschnittlichkeit. Die Texte kann der geneigte Hörer im Booklet nachlesen. 14 Songs in 44 Minuten. 4. Günni

DANGERBOY – S/T LP/CD

(www.ritchierecords.de) / (www.dangerboy.de)

Bei Ritchie Records traut man sich was und haut ein Album raus, das ich mal unter „special interest“ einordnen würde: DANGERBOY spielen einen eigenständigen Stilmix aus NDW/New Wave und Avantgarde-Sound, wie man ihn in den 80ern gerne mal vorgesetzt bekam. Reichlich Synthie-Einsatz, Samples, seltsame Texte, das volle Programm also. Die einen werden sich entnervt abwenden und „Neue deutscher Synthesizer, Alfred, dreh die Scheiße leiser!“ schreien, andere tanzen darauf den Mussolini oder wen auch immer. Gegebenenfalls antesten, mein Fall isses nicht. Das hat aber nichts zu sagen, gelle? Leider kann mich zur Verpackung nicht äußern, weil mir nur eine Vorab-CD im Pappschuber vorliegt. Elf Songs in 43 Minuten. Ohne Wertung. Günni

CIURMA SKINS – S/T CD

(www.ciurmaskins.altervista.org) / (www.coneheadrecords.de)

Von Sardinien (autonome Insel Italiens) stammt diese 2005 aus den Überresten der Band ANTIRUGGINE hervorgegangene Skinhead-Combo, die sich der Oi!-Mucke in italienischer Sprache verschrieben hat. Das kann sich echt hören lassen; gute, härtere Oi!-Scheibe mit kräftigem, bösem Gesang, reichlich Chören und netten Melodien. Die Texte sind nicht nur in Landessprache abgedruckt; ihnen wurden englische Übersetzungen zur Seite gestellt, denen ich Themen wie Medienkritik, Klassenbewusstsein, Selbstjustiz, Selbstbewusstsein, Szenespezifisches etc. entnehmen kann. In dieser Hinsicht nichts Überraschendes, aber auch keine schlimmen Aussetzer. Gutes Debüt! Aber irgendwie ist das Cover verdammt unscharf geworden!? Lasst da beim nächsten mal jemanden ran, der sich mit sowas auskennt. 😉 Schade, dass der Gig in Hamburg ausfiel. Zehn Songs in 30 Minuten, Anspieltipp: eigentlich alles. 2-. Günni

ANTIGEN – FLUCH DER VÄTER CD

(www.skulls-in-heaven.de) / (www.antigen-punkrock.de)

Weiblicher Gesang – deutsche Texte – Punkrock. Damit lässt sich die Göttinger Band, bestehend aus ehemaligen Mitgliedern der Bands KOLERIKA, LAUSITZ P.A.C.K. und ABNORM in aller Kürze beschreiben. Sängerin und Bassistin Steffi bringt ordentlich Power rüber, gefällt mir aber besser, wenn sie rotzig und schnell statt tief und langgezogen bzw. bemüht melodisch singt oder andere Stimmexperimente wagt. Sie ist sicherlich sehr talentiert, ich zumindest finde diesen Gesangsstil stellenweise aber etwas gewöhnungsbedürftig. Textlich gibt man sich sowohl sozial- und gesellschaftskritisch als auch persönlich und ist, was das lyrische Geschick betrifft, vielen aktuelles deutschsprachigen Punkbands weit voraus – nachzulesen im Booklet. Die musikalische Untermalung setzt mir aber zu wenig auf eingängige Melodien, die zur Stimme passen würden, und dümpelt so leider eher vor sich hin, als hängenzubleiben und wirklich Spaß zu machen – mit einer Ausnahme: Der Song „Weißer Mann“ ist ein absoluter Hit! Da stimmt alles! Ein gottverdammter Ohrwurm, wie er sein soll. Unterm Strich ist mir das aber etwas zu wenig, obwohl die Band vor Potential nur so strotzt. Paradox. 14 Songs in 41 Minuten. 4+. Günni

SCHLIMME BRÜDER – R.A.P. CD

(www.contra-net.com)

„R.A.P.“ steht in diesem Fall nicht etwa für aggro Sprechgesang, sondern meint „Rock Against Politics“ von ein paar Glatzen aus dem Torgauer „Brückenkopf“-Umfeld. Trotz des deutschen Bandnamens sind die Texte größtenteils in englischer Sprache gehalten und handeln von Blowjobs, Oi!-Musik, Skinhead-Attitüde und Selbstbewusstsein. Nichts Überraschendes oder Aufsehen Erregendes also, was hier klanglich eher zweckmäßig in mittlerem Tempo mit rauem Gesang aufgenommen wurde. Ziel war sicherlich auch einfach, eine bodenständige Skinhead-Oi!-Scheibe zu produzieren, die sich an den üblichen klassischen Vorbildern orientiert. Die Singalongs gehen eigentlich ganz gut ins Ohr, Songs wie „Oi! Music“ oder das deutschsprachige „Konzi“ sind mir aber einfach zu stumpf. Insgesamt ist mir das alles etwas zu dünn – inhaltlich wie musikalisch. Für ein Demo wär’s in Ordnung gegangen, den Longplayer empfinde ich als verfrüht. Ein paar der Texte sind im Booklet abgedruckt. Elf Songs inkl. 4-SKINS-Cover („Chaos“) in 28 Minuten. 4. Günni

ODERFLUT – FREI & LAUT CD

(www.contra-net.com) / (www.elb-power-records.com)

Bei diesem Bandnamen muss man natürlich aus Frankfurt/Oder kommen – „die Jungs von der Oder sind wieder hier“. Und was die Westpolen hier fabrizieren, spült sich ziemlich lecker ins Ohr. Flotter, gut geölter Oi!-Punk mit rauem, frechem, aber nicht angestrengt-aufgesetzt klingendem Gesang, der mehr als nur eine Tonlage drauf hat, in deutscher Sprache. 100% pogotauglich, nach vorne… erinnert vom Sound manchmal an etwas an die alten BRASSKNUCKLES-Geschichten. Ab und zu kommen Offbeats zum Einsatz, was die Scheibe angenehm auflockert. Ok, textlich wird überwiegend die Partyfraktion bedient, „Saufen macht Spaß“, „Partys, Frauen, Saufen“ etc… übrigens unter Verwendung typischer Ossi-Slang-Ausdrücke wie „knüppelhart“ und „fett“ für besoffen. 😉 Ist im Zusammenhang mit der Mucke aber nicht so übel, wie es sich zunächst anhört. Und dass die Band auch anders kann, beweisen Songs wie „Menschen deiner Stadt“ (mein Hit des Albums) oder „Walhalla“ (da kommen keine Nazis hin – ODERFLUT erklären uns, warum). Für zukünftige Alben würde ich mir mehr solcher Songs wünschen. Fazit: Musikalisch gut, textlich ausbaufähig. Schade, dass es kein richtiges Booklet gibt; so fanden auch nicht alle Texte Platz zum Abdruck. 14 Songs inkl. COCK-SPARRER-Cover („Runnin’ Riot“) in 40 Minuten. 3. Günni

AGENT KRÜGER – DER FUCHS IST AUS DEM BAU CD

(www.contra-net.com) / (www.agentkrüger.de)

Noch mehr Ostpunk, diesmal aus „Leipsch“ – und was für welcher! Mitreißender Punkrock, abwechslungs- und temporeich, geht direkt ins Bein, und über allem liegt Lode Krügers genialer wütender, leicht psychopathischer Brüllgesang! Unpeinliche, selbstironische deutsche Texte, aber auch runtergerotzte ebenso simple wie effektive Reime wie in „Gegen den Strom“, die an alte Helden wie SCHLEIMKEIM erinnern bis hin zu abgedrehtem Stoff wie „Satan“ – jeder einzelne Song zündet und macht Spaß. So muss das. Schade nur, dass nach zehn Songs in 25 Minuten schon wieder alles vorbei ist. Einige der Krügers hatten/haben übrigens schon in so Bands wie L’ATTENTAT, DER SCHWARZE KANAL oder ESKALATION ihre Finger im Spiel, wissen also, wie der Hase läuft – besonders, wenn der Fuchs aus dem Bau ist. CD mit Bonus-Live-Video. Glatte 2. Günni

DIVISION FICHTENGEBIRGE – PUNKROCKELITE / HIGH SOCIETY – SPLIT-CD

(www.contra-net.com) / (www.myspace.com/highsociety44)

Beide Bands dieser Split-Scheibe stammen aus Ostdeutschland, wobei der “DIVISION FICHTENGEBIRGE”-Part schon mal in kleiner Auflage auf Vinyl veröffentlicht wurde. Die DIVISION versorgt uns mit rudimentärem Punkrock mit sarkastischen, zynischen Texten in deutscher Sprache, immer irgendwo zwischen erfrischend anders und grenzwertig bis krank. Kommt immer dann besonders gut, wenn der Sänger einem völlig überdreht seine Klumpen hinrotzt und mich dabei z.B. an SEKRETSTAU erinnert. Auszüge gefällig? „Die dritte Welt, sie kann mich mal, ich hasse S.I.K. und DRITTE WAHL“, „Die verschissenen grünen Menschenfreunde, die Sozis mit ihrer Heuchlermeute, das ganze Pack ist kotzbeschissen, diese Friedenspisser, die alles besser wissen“, „Jeder Erste ist hier die Nachahmung des Zweiten, und im Fernsehen heulen Wölfe, die die Hammelherde leiten. Erschlag den Typ von nebenan, keiner wird ihn vermissen, er ist nur ’ne Kopie und die ist beschissen“ und zu guter Letzt aus dem Hundehasser-Song „Sex zwischen Mülltonnen“: „Denn Glasscherben und auch Reißzwecken kann man in Wurstscheiben verstecken. Im Park verstreut, welch große List – es klappt auch gut mit Rattengift“. Insgesamt neun Songs lang tobt sich die selbsternannte „Contergan-Elite“ ohne Rücksicht auf Verluste aus. Ich mit meinem Grottenhumor find’s lustig, andere werden sicherlich pikiert aufschreien.
Die HIGH SOCIETY; die mit lediglich fünf Songs vertreten ist, kann mit ihrem lahmen COTZRAIZ-Rip-Off da nicht gegen anstinken. „Stolz und frei“, „Punks & Skins“, die zu ihrem Land stehen gegen links und rechts, „Oi! Oi! Oi!“ etc… gääähn. Das kommt viel zu gewollt rüber, hat man alles schon viel besser gehört und langweilt mich eigentlich nur noch. Egal, ob man nun jemanden damit provozieren will oder das alles wortwörtlich ernst meint – mir geht’s am Arsch vorbei.
Das Booklet birgt fast alle Texte in sich, die Aufmachung geht klar. 14 Songs in 33 Minuten. Die Gewinner sind für mich die DIVISION FICHTENGEBIRGE, vergeb’ ich mal ’ne 3. Musikalisch ist da nämlich noch Steigerungspotential. Die HIGH SOCIETY muss sich mit ’ner 4- begnügen, denn das ist mir – trotz der ironischen Ansätze und der klaren Absage an braunes Pack im Song „Hitlers Erben“ – einfach zu wenig. Günni

TOTAL OI! FESTIVAL – DVD

(www.oi-punk.de) / (www.contra-net.com)

DVD mit Livemitschnitten des Total-Oi!-Festivals, das 2006 in Torgau stattfand. Jeweils ein bis vier Songs der Bands SCHUSTERJUNGS, OXO 86, UNDERDOGZ, TROOPERS (leider nur ein Song), KRAWALLBRÜDER, SCHLIMME BRÜDER, BERLINER WEISSE, GERBENOK und MAUL HALTEN in sehr guter Qualität in Bild und Ton. Übel stößt mir auf, dass man nicht nur die „Skinhead Girl“-Version der SCHUSTERJUNGS, die textlich 1:1 von STÖRKRAFT übernommen wurde, bei der Titelauswahl berücksichtigte, sondern auch gleich noch das Menü damit unterlegte. Ich bezweifle, dass so was das richtige Signal an die unpolitischen Oi!-Kids ist. Außerdem kriege ich Kopfschmerzen von der Mucke, die die KRAWALLBRÜDER fabrizieren und GERBENOK gehen mir mit ihren dämlichen Texten auf den Sack. OXO 86 sind mit vier Songs überrepräsentiert auf dieser DVD. Da hätte man besser daran getan, mehr von den TROOPERS draufzupacken. MAUL HALTEN gefallen mir glaube ich noch mit am besten von dem, was die DVD so zu bieten hat. Trifft nicht meinen Geschmack, guter Oi!-Punk ist für mich einfach was anderes. Bonusmaterial befindet sich lediglich in Form von reichlich s/w-Fotos vom Festival, also leider keine Interviews, Backstageaufnahmen oder Impressionen abseits der Live-Auftritte der einzelnen Bands. Günni

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