Seit 1961 erfreuen sich die „Spion & Spion“-Comics des Zeichners Antonio Prohias im US-amerikanischen Mad-Magazin großer Beliebtheit, fanden ebenso in den deutschen Mad-Heften Beachtung und debütierten im Taschenbuch-Format 1975: Mit dem fünften Mad-Taschenbuch kamen sie nach Don Martin, Sergio Aragones und Al Jafee zur Ehre, sich auf rund 160 (unnummerierten) Schwarzweiß-Seiten in kurzen Comic-Geschichten sowie großformatigen Einzelbildern gegenseitig an den Kragen gehen zu dürfen. Es handelt sich um zwei spitznasige Gestalten, deren Aussehen an Mensch-Vogel-Hybridwesen erinnert und die sich bis auf ihre weiße bzw. schwarze Kleidung ähneln wie ein Ei dem anderen. Sie versuchen stets, sich gegenseitig zu überlisten, sich geheime Informationen abzujagen oder schlicht, den jeweils anderen auszuschalten. Dabei geht es comichaft überzeichnet gewalttätig zu und derjenige, der dem anderen eine Falle stellt, fällt meist selbst hinein – aber nicht immer, wodurch der Ausgang häufig ungewiss bleibt. Wer jeweils gewinnt, ist sehr ausgewogen und weder Figurengestaltung noch Inhalte lassen Rückschlüsse auf ihre jeweiligen Auftraggeber, ihr politisches Lager oder den konkreten Gegenstand ihrer Spionagetätigkeiten zu. „Spion & Spion“ ist die Persiflage eines Teilbereichs des Kalten Kriegs, die das Schwarzweißdenken jener Ära aufs Korn nimmt, was sich in der Farbgestaltung widerspiegelt. Eine Besonderheit ist, dass die Comics komplett ohne Dialoge, innere Monologe oder erläuternde, einordnende Texte auskommen. Dadurch muss man mitunter schon genauer hinschauen, um die Handlung zu erfassen, was dem Ganzen auch etwas Pantomimisches verleiht, was wiederum ebenfalls zur Schwarzweißgestaltung passt. Mit dem Platz ging man recht großzügig um und platzierte lediglich ein bis zwei Panels pro Seite, sodass man mit diesem Band entsprechend schnell durch ist. „Spion & Spion“ gehören zu den Ikonen der Mad-Welt, sind fest im popkulturellen Gedächtnis verhaftet und wurden später u.a. die titelgebenden Helden von Computerspielen.
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