Der für seine Sportbücher bekannte Göttinger Die-Werkstatt-Verlag veröffentlichte im Jahre 2010 diese rund 160-seitige Anekdotensammlung, die im Taschenbuchformat 25 Geschichten aus der von Herausgeber Sascha Theisen initiierten „Torwort“-Lesereihe umfasst. Gesprochenes nun also erstmals zum gemütlichen Nach- oder Erstlesen, handverlesen, kuratiert und mit sieben eigenen Beiträgen vom Herausgeber angereichert.
Neben Theisen versammeln sich Fußballexpert(inn)en und -Fans wie Axel Formeseyn, Philipp Köster und Jens Kirschneck aus der „11 Freunde“-Redaktion, der Schweizer Fernsehreporter Peter Balzli, Humorist Fritz Eckenga, TV-Redakteurin Daniela Schulz sowie viele weitere, deren Namen dem/der einen oder anderen geläufig sein werden, vielen hingegen eher nicht, und das ist letztlich auch schnurz. In einem sind sie sich nämlich einig, und darauf kommt es hier an: Alle empfinden eine ehrliche, herzliche Leidenschaft für den Fußballsport, von spektakulären Weltmeisterschaften bis runter in die Kreisklasse. Die Schreiberinnen und Schreiber verfügen über ein hohes Maß an Selbstreflektion, das jedoch nichts an ihrer irrationalen Faszination für Tritte gegen rundes Kunstleder ändert. Diesem Umstand begegnen sie gern mit einem sympathischen Maß an Selbstironie.
Dieses schlägt sich in den überwiegend lesenswerten Anekdoten zwischen ein und dreizehn Seiten Umfang nieder, die zwischen melancholisch gefärbten Kindheits- und Jugenderinnerungen, unbändiger und ungebrochener Begeisterung(sfähigkeit) sowie lakonischem bis, wie bereits angedeutet, selbstironischem Humor pendeln. Auffallend oft wohnt ihnen das beinahe stoische Ertragen von Enttäuschung und Verzweiflung, nicht nur auf und um dem Fußballplatz herum, inne – wahre Fußballfans sind eben leidgeprüft und -fähig. Mal dominiert der Fußball die Geschichten und Geschichtchen, mal wiederum geht es eigentlich um etwas ganz anderes.
Für mich persönlich besonders heraus stechen Daniela Schulz’ Protokoll ihrer Männerfußballfan-Werdung – die sich auch nicht absurder liest als manch typisch männliche Variante klingt –, Peter Balzlis köstliche, weil pannenreiche Einblicke in seine Tätigkeit als Brasilien-Korrespondent während der WM 2006, Ben Redelings wunderbare, auch ein bisschen augenzwinkernde Ehrerbietung an Mario Krohm von Alemannia Aachen und Sascha Theisens Verarbeitung seines kindlichen Traumas, in der Halbzeit ins Bett zu müssen.
Für stumpfe Fußballprolls ist das alles nichts. Für Freunde vergnüglicher, kurzweiliger Schmöker über (vermeintliche) Nebensachen, aus denen die eine oder andere Erzählung vielleicht auch den Weg ins Langzeitgedächtnis schafft, ist „Nach vorne!“ hingegen durchaus ein Tipp.
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