Günnis Reviews

Autor: Günni (page 76 of 107)

DIE PUCKS – NOCH MEHR GEILE SCHEISSE! CD

(www.rilrec.de) / (www.diepucks.de)

Falls die Dresdner sich nach Puck, der Stubenfliege, benannt haben, sind sie ähnlich lästig wie seine Artgenossen, denn nach meinem unmissverständlichen Verriss des Debüts vor zwei Jahren fühle ich mich tatsächlich belästigt, nun auch noch mit dem Folgewerk betraut zu werden. Aber was soll’s, Ohren zu und durch. Ich muss zugeben, die Texte überraschen mich diesmal positiv. Die sind aus dem Leben gegriffen, durchdacht, klischeefrei, trotzdem mitunter kritisch und nachdenklich. Wirklich nicht schlecht. Nur leider ist die Mucke nach wie vor unerträglich. Der Sänger lispelt immer noch wie die Sau, die Sängerin klingt ausdruckslos und schief und das Schlagzeug wirkt oft neben der Spur. Trotzdem ist ein Fortschritt erkennbar, ganz so mies wie die erste Platte ist das nicht mehr. Manche Melodie klingt gar nicht verkehrt. Alles in allem ist das aber immer noch viel zu harmlos und nix, was meiner Meinung nach als vollwertiges Album auf die armen Fanziner losgelassen werden sollte. Obwohl das von Frank Ludes (NONSTOP STEREO) gestaltete Cover witzig gestaltet wurde, der übrigens zusammen mit Dirk von den SMELLY CAPS als Gastsänger dabei ist. Vollfarbiges Booklet mit allen Texten, 14 Songs in 34 Minuten. Texte: 2, Mucke: 4-5. Günni

ABSTURTZ – ALLES RISKIERT CD

(www.nix-gut.de) / (www.absturtz.de)

Bereits mit ihrem letzten Album haben die Schleswig-Holsteiner ABSTURTZ mir bewiesen, dass sie ein ordentliches Metal-Punk-Brett mit viel Energie spielen können. Auch hier geht’s ziemlich flott und ungestüm mit aggressivem Gesang zur Sache, druckvoll produziert mit vielen hymnischen Mitgrölrefrains, sporadisch aufgelockert durch Offbeat-Parts u.ä. Die Musik, von der Band ganz bescheiden als „Deutschpunk Deluxe“ umschrieben, geht ab, keine Frage. Textlich fällt aber auf, dass man sich quasi gänzlich von Songs über Politik und Gesellschaft verabschiedet hat und eine mitunter etwas selbstverliebt anmutende persönliche Schiene fährt, die mich hier und da sogar an eine Frankfurter Kultband erinnert. Mit dem „Sankt Pauli Lovesong“ hat man noch eine echte Schunkelhymne geschaffen und mit „Mach was du willst“ ’ne Ballade ans Ende gepackt, nach der aber noch ein versteckter Track in Form einer derben Holsteiner Saufhymne folgt. Freunde der Band werden mit diesem Album gut klarkommen; wer sie vorher nicht mochte, wird es jetzt vermutlich erst recht nicht tun. Ich find’s geil. 16 Songs in 39 Minuten. 2. Günni

15.12.2009, Markthalle, Hamburg: ABIGAIL WILLIAMS + DESTRUCTION + ARCH ENEMY

als ich ausnahmsweise mal mitbekam, dass meine alten thrash-götter von DESTRUCTION in hamburg spielen sollten, fiel die entscheidung nicht schwer und ich holte mir ein ticket für die teure kommerzhalle. war mein erstes metal-konzert nach einer gefühlten ewigkeit. außerdem haben noch TRIOSPHERE gespielt, und zwar pünktlich um 19:30 uhr (!), so dass ich die komplett verpasst hab. bei ABIGAIL WILLIAMS erwartete ich ähnlich wie bei ARCH ENEMY ein weibliches wesen am mikro, wurde aber enttäuscht: ein hässlicher lockenkopf kreischte irgendwas zu total künstlich klingender, möchtegern-pompöser mucke mit synthetischem drumsound und nervigem keyboard-gedudel, dass ich mich fast auf einem techno-konzert wähnte. die halle war trotzdem schon ganz gut gefüllt und das irgendwie seltsame publikum (alle stocknüchtern und den eindruck einer „szene“, in der man sich irgendwie untereinander kennt, hat’s auch nicht unbedingt vermittelt) schaute interessiert zu.

nach einer kurzen umbauphase dann DESTRUCTION, die erste „hauptband“ des abends, wenn auch leider nicht der headliner. die zockten ein souveränes oldschool-thrash-set durch, das mich wahrlich begeisterte. die songauswahl hat gepasst, vermisst habe ich lediglich „unconscious ruins“, „release from agony“ und „dissatisfied existence“, songs also vom „release from agony“-album. aber egal, das war schon ein sehr geiles set. auch die neue version von „the damned“ von den plasmatics gefiel mir diesmal ausgesprochen gut, während ich beim live-album noch nicht so recht wusste, wie ich diese schnelle version finden solle… schmier wanderte stets zwischen den drei aufgestellten gesangsmikros hin und her und füllte so die bühne gut aus. leider fand ich den sound insgesamt breiig, mal mehr, mal weniger, an den akzentuierten riff-sound der alben kam der live-sound nicht ran. aber egal, meiner freundin, die sonst überhaupt keinen metal hört und hier zum ersten mal mit DESTRUCTION konfrontiert wurde, fand’s richtig gut! kann also nicht so schlimm gewesen sein. die stimmung im publikum war ebenfalls gut und ’nen kleinen moshpit (oder jedenfalls sowas ähnliches) gab’s auch. hier ist mir aber aufgefallen, dass es in metaller-kreisen nicht angesagt zu sein scheint, die texte oder zumindest die refrains lauthals mitzugrölen. das hat mich dann doch etwas irritiert. vielleicht waren aber tatsächlich alle zu nüchtern dafür, schließlich war’s ja mitten in der woche. dafür waren aber stets reichlich pommesgabeln in der luft.

nach DESTRUCTION war ich erst mal befriedigt, schaute mir aber trotzdem den grund an, weshalb der großteil des publikums erschienen war: ARCH ENEMY aus schweden. zurzeit schwer angesagter „melodic death metal“ mit weiblichem gesang, der aufgrund des äußeren erscheinungsbildes der dame und ihrer bühnenaction auch gut was fürs auge bietet – und bisher völlig an mir vorbeilief weil wegen zu neu… was ich zu sehen und hören bekam war aber sehr souverän und professionell, trotzdem aber spürbar mit herzblut vorgetragen und objektiv betrachtet nicht schlecht. die sängerin verstand es prächtig, mit dem publikum verbal (übrigens auf deutsch) und nonverbal zu kommunizieren und der funke sprang zumindest insofern auch auf mich über, dass ich das geschehen interessiert verfolgte und glaube ich verstand, was so viele an dieser band finden – der laden war zu diesem zeitpunkt nämlich voll.

positiv aufgefallen ist mir noch, dass schmier von DESTRUCTION nicht einen auf star machte, sondern sich nach seinem gig unters publikum mischte und als ansprechpartner, für fotos etc. parat stand.

ein schöner, interessanter abend. „BESTIAL INVASION!“ pommesgabel

12.12.2009, Willa, Vedel: COFFEIN + NO TIME LEFT + SCHLIMME AUGEN WURST + DOGS ON SAIL + LAST LINE OF DEFENSE + OUT OF STEP

coffein waren ein würdiger opener, interessanter punk/hc-mix aus der nähe von kiel. anschließend no time left aus hannover, räudiger straßen-hc, der für gute stimmung sorgte. schlimme augen wurst hatten natürlich ein heimspiel und was ich sah, war gewohnt gut. ca. die hälfte des sets hab ich aber verpasst, weil ich mich mit paddy von out of step festgequatscht hatte, der wusste nämlich einiges von deren d.i.y.-europa-tour zu berichten. es folgten dogs on sail, wie immer großartig, nur leider viel zu kurz und keine zugabe. ging aber schon ok so, schließlich wollten noch zwei weitere bands ihr set pünktlich zur letzten bahn nach hamburg duchgespielt haben. last line of defense, die quasi schon zur ausstattung der villa gehören, waren dann auch die beste band des abends für mich. mittlerweile hatte ich sie schon länger nicht mehr gesehen und ließ mir bereitwillig geilsten oldschool-skinhead-hc um die ohren hauen, inkl. 4-skins-cover „evil“. absoluter knaller! von out of step, die ich erstmalig im neuen line-up sah, habe ich leider, leider nur den anfang mitbekommen, weil die letzte bahn rief und vorher noch wegzehrung beschafft werden wollte. sänger paddy gab aber wieder alles und lieferte eine perfekte hc-show ab. sollte man wirklich mal gesehen haben, ganz klare empfehlung. die fahrt auf den kiez gestaltete sich dann auch als eine einzige party und als im skorbut dann irgendwann die lichter ausgingen, neigte sich ein großartiger konzertabend in der sympathischen villa zuende, der sechs sehenswerte bands für lächerliche 5,- € eintritt bot und nicht zuletzt dank des gemischten, aber durchweg sympathischen publikums, dem man angemerkt hat, dass es richtig bock auf diese veranstaltung hatte, von der ersten bis zur letzten minute spaß gemacht hat. ich hab viele bekannte gesichter wiedergetroffen, die ich schon längere zeit nicht mehr gesehen hatte und soviele gespräche geführt wie selten an so einem abend.

ich glaub, das war ein würdiger abschluss für die konzert-saison 2009. keine ahnung, was da noch großartig kommen sollte, was den „punk/hc bowl“ (oder so) in der villa toppen könnte. respekt und danke nach wedel. suburban punk is alive and kicking!

AUSGELEBT – AKUSTISCH ENTKOPPELT CD

(www.sunnybastards.de) / (www.ausgelebt.de)

Sägende Gitarren, kehlig-derber Gesang, und knackige, im Schnitt nur zwei Minuten lange Songs mit wahren Texten über Rebellion, Aggression, Straßenschlachten, nationalen Wahn, Kommerz, Konsum, Alkoholmissbrauch, Szenezwänge und persönliche Blicke auf die Vergangenheit – das sind die Zutaten, aus denen AUSGELEBT ihr zweites Album zusammengebraut haben. Garniert wurde das Ganze dann noch mit einer umgetexteten Coverversion der DEAD KENNEDYS: „Emo-Punks (Fuck Off!)“. Alle anderen Songs werden in deutscher Sprache vorgetragen, wobei besonders der Text von „Vertrauter Feind“ hervorsticht; wenn mich nicht alles täuscht, wird da Freund Alkohol mit seinen ambivalenten Auswirkungen besungen. Allgemein sind die Texte für diese Art des Punkrocks recht differenziert, teilweise sogar nachdenklich ausgefallen; auf den parolenhaften Stil, den viele andere Bands dieses Bereichs bedienen, wurde weitestgehend verzichtet. Darunter leidet natürlich die Mitgrölfähigkeit der Songs, aber das geht schon sehr ok alles. „Alltag“, einer der Hits des Debüts, wurde noch einmal neu aufgenommen und zu den 14 neuen Songs hinzugefügt. Aufgelockert wird der schnell gespielte HC-Punk mit wenigen kurzen Offbeat-Parts oder auch mal ’nem Akustikgitarren-Intro und die simplen, eingestreuten Melodien (ja, die gibt es hier) bleiben gern mal im Ohr hängen. Die CD steckt im Digipak und fast alle Texte lassen sich im schnieke gestalteten Booklet nachlesen (in das sich aber der eine oder andere Rechtschreibfehler geschlichen hat). Gefällt mir gut, empfehlenswerte Platte! Glatte 2. Günni

17.11.2009, Color Line Arena, Hamburg: CANCER BATS + SILVERSTEIN + BILLY TALENT

eine bravo/mtv-band wie billy talent in der hamburger ultrakommerzhalle – das musste ich mir einfach mal geben. zuviele größere bands, die ich sehr schätze und deren alben sich regelmäßig auf meinem plattenteller drehen, habe ich ich nicht live sehen können. entweder, weil sie sich bereits aufgelöst hatten, als ich sie für mich entdeckt habe, oder weil ich bisher jede gelegenheit aufgrund höherer eintrittspreise o.ä. habe verstreichen lassen. als billy talent vor sieben jahren im molotow spielten, kannte ich sie noch gar nicht und nach der tour zum zweiten album habe ich mich geärgert, nicht auf eines der konzerte gegangen zu sein. also biss ich jetzt in den sauren apfel, kaufte für ca. 35,- € ein ticket und wohnte dem hamburger konzert der tour zum dritten album in der color line arena bei. dort war ich noch nie zuvor, ging aber vom schlimmsten aus – und meine erwartungen wurden bestätigt. das publikum bestand zu einem nicht unerheblichen anteil aus bravo-kids in begleitung ihrer eltern oder großeltern und teenie-pickelfressen allenthalben. in der arena selbst dann überteuerte fressstände, wohin man blickte. das meiste davon hoffnungslos überteuerter schlangenfraß, den man den verkäufern eigentlich um die ohren hauen sollte. bierpreise wie im puff (0,5l 3,90 € + 2,- € becherpfand) und kein einziger indoor-raucherbereich bei absolutem rauchverbot.

pünktlich um 20:00 uhr begann dann die erste vorgruppe „cancer bats“ und wir nahmen auf unseren uns zugewiesenen sitzplätzen platz, irgendwo hinten rechts. mein erstes konzert, das ich auf einem sitzplatz in einer übrigens verdammt engen sitzreihe verbrachte… vor mir frauen mittleren alters, die mit bescheuerten knicklichtern rumwedelten, hinter mir teenies der emo-generation. die „cancer bats“, wie auch die anderen beiden bands aus kanda, spielten modernen, harten metal mit hardcore-anleihen und waren dem großteil des publikums zu hart. einige zeigten sich überrascht ob der gebrüllten ansagen des sängers, die meisten langweilten sich aber einfach. kein wunder, waren von den meisten positionen der sitzplätze aus die musiker lediglich als minifigürchen auszumachen, da nur die hauptband per kamera auf die videoflächen projiziert wurde. somit war das ganze vollkommen unpersönlich und nicht sonderlich aufregend. die zweite band „silverstein“ kam hingegen weitaus besser an, viele schienen die band zu kennen. der erste song hat mich positiv überrascht, klang fast wie ein guter, hymnischer horror-punk-song. danach flachte die band aber sehr ab, emo-gejaule mit eingestreutem rumgerülpse. das gerülpse gefiel mir, der rest nicht. nun hatte ich es aber überstanden – beide vorbands spielten keine zugaben und endlich sollten „billy talent“ loslegen. die band betrat die bühne, sämtliche sitzplatzinhaber erhoben und meine bei den vorbands eingeschlafene (!) freundin wurde schlagartig hellwach. eröffnet wurde mit zwei oder drei hits von den ersten beiden alben und endlich wurden die bilder auf die beiden video-monitore übertragen. kameraleute und regie machten ihre sache gut und fingen die stimmung auf der bühne ein. der sänger war agil und verlieh, wie von mir gehofft, den richtigen songs im vergleich zu den studio-versionen noch mehr aggression. der gitarrist sah fast die gesamte zeit über derbe angestrengt aus und schwitzte und tropfte wie die sau. klasse darbietung auf der bühne und der sound war auch ok (gesang manchmal etwas blechern). in die songauswahl wurden natürlich einige schwächere songs des zwiespältigen aktuellen albums aufgenommen, aber ein „turn your back“ beispielsweise entpuppte sich als absolute live-granate. mein persönlicher höhepunkt war aber „this is how it goes“, einer meiner lieblingssongs. vermisst habe ich lediglich „voices of violence“, aber ich ging ohnehin nicht davon aus, dass dieser vermutlich straighteste, punkrockigste song der band es ins set geschafft hätte. nach drei zugaben war dann schluss.

letztendlich habe ich den besuch des konzerts kein bisschen bereut, wenigstens einmal muss man sowas mal mitgemacht haben. die 35,- € eintritt, fairerweise inkl. freier hvv-nutzung und shuttle-service zum veranstaltungsort, fand ich jetzt auch weniger wild, so manches exzessive punk-konzert mit anschließendem kiez-besuch kam mich da teurer zu stehen. trotzdem war das natürlich alles 0% punkrock.

aber dafür kann ich jetzt ein häkchen hinter „billy-talent-konzert besuchen“ machen.

DIE SKEPTIKER – FRESSEN UND MORAL CD

(www.rozbomb.de) / (www.dieskeptiker.de)

Die Ostberliner SKEPTIKER haben nach ihrer Reunion im letzten Jahr und dem neu eingespielten Best-Of „DaDa in Berlin“ ein neues Studioalbum auf die Menschheit losgelassen… und ausgerechnet ich, der ich nun wirklich nicht zu den Fans der Combo gehöre, wurde mit der schwierigen Aufgabe betraut, etwas darüber zu schreiben. Tja, noch immer geht mir Eugens Gesang schwer auf die Eier, dieses pathetische Gejodele, das in so mancher Metal-Band oder auch in der Oper besser aufgehoben wäre. Unterlegt mit typischem Midtempo-Punk-Sound, der hier und da zwar ’ne nette Melodie aus dem Ärmel schüttelt, über weite Strecken aber auch langweilig mit angezogener Handbremse agiert. Die Texte natürlich wie üblich sozial- und gesellschaftskritisch und auch mal eher persönlicher Natur. Auch auf dieser Platte sagt mir diese Mischung leider überhaupt nicht zu und wenn ich mir dann auch noch das aufdringliche Infoblatt durchlese, in dem die Rede von „Bollwerk des deutschen Straßenpunks“, „Punk-Legende“, „Anarcho-Poet Eugen“ und „Meilensteinen des deutschen Pogo-Rock“ die Rede ist, frage ich mich ernsthaft, in welchem Paralleluniversum sich DIE SKEPTIKER eigentlich aufhalten und durch welchen Riss im Raum-/Zeit-Kontinuum diese Platte in meinem CD-Player gelandet ist. Aber langjährige Fans der Band werden auch „Fressen und Moral“ vermutlich mögen. Ich hingegen bin froh, dass ich diese Rezension jetzt hinter mir habe. Zur Aufmachung kann ich nämlich nichts weiter sagen, da mir nur eine Vorab-CD im Pappschuber vorliegt. 13 Songs (einer davon „versteckt“) in 35 Minuten, einer davon mit Violinenbegleitung von CITY-Joro und einer mit Gunnar von DRITTE WAHL im Chor. Ich kneif mir mal ’ne explizite Bewertung… Günni

KEIN HALT IN FREIMANN 2CD

(www.kein-halt-in-freimann.de)

Ein Punkrock-Hörpiel?! Was es nicht alles gibt, heutzutage… „Kein Halt in Freimann“ spielt im München der Gegenwart und dreht sich um den Protagonisten Fränk, der seine Jugend längst hinter sich hat, sich aber nach wie vor der Subkultur verbunden fühlt und dementsprechend vorhat, ein Konzert der Punkband GUMBABIES aufzusuchen, während der Hörer seine Biografie und seine heutige Einstellung zur Szene kennenlernt. Im Prinzip also genau das Richtige für uns alte Säcke hier, haha. Zwar wirken die Stimmen zunächst noch etwas aufgesetzt und dadurch gewöhnungsbedürftig, aber man ist schnell drin in der Geschichte um Fränk, der einen kritischen Blick zurück auf die Szene wirft und nicht nur positive Erinnerungen mit ihr verknüpft, mittlerweile aber sehr vernunftorientiert unterwegs ist und mit stumpfen „Assel-Punks“ so gar nichts anfangen kann. Das mag besonders Jüngeren oder Hardlinern vielleicht ziemlich spießig und bieder erscheinen, mir aber kommt vieles aus eigenen Erfahrungen heraus sehr bekannt vor, was letztendlich die Identifikation mit Fränk ermöglicht. Dieser befindet sich wie gesagt auf dem Weg zu einem Konzert, auf dem es zu einem Konflikt mit einem böse abgerutschten Ex-Kumpel kommt, der später in öffentlichen Verkehrsmitteln fortgeführt wird. Insbesondere der kritische Blick zurück dürfte so manchem Hörer etwas älteren Semesters aus der Seele sprechen, für junge Chaos-Punks ist „Kein Halt in Freimann“ auch mit seinem, naja, „Showdown“ (?) aber bestimmt zu unspektakulär. Nicht zuletzt die liebevolle Machart mit vielen eingespielten Songs trug aber letztendlich dazu bei, dass mich persönlich das Hörspiel gut unterhalten hat und ich mich über eine Fortsetzung nicht beklagen würde… Schade nur, dass eine ganz besondere Spezies Punk so gar nicht berücksichtigt wurde: Was ist denn mit Leuten wie mir, die nüchtern ähnlich vernunftbetont sind wie Fränk, besoffen aber trotzdem in die U-Bahn-Mülleimer pinkeln? CD 1 enthält das 63-minütige Hörspiel, CD 2 den kompletten Soundtrack mit vielen eher unbekannten Bands wie TAXGAS, GUMBABIES, BRAINBUCKS, POCK etc. und umfasst 13 Songs in 44 Minuten. Im stilvoll aufgemachten Booklet werden alle Interpreten kurz vorgestellt und sind alle Texte abgedruckt. Günni

GLEICHLAUFSCHWANKUNG – KOTZ IN SCHRANK DVD

(www.saalepower-records.de) / (www.gleichlaufschwankung.de)

Wie es scheint, haut heutzutage jede Punkband, die was auf sich hält, eine DVD raus. Klar, dass die stetig am Puls der Zeit agierenden ostdeutschen Trash-Könige von GLEICHLAUFSCHWANLUNG sich diesem Trend nicht verschließen und das Medium voll ausreizen, um mittels modernster Videotechnologie ihre intellektuellen Gassenhauer und hintergründigen Schenkelklopfer visuell zu untermalen und endlich auch in die Heavy Rotation bei MTVIVA zu gelangen. So kam es, dass man gleich 18 formidable Videoclips zu Hits wie „Devotchka nimm Pflasterstein“, „Punks Understand No Fun“, „Sex in Portugal“ oder „Atomeisbrecher“ produzierte, deren hollywoodartige und Regisseure wie Francis Ford Coppola oder John Landis in den Schatten stellenden Rohentwürfe aufwändig nachbearbeitet und retuschiert wurden, um den GLEICHLAUFSCHWANKUNG-typischen, charmanten Amateurgeist zu versprühen und das perfekte Äquivalent zum schrägen Trash-Punk der Combo zu bieten. Als Nebendarsteller rekrutierte man die schönsten Frisuren, die Torgau momentan zu bieten hat sowie die China-Skins von MISANDAO und arbeitete viel mit dem auf zahlreichen Reisen Toralfs und Tanja Trashs gedrehten Material aus Asien und sogar dem weit entfernten Bayern. Und als ob das nicht schon reichen würde, bekommt der Zuschauer auch die höchst romantische Punker-Hochzeit der beiden präsentiert. Meine Highlight sind aber „Vokuhila“ („Vorne kurz und hinten lang – ich bin der Vokuhila-Punk!“), die Anti-Oettinger-Hymne „Scheiß Bier!“ und der Todesstoß eines jeden Vegetariers, „Essen für den Weltfrieden“ („Mir woll’n keene Rassisten sinn, drum schieben wir uns alles rinn!“) inkl. Kotzgarantie. Wer alle 18 Attacken auf den guten Geschmack überstanden hat und zu cool fürs Fremdschämen ist, kann sich dann noch 21 Live-Videos lang die ausgeklügelte Bühnen-Performance der Gruppe ansehen, aufgenommen an verschiedenen Orten zwischen 2007 und 2009. Die ganz Hartgesottenen erwartet dann sogar noch eine Diashow, für die hatte ich aber keine Zeit mehr. Fazit: Gehört ins Heimkino-Regal gleich neben Michael Jacksons Greatest Video Hits! 1. Günni

23.10.2009, Trabrennbahn, Hamburg: HIGHSCHOOL NIGHTMARE + 5X0,04L + KLEINSTADTAUFSTAND (SMALL TOWN RIOT) + ABSTURTZ + KNOCHENFABRIK

war ’ne hammer party. auch dieses mal wieder spitzenmäßiger sound in der klasse location. highschool nightmare eröffneten den reigen und waren wie immer großartig, 5×0,04l spielten rumpeligen hc-punk mit vielen eingedeutschten exploited-covern (so z.b. einer ca. viertelstündigen version von „suff und punkrock“ alias „sex & violence“), small town riot brachten von einer zugabe mal abgesehen diesmal anlässlich des abends nur deutschsprachige songs, darunter coversongs von otto waalkes, brieftauben, toten hosen und ein ärzte-medley und brachten die hütte zum kochen, absturtz überzeugten ebenfalls vollends und knochenfabrik war dann natürlich der höhepunkt. ein denkwürdiger abend.

Copyright © 2025 Günnis Reviews

Theme von Anders Norén↑ ↑