Günnis Reviews

Kategorie: Konzertberichte (page 43 of 46)

25.11.2010, Hafenklang, Hamburg: SWINGIN‘ UTTERS + THE HEADLINES

Ich war am Donnerstag bei den Swingin‘ Utters im Hamburger Hafenklang. Der Laden war nicht so prall gefüllt wie zwei Tage zuvor bei Youth Brigade, aber trotzdem recht ordentlich. Den Anheizer machten The Headlines, ’77-/Poppunk aus Schweden mit Saxophon- und Mundharmonika-Einsatz und einer sehr sexy und zudem sehr talentierten Bassistin. Hat schon Laune gemacht und die Band kam sympathisch rüber.

Es folgten die Swingin‘ Utters mit einem durchwachsenen Set. Ähnlich wie auf Platte mogeln sich unter großartige Hits immer wieder ein paar belanglose Rohrkrepierer. Das Publikum reagierte verhalten und ließ sich erst ab Song Nr. 4 oder so zum Schwingen des Tanzbeins hinreißen. Unterm Strich überwog zwar die Anzahl der Hits, trotzdem hinterließen die Utters einen zwiespältigen Eindruck. Die sollten beim nächsten Mal einfach mich die Setlist schreiben lassen. 😀 Dann klappt’s vielleicht auch mit ’nem Cock-Sparrer-Cover, das nicht nur ich schmerzlich vermisst habe…

23.11.2010, Hafenklang, Hamburg: YOUTH BRIGADE (+ Support)

Was für ein geiles Konzert! Die gar nicht mehr so jugendliche Brigade hat’s noch immer drauf und ich freue mich riesig, sie endlich einmal live gesehen zu haben. Der Laden war rappelvoll und die Band gut aufgelegt. Gestartet wurde direkt mit „Where Are All The Old Man Bars“, gefolgt von „Violence“ und die Stimmung war bestens! Im Laufe des Auftritts wurden alle Songs vom genialen Splitalbum ebenso gespielt wie viele alte Klassiker, inkl. solch Knallern wie „Fight To Unite“ und „Somebody’s Gonna Get Their Head Kicked In“. Höhepunkte waren natürlich auch die Hymnen „Sink With California“ und „Let Them Know“. Das Publikum war auch sehr angenehm. Um kurz vor Mitternacht war nach einigen Zugaben Schluss und ich schleppte mich völlig verschwitzt und übelriechend nach Hause.

Vorher wurde übrigens die Youth-Brigade/BYO-Doku gezeigt, die bis auf die fehlerbehafteten deutschen Untertitel sehr empfehlenswert und interessant ist. Werde ich mir zulegen müssen, ich liebe solche Filme. Außerdem rockte eine Vorband, deren Namen ich vergessen, ziemlich amtlich inkl. Coverversionen von The Vandals und Black Sabbath. Der langhaarige Sänger mit Asi-Bart, nahender Stirnglatze und Lederhose, der Keyboarder (!), der sehr talentierte Drummer und das deutschsprachige Mädel am Bass spielten ’ne kurzweilige Mischung aus melodischem Oldschool-Punkrock und rockigerem Zeug, hatten Humor und machten Laune.

Ein sehr, sehr lohnender Konzertabend! Und morgen geht’s direkt weiter mit den Schwingin Addähs, Freitag die Eight Balls – wat’n Marathon!

03.10.2010, Hafenklang, Hamburg: SPERMBIRDS + CLOAK/DAGGER + DERBY DOLLS

Gestern war ich ebenfalls bei der Nachmittagsshow der Spermbirds und kann Flos Begeisterungsstürmen [Edit 2015: War ein Foreneintrag.] nur zustimmen: Das Tourabschlusskonzert der Vögel im rappelvollen Hafenklang war vom allerfeinsten! Zuvor unterhieltem Cloak/Dagger mit so Dean-Dirg-mäßigem Hochgeschwindigkeits-Schrammel-HC schon großartig und von den Derby Dolls sah ich nur recht wenig, klang aber nach passablem Punk mit weiblichem Gesang. Die Setlist der Spermbirds ließ kaum Wünsche offen, lediglich „Get On The Stage“ habe ich vermisst (wer weiß, was dann noch losgewesen wäre…) und „Die Stg. Landry“.

25.09.2010, Hafenklang, Hamburg: SMALL TOWN RIOT + RADIO DEAD ONES + BARROOM HEROES

Vorletztes Wochenende war ich bei der Small-Town-Riot-Record-Release-Party zum neuen Album, das auch, gewürzt mit älteren Hits, fast komplett live gespielt wurde und sofort zündete. Unglaublich eingängig und tolle Stimmung im Hamburger Hafenklang. Die Radio Dead Ones zuvor waren ebenfalls genial und gefielen mir besser als die letzten Male. Die Barroom Heroes eröffneten den Reigen mit solidem Streetpunk.

05.-07.08.2010: WACKEN OPEN AIR 2010

wacken_2010Mein erstes Wacken!

Zum Festival allgemein: Ich fand’s wirklich geil, besser als erwartet. Der absolute Großteil des sehr gemischten Publikums (Leute aus quasi allen Metalbereichen, derer es ja nun wirklich viele gibt, sowie aus anderen Subkulturen und vor allem aus aller Herren und Damen Länder) war sehr entspannt drauf, man hat sich gegenseitig akzeptiert und respektiert. Kein Vergleich zu gewissen Punkfestivals, wo oftmals aggressive Spannung in der Luft liegt und es öfter mal knallt. Ich habe keine einzige Schlägerei o.ä. mitbekommen. Dass es zu voll war, kann ich auch nicht bestätigen. Zumindest auf den Hauptbühnen (drei fette Bühnen nebeneinander auf dem Hauptfestivalgelände) konnte man immer alles sehen und wenn man zu weit hinten stand, hat die Regie sowohl Band als auch Publikum sehr gut auf den Videoleinwänden eingefangen. Natürlich war’s bei Iron Maiden z.B. drängelig, aber ich hatte einen Platz sowohl mit Sicht auf die Bühne als auch auf die Videoschirme. Manche Bands wie z.B. Torfrock oder Die Kassierer wurden aber auf zu kleine Nebenbühnen gepackt, da man mit einem so großen Andrang vielleicht nicht gerechnet hatte. Das war etwas unglücklich und wird hoffentlich in Zukunft anders gelöst. Was die weiten Wege betrifft: Wir sind auf Campingplatz A gelandet und hatten daher nun wirklich keine weiten Wege. Auf entlegeneren Zeltplätzen sah’s diesbzgl. sicherlich anders aus, aber irgendwo muss man so viele Menschen halt hinpacken. Mit den Wegen, die ich auf dem Lausitzring zurücklegen musste, war das aber alles kein Vergleich. Außerdem konnte man wirklich relativ schnell von einer Bühne zur nächsten wechseln und recht übersichtlich war’s auch alles. Mir erschien das Organisationskonzept ziemlich durchdacht und hab mich die meiste Zeit gut aufgehoben gefühlt.

Es war wirklich unglaublich, woher die ganzen Leute kamen. Anfangs habe ich beim Anquatschen fremder Leute häufig fragende Blicke geernet und gemerkt, dass die überhaupt nicht deutsch sprechen, weshalb ich mir irgendwann angewöhnt hatte, erstmal zu fragen if they are german. Ich hab einige nette Leute kennengelernt, lustige Gespräche geführt und durchgeknallte Typen gesehen. Besonderen Gruß an den Ostfriesen hier aus dem Board [Edit 2015: War ursprünglich ein Foreneintrag.], den ich traf und einige Zeit mit ihm verbrachte. Das war dann auch der einzige Tag, an dem ich mir paar Bierchen mehr reingezimmert hab. Ansonsten gab’s so viel zu entdecken und sich anzuschauen, dass zumindest ich nicht auf die Idee kam, aus purer Langeweile zu saufen oder sowas. Ständig war irgendwas los und für mich als Wacken-n00b war das natürlich alles irgendwie interessant. Nicht alles davon war gut, aber wie ich schon per PN an Betonleber schrieb: „Einfach mal was ganz anderes als so die Punk-Festivals, auf denen ich früher war. Also, feiern kannste da richtig gut, die Leute sind aber disziplinierter und entspannter als z.B. aufm Force Attack. Das hat mir echt gefallen diesmal. Die Bandauswahl war sehr abwechslungsreich. Ich war ja in erster Linie wegen Maiden da, hab mir aber auch einige andere Bands angeschaut. Fand ich interessant, einfach mal bischn den Horizont erweitern und Meinungen bilden. Für aufgeschlossene, interessierte Punks kann ich das empfehlen. Man sollte allerdings eine recht hohe P.C.-Schmerzgrenze mitbringen. Mir jedenfalls taten die ganzen Burzum-Shirts schon ziemlich in den Augen weh.“

Mal zu den Bands, bei denen ich mich nicht nach wenigen Minuten desinteressiert abgewendet habe:

Mambo Kurt – Ok, keine Band, sondern ein Heimorgelalleinunterhalter, der u.a. Scooter, Slayer, System Of A Down und Böhse Onkelz auf seiner Orgel intoniert und damit jede Party sprengt. Unglaublich geiler Entertainer, großartig!

Iron Maiden – Ein Traum ging in Erfüllung. Einfach geil. Hymnisch und atmosphärisch. Ich wusste ja im Vorfeld, dass sie im Gegensatz zu anderen Bands, die zwar fleißig (häufig uninteressante) neue Platten veröffentlichen, aber live nur die ewig gleiche Setlist runterleiern, sich auf neues Material konzentrieren würden. Die Songauswahl war bis auf zwei Ausnahmen auch wirklich gelungen. Dennoch war’s natürlich ein Wermutstropfen, dass nur ganz wenige Klassiker gespielt wurden. Aber ich bin ja selbst schuld. Hätte ich vor zwei Jahren meinen Arsch zur „Somewhere back in time“-Tour hochbekommen, hätte ich die volle Ladung Maiden Classics bekommen.

Slayer – Fingen irgendwie schwach mit neueren Songs und suboptimalem Sound an, wurden dann aber so richtig gut. Hat mir einen schönen Energieschub zu später Stunde beschert.

Anvil – Überraschend gut. Geile Live-Band, die sichtlich Freude hat, wieder so beachtet zu werden. Die pure Spielfreude, guter Metal zum Feiern.

Torfrock – Kamen supergut an und war ein geiler Auftritt. Leider war’s so dermaßen voll vor der kleinen, niedrigen „Wackinger“-Bühne (im Wacken-„Wickingerdorf“ – das wäre was für Lars gewesen), dass ich den norddeutschen Vikingrock in erster Linie hören, aber nicht sehen konnte.

Lizzy Borden – Professioneller US-Show-Metal mit übertrieben Schauspiel-Einlagen und reichlich Sexismus. Vom Biertresen aus kurios, aber höchst unterhaltsam anzusehen. Klingen live außerdem mit viel mehr Power als aus der Konserve.

Broilers – Guter Auftritt, wurden ebenfalls sehr gut aufgenommen. Leider viele Frei.Wild-Anhänger im Publikum und sogar ein Verirrter mit „Kategorie C“-T-Shirt. Die Broilers waren eine gelungene Abwechslung für meine metalgeschädigten Ohren.

Voivod – Enttäuschung. Nur zwei, drei alte Songs, überwiegend der langweilige neuere Kram. Aber dafür sehr geil: „Ripping Headache“ und natürlich „Voivod“. Das kam schon echt gut, die mal live zu hören.

Endstille – Nicht so mein Ding. Kreischiger Black-Metal-Krach. Dafür aber nette Show mit mexikanischem Gastsänger. Und ein Song wie „Frühlingserwachen“ kam dann irgendwie doch ganz gut. Zumindest memorabel.

Unleashed – Sehr anhörbarer Viking-Death-Metal (oder so).

Cannibal Corpse – Anfangs ja irgendwie witzig, dann aber irgendwann langweilig und mir echt zu stumpf.

Overkill – Find ich auf Platte bis jetzt nicht so doll, live aber gute Songauswahl und Laune machend. „Rotten To The Core!“

Die Kassierer – …spielten auf der Zeltbühne. Die war SO dermaßen überfüllt, dass sich schon außerhalb des Zelts die Leute stapelten. Dafür hat sich aber im Laufe Konzerts das Publikum durch Crowdsurfing ins Zelt hinein ausgetauscht. 😀 Ich hab die Band nur gehört, nicht aber gesehen. War der übliche Kassierer-Quatsch, diesmal ohne ausufernde Showeinlagen. Paar neue Songs wurden gespielt. Ist die Platte schon draußen?

W.A.S.P. – Rein interessehalber mal angeguckt. Mag ich eigentlich nicht sonderlich, finde aber zwei Songs sehr geil: „Scream until you like it“ und „I wanna be somebody“. Beide wurden gespielt, ersterer aber so schlecht, dass ihn erst gegen Ende überhaupt erkannt habe. „I wanna be somebody“ dann aber sehr geil. Dafür hat sich’s gelohnt. Außerdem hatte der eine Typ ’ne geile Kreissägen-Gitarre.

Immortal – Corpse-Paint-Black-Metal, betont evil und monoton. Kasperletheater.

Soulfly – Geil!

U.D.O. – Hammer! Genialer Sound und mit „Midnight Mover“, „Metal Heart“ und vor allem „Balls To The Wall“ mit die besten Accept-Songs gespielt. War mein letzter Wacken-Gig, den ich mir dieses Jahr angesehen hatte, und wurde hier endlich richtig heiser.

Am Mittwoch oder Donnerstag wollte ich eigentlich beim Metal-Karaoke auf der Hauptbühne mitmachen und „The Trooper“ von Iron Maiden singen, leider (oder zum Glück?) kam ich aber nicht mehr dran. Kein Wunder, wenn die anderen Leute irgendwelche Acht-Minuten-Songs nachsingen…

Das Wetter hat die meiste Zeit mitgespielt, meines Erachtens sogar zu doll. Das war ja schon Force-Attack-mäßig, wie die Sonne auf die Rübe gebretzelt hat.

Was da im Dorf los ist, ist kurios und beachtlich zugleich. An der Hauptstraße hat fast JEDES Haus irgendeinen Fress- oder Saufstand zu wesentlich günstigeren Preisen als auf dem Gelände aufgebaut und die Bewohner quatschen mit den Gästen und laden sie in den Vorgarten ein. Kinder fahren die Bierpaletten mit Go-Kart und Bollerwagen durch die Gegend etc.

Mir hat’s echt Spaß gemacht und ich komme gerne wieder.

Im Wacken-Forum sind übrigens einige Leute der Meinung, dass das Publikum immer schlimmer werden würde, ähnlich wie es hier bzgl. des Force Attacks diskutiert wurde. Keine Ahnung, ob das nur typische Internet-Meckerheinis oder „True-Metaller“, die es in ihrer armseligen Existenz nicht abkönnen, dass auch Typen wie ich da rumlaufen, sind, oder da wirklich was dran ist.

Hier mal meine Kritikpunkte, die ich dort gepostet habe (copy/paste):

„1. Super, dass es sanitäre Anlagen wie Duschen und Bezahl-WCs gab. Wenn ich aber schon satte 2,50 EUR für die Dusche bezahle, soll sie bitte auch über warmes Wasser statt wirklich EISkaltem verfügen und nicht nur tröpfchenweise funktionieren. Der Nachschub an Öl für die Duschen hat leider nicht richtig geklappt und das Personal am Eingang war nur unzureichend über den Zustand der Duschen informiert. Ähnliches gilt für die Bezahl-WCs: Aufgefüllte Seifenspender sind ein absolutes MUSS. Das Personal hatte aber leider keine Ahnung, wie Nachschub geordert werden kann und niemand fühlte sich zuständig. Das muss besser werden. Evtl. findet man auch eine Lösung gegen die verdreckten Böden in den Duschen…? Einzelkabinen wären auch etwas Feines, gäbe es da Möglichkeiten?

2. Preise für Waren des täglichen Bedarfs waren zu hoch. Versteht mich nicht falsch, viele Preise fand ich fair (Ticket, ’nen Zehner fürs Zu-früh-kommen, belegte Brötchen etc.), aber ’ne Buddel Billig-Mineralwasser z.B. sollte wesentlich günstiger abgegeben werden.

3. Für eine Band wie Torfrock ist die Wackinger-Bühne bzw. der Platz davor viel zu klein. Auch die Zeltbühne platzte bei mancher Band aus allen Nähten.

4. Der Versuch, Circle Pits zu unterbinden, war wirklich albern. Sollte das aber dazu geführt haben, dass Besucher deshalb Probleme mit dem Sicherheitsdienst bekommen haben, wird’s wirklich ärgerlich. Eine Kampagne, die sich gegen Violent Dancing ausspricht, würde ich befürworten – Pogo, Circle Pits etc. zählen aber NICHT dazu!

5. Bands wie die unsäglich gehypten Frei.Wild oder auch Varg würde ich persönlich nicht auftreten lassen. Ebenso würde ich das Tragen und vor allem den Verkauf von Burzum-Shirts untersagen.

6. Gab es tatsächlich keine Hähnchen-Döner auf dem Gelände? Habe zumindest keinen gefunden… nur Rind-Döner anzubieten ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Und die Gyros Pita war übrigens eine Beleidigung. Unschön fand ich auch, dass es nach U.D.O. am letzten Tag im Biergarten kein Pils mehr gab, aber auch keine Weizengläser mehr. Während man also ein Weizen aus ’nem normalen Becher trank, wurde um einen herum in Windeseile alles abgebaut und zugemacht, als solle einem deutlich gezeigt werden, dass man nicht mehr willkommen ist. Trinkkultur ist etwas Anderes… Gerade nach den letzten Tönen des Festivals sollte man noch in Ruhe ein paar Absacker trinken und dabei das Festival Revue passieren lassen können.

Mal meine paar Kreuzer zu ein paar kontroversen Themen:

Die Crowdsurfer gingen mir auch auf die Nerven, zumindest bei Iron Maiden. Da war’s mir echt zuviel. Ansonsten lasse ich den Leuten aber gern ihren Spaß. Wer surfende Mädels befummelt, hat was aufs Fressbrett verdient. Wer meint, eine leichtbekleidete Frau ist ein Freifahrtschein für sexuelle Belästigung, ist ein Arschloch.

Ich fand’s klasse, dass es soviel Verschiedenes zu gucken gab, inkl. Showwrestling. Kurzweiliges, trashiges Vergnügen, netter Ausgleich zum Bandsgucken. Die Wet-T-Shirt-Contests waren allerdings irgendwie grenzwertig…“

25.06.2010, Villa, Wedel: DRITTE WAHL + DOGS ON SAIL + ARRESTED DENIAL

Freitag DRITTE WAHL + DOGS ON SAIL + ARRESTED DENIAL in der Wedeler Villa. Spitzenkonzert, eines der besten seit langem. DOGS ON SAIL machten den Opener und waren fantastisch, ARRESTED DENIAL folgten und hatten einen wesentlich besseren Sound als im Hafenklang. Klasse Streetpunk mit genialer MAYTALS-Coverversion, von dieser Band wird man hoffentlich noch sehr viel hören. Dann DRITTE WAHL in der bis auf den letzten Centimeter gefüllten Villa. Auch hier ein großartiger Live-Sound, sympathisches Auftreten und eine unvergleichliche Atmosphäre. Bei einigen melancholisch angehauchten Hits bekam ich regelrecht Gänsehaut und bei einem uralten Song wie „Mainzer Straße“ entwickelte sich ein ganz besonderes Gefühl. Kann ich schlecht beschreiben, man sollte einfach selbst dabeigewesen sein. Als Sänger und Gitarrist Gunnar anfangs ständig der Mikroständer um die Ohren flog, befürchtete ich kurz, dass der Konzertort vielleicht dann doch etwas ZU klein für die Band ist, das die ganze Zeit so weiter geht und er sich womöglich noch die Kauleiste raushaut, aber im weiteren Verlauf ging alles gut. Er rückte ein klein wenig nach hinten und das euphorische Publikum nahm Rücksicht.

Zwischenzeitlich betrat jemand die Bühne, bedankte sich bei der Band und stellte die Frage in den Raum, welche in den 90er-Jahren ähnlich bedeutende deutsche Punkband heutzutage überhaupt noch solche Gigs spielt. Spontan fiel auch mir kaum jemand ein.

Respekt an die Band für den geilen Auftritt, Danke ans Villa-Team und Grüße und ebenfalls Dank an DOGS ON SAIL für den Gästelistenplatz.

22.05.2010, Hafenklang, Hamburg: ARRESTED DENIAL + IN VINO VERITAS + SCHLOIDERGANG + SMEGMA

Als True Rebel Records zur Jahresfeier riefen, bin ich am Samstag dann auch mal wieder ins Hamburger Hafenklang, um mir ARRESTED DENIAL, IN VINO VERITAS, SCHLOIDERGANG und SMEGMA anzusehen. Ursprünglich sollten auch noch VOLXSTURM spielen, welche aber kurzfristig ausgeladen wurden. Sie sollen in Spanien mit einer rechtsradikalen Band gespielt und sich nicht ausreichend davon distanziert haben. Was da wirklich dran ist, weiß ich nicht. Jedenfalls rückten dafür ARRESTED DENIAL nach, eine recht neue Streetpunk-Band um THIS-BELIEF-Sänger Valentin und ex-IN-VINO-VERITAS-Gitarrist Sascha. Diese machten nun anstelle IVVs den Opener und überzeugten mit einem druckvollen Set inkl. MAYTALS- und BROILERS-Coverversionen. Faire Geste und guter Service: Vor Beginn des Auftritts sagte IVV-Drummer Keller dem sich zu einem großen Teil noch vor der Tür aufhaltenden Publikum Bescheid, dass die erste Band beginnen würde. Das Hafenklang war gut gefüllt, glücklicherweise aber nicht allzu dichtgedrängt. Es folgten IN VINO VERITAS, die sich sehr darüber freuten, mal zusammen mit SMEGMA im Hafenklang spielen zu können. Aufgrund des frühen Zeitpunkts, sicherlich aber auch, weil die Bandmitglieder mittlerweile besser aufeinander eingespielt sind, ging der Auftritt geordneter als üblich über die Bühne und wurde vom Publikum sehr gut angenommen. Aus Berlin und Grimmen waren treue Fans angereist, um die Band zu unterstützen und diese sorgten für gute Stimmung. Eröffnet wurde mit „Hamburger Härte“, es folgten Hits wie „Armin Meiwes“, „Mädchen hinterm Tresen“, „Skorbut“ etc., bis im Zugabenteil dann von allen „Mit ohne Stolz“ und „Holsten“ lauthals mitgegrölt wurden. An einigen Songs wurde etwas gefeilt, um sie zu verfeinern. Ein überzeugender Auftritt! SCHLOIDERGANG hatten anschließend leichtes Spiel, brauchen sie sich ihr Publikum doch nicht mehr zu erspielen. Mit zwei Sängern und immer einem gewissen Augenzwinkern wurde deutschsprachiger Klischee-Oi! dargeboten inkl. eingedeutschten Coverversionen alter Klassiker. Der Schlagzeuger wird zum Tier hinter seiner Schießbude und am meisten Spaß machte es, ihn bei seinem Spiel zu beobachten. SMEGMA fanden schließlich ein ordentlich alkoholisiertes Publikum vor, das ihre Veraschungsshow dankbar annahm und auch ich ließ mich dazu hinreißen, die Jahrhunderthits der Schrammel-Oi!-Legende zu skandieren. Der schöne Abend mit gut aufgelegten Bands und sympathischem, zu einem großen Teil von Auswärts stammendem Publikum fand dann seinen Ausklang bzw. endgültigen Abschuss im Skorbut.

25.04.2010, Fabrik, Hamburg: DICK DALE

Gestern DICK „King Of The Surf Guitar“ DALE in der Hamburger Fabrik. Dass der Altmeister des Surf-Rock sein Publikum trotz Alters von 72 Jahren und Krebserkrankung noch einmal mit einer Europatour beehren würde, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ich hatte ihn vorher nie live gesehen und wer weiß, ob man zu einem späteren Zeitpunkt noch Gelegenheit dazu bekommen würde? 23,70 EUR für die Karte im Vorverkauf war für ein Konzert ohne Vorband (angeblich aus organisatorischen Gründen, bis 19:00 Uhr fand in der Fabrik irgendein Kinderfest statt) zwar ziemlich happig, ich konnte es mir aber trotzdem leisten, da ich nicht mehr zu jedem anderen bekloppten Konzert renne. Schade, denn es gibt mehrere wirklich gute Hamburger Surfbands, die sich sicherlich gefreut hätten, im Vorprogramm von Mr. Dale auftreten zu können. Dieser betrat dann gegen 21:20 Uhr die Bühne der nicht übermäßig, für einen Sonntagabend aber bestimmt respektabel gefüllten Fabrik mit „Nitro“ und es klang großartig. Dale trägt seine letzten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ein schwarzes Stirnband und ein T-Shirt „Dick Dale For President“ – und hat sichtlich Spaß auf der Bühne. Er kommuniziert mit dem Publikum und seiner Mimik kann man die Leidenschaft zu seiner Musik entnehmen. Zwischenzeitlich griff er sich zwei Drumsticks und spielte zusammen mit seinem Schlagzeuger, der mit herrlich aggressiver Mine auf die Drums eindrosch, Schlagzeug und später auch Bass (Dale bekommt die Bassgitarre hingehalten und spielt diese, indem er mit den Drumsticks drauf herumhaut), blies in die Trompete, imitierte Louis Armstrong usw… seine beiden Begleiter an Bass und Schlagzeug sind etliche Jahre jünger, tragen die gleiche Frisur und machen einen klasse Job. Nach gut 90 Minuten endet der sehr unterhaltsame Auftritt ohne Zugaben, aber was soll’s – sei dem alten Mann seine Erholung gegönnt. Alle wichtigen Songs wurden gespielt.

Das Publikum bestand neben ein paar bärtigen alten Männern zu einem großen Teil aus jungen Leuten, einigen Psychos und Rockabilly-Typen, aber auch vielen „Normalen“. Ähnlich wie bei alten Ska-Recken scheint sich das Publikum immer wieder zu verjüngen. Ich persönlich habe das Konzert sehr genossen, zumal es die perfekte Abrundung eines herrlich warmen Tages war. Es war sehr angenehm, mal wieder auf einem Konzert zu sein, bei dem es einfach nur um die Musik ging, die Musik selbst die Message war.

05.02.2010, Trabrennbahn, Hamburg: IN VINO VERITAS + CUTTING EASTSIDE CREW + STULLE & DAVID

Ich war Freitag an der Bahrenfelder Trabrennbahn bei IN VINO VERITAS + CUTTING EASTSIDE CREW + STULLE & DAVID

Eigentlich sollten auch noch DOGS ON SAIL spielen, mussten aber auch dieses Trabrennbahn-Konzert leider absagen, weil Flo erkrankt war. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Absage war es nicht mehr möglich, für Ersatz zu sorgen, weshalb der Eintrittspreis gesenkt wurde.

Um das Ende des St.-Pauli-Spiels abzuwarten, wurde erst relativ spät begonnen, was zur Folge hatte, dass ein guter Teil des Publikums bereits einen beachtlichen Alkoholpegel aufwies. Stulle (Dogs On Sail) und David (Grølbüdels) machten den Anfang mit einem Akkustik-Set, alberten herum, coverten u.a. „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ von den Kassierern und irgendwat von Joint Venture, was begeistert vom Publikum aufgenommen wurde („Joint Venture ist Skinhead Rock’n’Roll!“). Es folgten die, wie ich sie gerne nenne, Spinal Tap des Oi!-Punk In Vino Veritas, die ein tolles Party-Set ablieferten, vor guter Laune sprühten und mit Pogo und Gegröle bedacht wurden. Sehr schöner Auftritt! Endgültig den Rest gab mir dann die Cutting Eastside Crew, eine neuere Rostocker HC-Band mit Leuten der Meck-Pommer-HC-Institution Crushing Caspars, deren Sound, wie übrigens bei allen Interpreten heute abend, live super druckvoll und nahezu perfekt abgemischt rüberkam und mich zum exzessiven Tanzbeinschwingen zwang.

War mal wieder ein toller Abend mit sympathischen Bands und ebensolchem Publikum, eine komplett stressfreie alkoholgeschwängerte Party.

15.12.2009, Markthalle, Hamburg: ABIGAIL WILLIAMS + DESTRUCTION + ARCH ENEMY

als ich ausnahmsweise mal mitbekam, dass meine alten thrash-götter von DESTRUCTION in hamburg spielen sollten, fiel die entscheidung nicht schwer und ich holte mir ein ticket für die teure kommerzhalle. war mein erstes metal-konzert nach einer gefühlten ewigkeit. außerdem haben noch TRIOSPHERE gespielt, und zwar pünktlich um 19:30 uhr (!), so dass ich die komplett verpasst hab. bei ABIGAIL WILLIAMS erwartete ich ähnlich wie bei ARCH ENEMY ein weibliches wesen am mikro, wurde aber enttäuscht: ein hässlicher lockenkopf kreischte irgendwas zu total künstlich klingender, möchtegern-pompöser mucke mit synthetischem drumsound und nervigem keyboard-gedudel, dass ich mich fast auf einem techno-konzert wähnte. die halle war trotzdem schon ganz gut gefüllt und das irgendwie seltsame publikum (alle stocknüchtern und den eindruck einer „szene“, in der man sich irgendwie untereinander kennt, hat’s auch nicht unbedingt vermittelt) schaute interessiert zu.

nach einer kurzen umbauphase dann DESTRUCTION, die erste „hauptband“ des abends, wenn auch leider nicht der headliner. die zockten ein souveränes oldschool-thrash-set durch, das mich wahrlich begeisterte. die songauswahl hat gepasst, vermisst habe ich lediglich „unconscious ruins“, „release from agony“ und „dissatisfied existence“, songs also vom „release from agony“-album. aber egal, das war schon ein sehr geiles set. auch die neue version von „the damned“ von den plasmatics gefiel mir diesmal ausgesprochen gut, während ich beim live-album noch nicht so recht wusste, wie ich diese schnelle version finden solle… schmier wanderte stets zwischen den drei aufgestellten gesangsmikros hin und her und füllte so die bühne gut aus. leider fand ich den sound insgesamt breiig, mal mehr, mal weniger, an den akzentuierten riff-sound der alben kam der live-sound nicht ran. aber egal, meiner freundin, die sonst überhaupt keinen metal hört und hier zum ersten mal mit DESTRUCTION konfrontiert wurde, fand’s richtig gut! kann also nicht so schlimm gewesen sein. die stimmung im publikum war ebenfalls gut und ’nen kleinen moshpit (oder jedenfalls sowas ähnliches) gab’s auch. hier ist mir aber aufgefallen, dass es in metaller-kreisen nicht angesagt zu sein scheint, die texte oder zumindest die refrains lauthals mitzugrölen. das hat mich dann doch etwas irritiert. vielleicht waren aber tatsächlich alle zu nüchtern dafür, schließlich war’s ja mitten in der woche. dafür waren aber stets reichlich pommesgabeln in der luft.

nach DESTRUCTION war ich erst mal befriedigt, schaute mir aber trotzdem den grund an, weshalb der großteil des publikums erschienen war: ARCH ENEMY aus schweden. zurzeit schwer angesagter „melodic death metal“ mit weiblichem gesang, der aufgrund des äußeren erscheinungsbildes der dame und ihrer bühnenaction auch gut was fürs auge bietet – und bisher völlig an mir vorbeilief weil wegen zu neu… was ich zu sehen und hören bekam war aber sehr souverän und professionell, trotzdem aber spürbar mit herzblut vorgetragen und objektiv betrachtet nicht schlecht. die sängerin verstand es prächtig, mit dem publikum verbal (übrigens auf deutsch) und nonverbal zu kommunizieren und der funke sprang zumindest insofern auch auf mich über, dass ich das geschehen interessiert verfolgte und glaube ich verstand, was so viele an dieser band finden – der laden war zu diesem zeitpunkt nämlich voll.

positiv aufgefallen ist mir noch, dass schmier von DESTRUCTION nicht einen auf star machte, sondern sich nach seinem gig unters publikum mischte und als ansprechpartner, für fotos etc. parat stand.

ein schöner, interessanter abend. „BESTIAL INVASION!“ pommesgabel

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