Günnis Reviews

Kategorie: Konzertberichte (page 44 of 44)

01.12.2002, WB 13, Berlin: LUCI’S BRAINFUCK + ROCKASS

[Abt. „Klassiker“, mein zweitältester Konzertbericht überhaupt (man beachte das Datum), meines Wissens nie irgendwo veröffentlicht – an den Abend erinnere ich mich dafür noch umso genauer:]

Da Timos Mutter gerade nach Berlin zieht, bat sie uns, ihr am letzten November-Wochenende ein bißchen beim Umzug zu helfen – für Bier, Fressen und Schlafplatz sei gesorgt. Geil, ein Wochenende in Berlin mit kostenloser Hin- und Rückfahrt + Verpflegung?! Also los! Nach ein bißchen Geschleppe (ich sag nur Klavier…) und Gespachtele, hofften wir, für die Nacht irgendwas Punkrockiges zu finden. Erstmal aber den Ku’damm runtergelatscht – pfui, alles verstopft von Konsum-Zombies und Stumpf-Touristen („Guck mal Schatz, die Gedächtnis-Kirche“ – „Boah…“), viele ekelige Leute… 0% Punkrock!! Also ab nach Kreuzberg… am Bahnhof erstmal zwei niedliche, blutjunge (BLUTjung, was’n Kalauer, hehe…) Kiddie-Punkeretten aus Bremen getroffen, die mit irgendeiner Reisegruppe da waren und sich zuerst uns anschließen wollten, dann aber doch nicht, bla… die eine fragte noch allen ernstes, ob wir „Schlachtrufe BRD“ kennen würden – als wir dieses bejahten, freute sie sich, denn daran könne man erkennen, ob man einen richtigen Punker oder nur „‘nen Pseudo“ vor sich hätte! Haha, was geht ab!? Wir also völlig ohne Plan in Kreuzberg, bis Timo zufällig auf einer Litfasssäule ein Plakat für o.g. Konzi entdeckte. Was sollte „Rockass“ wohl für’ne Band sein? Etwa die männliche Variante von „Rockbitch“?! Egal, da stand was von „Punk’n’Roll“ und wir waren froh, endlich was entdeckt zu haben und machten uns auf den Weg nach Wartenberg am anderen Ende von Berlin… Das WB 13 stellte sich als superkleiner, JUZ-ähnlicher Laden heraus, in dem neben dem Personal/den Bands ein paar Langhaarige mit Springerstiefeln rumhingen und der halbe „Berliner Pils“ nur 1,30 Euro kostete. Wir soffen uns gut einen an, während die Anwesenden staunten, dass wir „aus Hamburg“ kamen und uns in ihren Laden verirrt hatten. Nachdem wir standesgemäß [Edit 2015: natürlich erfolglos!] die weibliche Belegschaft angebaggert hatten (Timo die am Einlaß, ich versuchte es mit der süßen Kurzhaarigen hinterm Tresen), begannen irgendwann „Luci’s Brainfuck“, die einen etwas seltsamen Sound mit Indie-Elementen und vielen Breaks hatten. Not my cup of beer, aber war ok. Als die fertig waren, meinte ich zu Timo „laß‘ die nächste Band mal ´n bischn abfeiern“, da die beim Soundcheck ganz geil klangen. Damit sollte eine unglaubliche Punkrock-Poser-Pogo-Show eingeläutet werden, die ihresgleichen sucht! Obwohl nur ca. 10-15 Leute bei „Rockass“ zurückhaltend an der Wand gelehnt herumstanden, tanzten/pogten/schwitzten/prollten Timo und ich uns die Seele zum Punk’n’Roll-Sound von der Bühne aus dem Leib, dass uns die Einheimischen endgültig für komplett bescheuert erklärt haben mussten. Es wurde absolut jeder Song enthusiastisch abgefeiert, obwohl dort sonst so gut wie nix los war. Ab und zu gesellte sich einer der Wand-Lehner für ein, zwei Songs dazu; ansonsten gab’s die Timo+Günni-Show, bei der Timo nicht nur dem Sänger ins Mic brüllte und auf die zwei Leute im Publikum stagedivte, sondern auch noch die Saiten des Gitarristen vollsabberte, als er versuchte, diese mit der Zunge (! – das ist Rock’n’Roll) zu spielen. Überhaupt, der Gitarrist – neben seiner schier unglaublichen Frisur (sah aus wie zwei bis drei überdimensionale, mutierte Locken) machte er uns beim Auftritt der vorherigen Band mit seinem einzigartigen Tanzstil bekannt – einer Mischung aus Helge Schneider, Ballett-ähnlichem Besoffski-Getorkel und modernem Ausdruckstanz. Genial und nicht von dieser Welt! Nachdem wir etliche Zugaben gefordert hatten, konnte die Band nicht mehr, so dass sogar nochmal „Luci’s Brainfuck“ auf die Bühne mussten, die dann auch einige geile Punkrock-Smasher zum Besten gaben und ebenfalls gnadenlos abgefeiert wurden…Irgendwie ham‘ die WB13er es dann leider doch geschafft, uns um ca. 6:00h morgens zu wecken, nachdem sie mit ca. 6-8 Leuten an uns rumgerüttelt und gezerrt hatten. Schade, so hatten wir noch einen beschwerlichen und vor allem langen Heimweg zu Timo’s Mamuschka vor uns, weil natürlich kein Arsch wach blieb und ohne Rücksicht auf Verluste in irgendwelchen U- und S-Bahnen weitergeratzt wurde… Egal, auf jeden Fall haben wir `nen erstklassigen Eindruck hinterlassen (wahrscheinlich denken die jetzt, in Hamburg geht’s auf Konzis immer so ab, haha [Edit 2015: Sicher…]) und uns den kompletten nächsten Tag, als langsam die Erinnerungen an vorherige Nacht zurückkamen, über unsere „Show“ bepisst. (www.rockass.de, da güpt’s paar Songs von denen)

[Nachtrag 2015: Wir waren Helden!]

24.11.2002, Juki 42, Ahrensburg: SMALL TOWN RIOT + THE STARTS + PUK + PESTPOCKEN

[Abt. „Klassiker“, mein ältester Konzertbericht überhaupt (man beachte das Datum), meines Wissens nie irgendwo veröffentlicht:]

Dieses Konzi war die Geburtstags-Party von Friedel (HH) und Torsten (Cuxhaven), die sich ein paar Bands eingeladen hatten. Tja, und nach einigen idiotischen Gerüchten im Vorfeld sollte eine Band, nämlich Small Town Riot, schon wieder ausgeladen werden. Zum Glück hat sich aber alles noch rechtzeitig geklärt, so dass das Konzi wie geplant über die Bühne gehen konnte. Das Juki 42 in Ahrensburg ist ein saugeiler Laden – nicht so’ne kleine Bude, wie man es sonst von JUZes eher gewohnt ist, sondern richtig geil auf Konzerte ausgerichtet, mit großer Bühne und viel Platz für die Crowd und, am allerwichtigsten: Bier für ´nen schlappen Euro!! Da schlägt das Punkrockherz in den höchsten Frequenzen, ebenso wie bei den Frisen von The Starts und Pestpocken, die die wohl perfektesten Iros vonne Welt haben: Millimetergenau wird da gefeilt, bis der blöde Tropfen vonner Wasserwaage endlich genau inner Mitte ist. Die Bandreihenfolge wurde ausgelost, den Anfang machten Small Town Riot. Deren Mischung aus feinstem Punk’n’Roll, Streetpunk und Hardcore-Kloppern kennen seit Erscheinen der Demo-CD „DEMOlition“ inzwischen auch schon einige und das 42 war schon ganz gut gefüllt mit ´nem absolut gemischten Publikum, Punks und Skins hielten sich in etwa die Waage. Sogar ein paar aus dem Ruhrpott waren da, die grad ´nen Kumpel in HH besucht hatten. Die Stimmung war recht gut, ein paar Leute waren immer am tanzen und beim „Pöbel & Gesocks“-Cover versammelte sich der Mob vor der Bühne, um ohne Ende mitzugröhlen. Leider war der Sänger ein kompletter Volltrottel und vergaß den gesamten Text der zweiten Strophe – und das, obwohl der Song in den Top 10 der bekanntesten Punkrocksongs ist! Egal, lag am Suff. Dafür hatte Timo, der Drummer, auch schon beim ersten Song seinen Drumstick sinnlos durch die Gegend geschmissen. Nun kamen PUK („Politisch Unkorrekt“) von irgendwo aus dem Osten. Zwar sah der Sänger mehr aus wie ein Rockabilly, die Mucke ging aber, natürlich, mehr in Richtung Punk. Ehrlich gesagt hab‘ ich von denen gar nicht so viel mitgekriegt, war wahrscheinlich damit beschäftigt, irgendwelche Leute mit uninteressantem Scheiß vollzulabern (eines meiner Hobbies, wenn ich ein‘ im Tee hab‘). The Starts aus Schwerin starteten nun auf die Bühne und waren absolut genial! Richtig geile Live-Band, Top HC-Punk und GEILE Schleim-Keim-Cover! Nicht nur ich hab’ da das Tanzbein geschwungen, ebenso wie bei Pestpocken, die ich in meinem Suff auch ziemlich abgefeiert hab‘… nunja, im Prinzip hätte da jede andere Band stehen können, mir war’s zu diesem Zeitpunkt egal. Aber Pestpocken mag ich eh ganz gerne, auch wenn längst nicht alle auf ihren schleppenden HC-Punk mit eingebauten Pogo-Knüppel-Explosionen und männlich/weiblichem Wechsel-Gesang so klarkommen. Über die würde übrigens vorher auch viel rumgesabbelt, von wegen, arrogante Leute, mögen keinen Oi!, usw. blabla… alles Blödsinn! Auf jeden Fall geiles Konzi in ´ner coolen Location, viel Spaß gehabt!

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