Günnis Reviews

Autor: Günni (page 85 of 107)

06.09.2008, Lobusch, Hamburg: KEIN HASS DA

samstag „kein hass da“, die bad-brains-coverband von karl nagel, inner lobusch. die darbietung der band und allen voran nagels war grandios! nagel hat die bad brains nicht nur gehört, er hat sie studiert – so hochwertig war die gesamte performance akustisch erfassen können, aber wie sie rübergebracht wurden, war frisch und definitiv kein alte-männer-punk. der nagel kann sogar richtig singen und agierte leidenschaftlich und fit. das publikum im gut gefüllten laden nahm’s dankbar an und verlautbarte zwischenzeitlich immer mal wieder sowas wie „besser als das original!“. auf diesem konzert verschwammen nicht nur die unterschiede zwischen jung und alt, sie wurden negiert. es gab nur noch leidenschaftlich oder eben nicht.

eintritt war übrigens frei, im anschluss des konzerts wurde lediglich um kleine spenden gebeten.

30.08.2008, Lobusch, Hamburg: 1982 + ORÄNG ÄTTÄNG

samstag oräng ättäng (als „aggro aus holland“) und 1982 inner lobusch. der beginn des konzerts hatte sich sehr nach hinten verschoben, aber oräng ättäng gingen gut ab und spielten klasse hc-punk mit stellenweise thrashigen riffs. 1982 dann der erwartete höhepunkt. einfach geil. und tommy hat DOCH gesungen. 😀

12.07.2008, Lobusch, Hamburg: FORBIDDEN KINGS + PRODUZENTEN DER FROIDE

zwei oi!-bands aus dem schwabenländle, forbidden kings dabei mit leuten der aufgelösten prolligans. und die kings waren RICHTIG GUT! in dreiköpfiger besetzung gab’s ein derbes brett bestehend aus superschnellen songs, bei denen sich filigran gespielte, hymnische melodien mit hochgeschwindigkeits-geschrammel (mind. 180 SchrPM – Schrammels pro Minute) abwechselten. ganz groß! hoffentlich kann auf der sich in der mache befindlichen split-scheibe diese power eingefangen werden.

anschließend die produzenten der froide mit prolligem schunkel-oi!, der einfach nur spaß gemacht hat.

geiles konzert, beide bands kamen sympathisch rüber – nur leider schien der gig kaum jemanden zu interessieren…?! waren höchstens 20 zahlende gäste da…

TAUGENIX #5

(www.taugenix-fanzine.de)

Neues TAUGENIX, neue „Deutschpunk“-Bibel. Aber der Reihe nach: Inhaltlich bietet das neue Pamphlet von „Nix Gut“-Betreiber Jürgen Kamm und ALARMSIGNAL- bzw. CHRISTCORE-Musiker Steff Interviews mit RAWSIDE (ok), den bayrischen POLKAHONTAS (Punk trifft Volksmusik, interessantes Interviews, besonders hinsichtlich der Probleme mit den Songrechten etc.), Lars von NORMAHL (völlig unkritisch und damit überflüssig – die haben neben einigem Guten auch soviel Mist verzapft, warum wird da nie näher drauf eingegangen?), KASA (genau die Spacken, die man hinter der Band vermutete), WILDE ZEITEN, Jan vom „Proud To Be Punk“-Fanzine (sehr ausführliche Antworten, tolles Interview), Andreas von CHAOS Z/FLIEHENDE STÜRME (ziemlich depri, der Gute – wer hätt’s gedacht?) und den Tierfreunden von den KAFKAS. Dazu natürlich die üblichen Kolumnen von Mad Jazz Morales, Rübi (gut!), dem Rentnerpunk (grenzwertig) etc., Politisches/Kritisches über Nazi-Aktivitäten in Sachsen (beigesteuert von „Proud To Be Punk“-Jan), vegane Propaganda, ein Erlebnisbericht von ein paar Kidpunks, die das „Rabatz“-Squat ins Leben riefen, den ich aufgrund der dem Alter der Jungs entsprechenden Schreibweise verdammt geil, weil authentisch, finde, paar Konzertberichte, Neuigkeiten und die üblichen unkritischen Reviews von allem, was mal irgendwie einen Pfurz in deutscher Sprache abgelassen hat und damit aus Sicht der Macher für dieses Heft prädestiniert scheint. Unvermeidbar auch die schrottige „Foto-Punk-Story“ und manch anderes dämliche Klischeegereite, aber das ist man ja mittlerweile gewohnt. Wenigstens ist das Cover diesmal nicht so hässlich wie sonst, dafür offenbart sich auf der CD neben den üblichen Promosongs, die sich generell auf aktuellen „Pay to play“-CDs befinden, der Bodensatz des deutschen Punk – ganz zu schweigen davon, dass man uns hier wieder ominöse Christenbands unterzujubeln versucht. Bemerkenswert übrigens diesmal, dass sowohl Steff als auch Jürgen Kamm sich zumindest teilweise mit der am Taugenix bzw. an Nix Gut geäußerten Kritik auseinandersetzen, beides aber m. E. am Kern zumindest MEINER Kritik vorbeigeht. Ein Heft mit Höhen und Tiefen und einem fragwürdigen Konzept. Gibt’s für drei Talerchen am Zeitungskiosk.

PANKERKNACKER #18

(www.pankerknacker.com)

Yeah, yeah, yeah, Baby, mein aktuelles Lieblingszine geht in die nächste Runde! Die High-Society-Punks um Stefano Stiletti schlafen sich immer weiter hoch und kredenzen uns Einblicke in die Trailer-Premierenparty des „Chaostage“-Films im dekadenten „Mövenpick“ (!), dazu passend ein Interview mit Filmemacher Tarek und den Schreiberlingen Jan Off („Vorkriegsjugend“) und Andi K. (div. Fanzines). Außerdem war man beim Boxen und besuchte eine Wrestling-Veranstaltung (mit anschließendem Interview). Bandtechnisch werden CUTE LEPPERS, LES HATEPINKS, MR. KEVIN K., KNOCHENFABRIK und EISENPIMMEL bedrängt, aber das hab ich mir noch gar nicht alles durchgelesen – denn viel interessanter sind hier wieder die ganzen Kurzgeschichten und Kolumnen von The Meia, Klaus N. Frick, Jess Jochimsen und wie sie alle heißen, die sich alle (bzw. zumindest die, die ich trotz notorischen Zeitmangels bislang geschafft habe, mir zu Gemüte zu führen) superlässig lesen und Lust auf mehr machen. Das alles eingebettet in ein spitzenmäßiges Layout (inkl. Titten) und gedruckt auf hochwertigem Papier, das in ein handliches Zwischenformat geschnitten wurde, macht die Angelegenheit auch optisch wie taktil zum Vergnügen und lässt mich den KNACKER zur aktuellen Lieblingslektüre neben alten Batman-Comics auf meinen Pendelfahrten werden. Apropos Comics: Ein „Magenbitter“-Comic fand auch wieder ins Heft, bei dem der Name diesmal Programm ist. 😉 Natürlich ist auch der übliche Kladderadatsch in Form von Platten-, DVD- und Zine-Kritiken, Konzertberichten und dem ganzen Pipapo enthalten. Politik bleibt allerdings außen vor und so manche Formulierung („Spast“) käme sicher nicht durchs AJZ-Plenum… 3 EUR, der Spaß. Günni

05.07.2008, Fährstraße 105, Hamburg: ATTACK OF THE MAD AXEMAN + SUNDOWN VALLEY + GENTLE ART OF CHOKIN‘

im keller eines zum großteil von punks bewohnten wohnhauses in der hamburger migranten-hochburg wilhelmsburg hat man initiative ergriffen und einen kleinen aber feinen konzertort geschaffen, wo für wenig geld regelmäßig veranstaltungen stattfinden. klasse sache. samstag war ich zum ersten mal da, um mir drei grind-baller-bands anzutun. da ich völlig verpeilt hatte, dass die da wegen der wohngegend schon um 20:00 uhr anfangen, hab ich „gentle art of chokin'“, zweitband von „axeman“-ralf, verpasst. „sundown valley“ konnte ich aber im mini-konzertraum, der die große eines proberaumes hat, beiwohnen, floh nach zwei oder drei songs aufgrund der unfassbaren lautstärke aber vor die tür, wo es immer noch laut genug dröhnte. ich bin ja echt nicht empfindlich, was lautstärke auf konzerten angeht und hab mir auch noch nie was in die ohren gestopft, aber DAS war einfach zuviel. dann auch noch gefühlte 50°C in der kleinen hütte, was mich endgültig zum tresen trieb. danach dann der eigentliche grund meines besuchs, „attack of the mad axeman“ als tiere verkleidetet und mit rüdiger nehbergs abenteuern als hintergrunduntermalung vom band. der sound war aufgrund der tiefgestimmten instrumente etc. erträglicher, trotzdem stopfte ich mir lieber taschentücher in die ohren und sah eingeengt im rappelvollen raum eine verdammt geile show. spitzenband, 1a entertainer.

dem laden weiterhin viel erfolg und durchhaltevemögen. meine ohren allerdings fangen nur bei dem gedanken an die zweite band schon wieder zu schmerzen an. hölle!

ABENTEUER WILDNIS – IRGENDWIE GLÜCKLICHER CD

(http://fizz-records.com) / (www.abenteuerwildnis.de)

Wäre diese Scheibe von „Nix Gut“ gekommen und mir als der neue Deutschpunk-Knaller angekündigt worden, hätte ich wahrscheinlich nach dem ersten Song ausgemacht. Glücklicherweise nimmt der Beipackzettel aber kein einziges mal das Wort „Punk“ in den Mund, denn mit der abenteuerlichen Wildnis sind mitnichten unsere subkulturellen Weiten oder das sich „Gesellschaft“ nennende Bootcamp gemeint, sondern vielmehr die zwischenmenschlichen Gefühlsebenen, über die untermalt von Indie-Pop/-Rock 15 Songs lang leicht nasal gesungen wird. Dieses geschieht in deutschen Texten, die mich stellenweise zum Schmunzeln brachten, auf einem gewissen sprachlichen Niveau auf unaufdringliche Weise, ohne pseudointellektuelles Geschwafel, aber auch ohne musikalische Ausflüge in härtere Gefilde. Radiotauglicher Pop-Rock mit dezenten Synthie-Einsätzen, der keinem wehtut, das aber auch gar nicht beabsichtigt und mir mit insgesamt 56 Minuten Spielzeit etwas zu lang geraten ist. Kommt mit einem nett gestalteten Booklet, das alle Texte enthält. Nur mit Subkultur, der Ausrichtung unseres kleinen Online-Fanzines, hat das Ganze nun wirklich nichts zu tun… Anspieltipp: „Mischen“. Ohne Wertung. Günni

EINSTURZ – KONFRONTATION CD

(www.nix-gut.de) / (www.einsturz.com)

Uuaaah, heftigst klischeebeladener Deutschrock irgendwelcher Gymnasiasten, der sich als Punk auszugeben versucht, wie die Kopie einer Kopie einer Kopie klingt und mit seinem drittklassigen Pathosgehabe hochgradig nervt. Spätestens beim Schlager (!) „Wir wollen Kannen, keine Teller, keine Pfannen“ war dann auch der letzte Funken meines guten Willens aufgebraucht, dem Dargebotenen irgendetwas positiv abzugewinnen. Geht gar nicht! Da hilft auch die schicke CD im Vinyl-Stil mit draufgepressten Rillen nichts mehr. Das Booklet besteht zur Hälfte aus „Nix Gut“-Werbung, der Rest sind schlimme Fotos und Texte. 13 Songs in 42 Minuten. 5. Günni

DOGS ON SAIL – WALKING WITH GODS CD

(www.dogsonsail.de)

Diese norddeutschen Straßenköter sind mir schon mit ihrer vor ein paar Jahren veröffentlichten 5-Song-Scheibe „Rules / No Rules“ positiv aufgefallen und setzen ihren individuellen Stil auf dem Ende letzten Jahres endlich erschienenen ersten Longplayer konsequent fort: Ohrwurm-Melodien, Texte und Interpretationen selbiger zwischen Aggression und Melancholie, die sowohl beim HC als auch beim Pop mit einem Sänger, der mit seiner kratzigen Stimme beides beherrscht, mal anklopfen und untermalt von streetpunkigen Chören über das Leben und die damit einhergehenden Probleme wie Aggressionen, Süchte und der Suche nach dem eigenen Platz, der Position in dieser Welt berichten. Absoluter Überhit ist dabei das fast schon nordisch-folkige, melancholische „Tell Me“, das es als Bonus auch als Akustik-Version mit Akkordeon zu hören gibt. Astreine Hymne! Aber auch der Großteil der restlichen in deutscher und englischer Sprache vorgetragenen Songs überzeugt mit nachdenklichen Texten und hohem Hit-Faktor. Was da für Melodien aus dem Ärmel geschüttelt werden, ist nicht von schlechten Eltern und kann sich verdammt noch mal hören lassen! Das einzige, was mir aufstößt, ist die sporadisch eingesetzte zweite Stimme, die im Opener noch halbwegs hinhaut, in anderen Songs aber einfach nicht passt. Da sie die starken Songs aber nicht zu versauen vermag, kann man da geflissentlich drüber hinwegsehen. Live ist die Band besonders durch Sänger, Entertainer und Rampensau Stulle eine echte Granate – was mich zu folgender Bemerkung hinreißen lässt: Das Album wurde komplett in Eigenregie herausgebraucht und hat keinen Vertrieb oder ähnliches. Leider ist die Band anscheinend etwas unbeholfen, wenn es darum geht, ihre Scheiben unters Volk zu bringen und Konzerte klarzumachen, so dass ich hier eine klare Empfehlung abgeben möchte – ich denke, man hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn man ihr etwas unter die Arme greifen würde. Also, wer durch diese Kritik neugierig geworden ist, kann auf der Band-Website reinhören und Kontakt für etwaige Gigs, die Aufnahme der Platte in den Mailorder-Katalog o. ä. aufbauen. 2. Günni

PLASTIC BOMB #63

(www.plastic-bomb.de)

Die aktuelle Kunststoff-Bombe wartet mit einem bunten Strauß für mich persönlich hochinteressanter Dinge auf, die da wären: Interviews mit KNOCHENFABRIK, UPRIGHT CITIZENS (Helge Schreiber bringt u.a. so einiges über die Entstehung der alten Scheiben sowie manche Anekdote in Erfahrung), SS-KALIERT (mehr ein Verhör als ein Interview, aber interessanter Spagat der Band zwischen „zu ihrem Ding stehen“ und Rechtfertigungen…), GARRY BUSHELL (Klasse Fragen, klasse Antworten, klasse Interview!), REAGAN YOUTH (bzw. deren neuer Sänger), DIE STRAFE (kurzweilig, humorvoll), Anne von der POP (ex-APPD, hier hätte ich mir ein paar kritischere Fragen bzgl. angeblichen Sexismus’ etc. gewünscht), außerdem wurden die MAD PIGS, ESCAPADO, die Ami-Pop á la GOOD CHARLOTTE hörenden grönlandischen Kid-Punks LOST INSULT und Konzertfotograf Bomber (www.punkasfuck.de) befragt. Ansonsten halt die üblichen Rubriken: Ausführliche Vorworte (Michas „Geht gar nicht“-Liste zum Umgang mit Bullen, sehr geil, Helge völlig un-p.c. über nervige Insekten, Sport, Saufen etc., Ronja über Michas Umzug, Konzerte mit den ARTLESS-Bauern und umsich beißende Aggro-Typen sowie Swen über Leben & Tod. Nur Kuwe hat immer noch nichts zu sagen.), ’ne spaßige Kolumne über die letzte PB-Bootstour, Vascos großartige „Wunderbare Welt der Propganda“, diesmal „vom ‚anders sein’ und vom ‚sich anders fühlen’“, Kritiken und Verrisse, Kleinanzeigen, Zepps Zoom, Stanley Heads Ska-Ecke, „Anders leben“ (diesmal mit der Myspace-Alternative (na ja) www.hxcspace.com und der Freiburger Straßenzeitung „FREIeBÜRGER, außerdem berichtet der Verein „Bon Courage“ über schlimme Nazi-Umtriebe in der sächsischen Provinz), Exoten-Punk-Tonträger-Kritiken, Neuigkeiten und Termine plus natürlich Chris Scholz’ Kolumne, die mir wie so oft aus der Seele spricht. Grünen-Wähler, geht doch kacken!!! Insbesondere interviewtechnisch diesmal eine starke Ausgabe! Schlägt immer noch mit 3,50 € zu buche und kommt mit „Pay to Play“-CD. Günni

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