Günnis Reviews

Autor: Günni (page 81 of 107)

TAUGENIX #8

(www.taugenix-fanzine.de)

Neueste Ausgabe der NIX-GUT-Hauspostille. Chefredakteur und „Jesus Freak“ Steff erzählt im Vorwort von seiner Abneigung gegen Glühweinbuden und Hickhack mit Behörden. Richtig interessant liest sich dann ausnahmsweise das Impressum, das Erscheinungsdatum und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe in die Vergangenheit zurückdatiert. Kann mal jemand überprüfen, ob am 15.05. letzten Jahres die Nr. 9 erschienen ist? Neu sind die Vorstellungen der TAUGENIX-Mitarbeiter, hier zwei an der Zahl. Interviewt werden die Fußballprolls EMSCHERKURVE 77 (gut), die m. E. etwas überbewerteten ANTIGEN (die aber eine verdammt hübsche Sängerin/Bassistin haben) und Einhorn von ATEMNOT, der recht Interessantes über die Hintergründe der aktuellen Besetzung ausplaudert, mich hier und da aber wieder mit dem Kopf schütteln lässt – auf die Frage nach Punkbands mit intellektuellen Texten (was hier aber nicht näher definiert wird – auf jeden Fall aber eine verdammt lustige Frage in einem ATEMNOT-Interview) antwortet der Herr beispielsweise: „Dafür kenne ich keinen Markt.“ Na und? Seit wann sollte ein vorhandener „Markt“ ausschlaggebend für die Gründung einer Punkband sein? Und nur weil der Gehörnte diesen „Markt“ nicht kennt, heißt es nicht, dass es ihn nicht gibt… Nun gut, des Weiteren werden PROPAGANDA NETWORK (intellektueller Punkrock?) befragt, die selbstironisch in basisdemokratisch beschlossenen Kollektivantworten sprechen und alles andere als humorlos wirken. Die bayrischen SPEICHELBROISS kommen ebenso zu Wort wie PUNK-IM-POTT-Veranstalter Alex, der auch mit einem Konzertbericht gewürdigt wird. Benni von SS-KALIERT steht Rede und Antwort und verkündet u. A. schier Unfassbares über die Oldenburger Antifa. Habe herzlich gelacht, haha. Momentan wieder ein paar Gigs spielt die Hannoveraner Uralt-Combo BLUT & EISEN, die hier auch mit einem Interview bedacht wurden. Interessant finde ich die Umfrage bei diversen Bandmitgliedern zum Thema „Punkrock und Fußball“. Ok, vielleicht hätte man dazu auch mal jemanden fragen sollen, der NICHTS von dieser Verbindung hält. So beschränkt man sich halt auf Fußballfans von WALTER ELF, P&G, GUMBLES, MISSBRAUCH, LAK und BILDUNGSLÜCKE, die auf die einzelnen Fragen durchaus vernünftiges Zeug antworten. Geht es aber um die Nationalmannschaft, wird’s sehr durchwachsen und teilweise wirklich albern. Wat für krampfartige Beißreflexe da bei einigen zum Vorschein kommen, geht mir schon lange auf den Sack und ist, wenn man gleichzeitig seinen aus aller Welt zusammengekauften Verein abfeiert, bigott und auf seine Art „typisch deutsch“. Zu den Kolumnen: Rübi hat zuviel ferngesehen („Frauentausch“ ist Punkrock!), Hauke und Bulli sowie der Rentnerpunk faseln nichtssagenden Unfug, Chris erzählt von seinen Erfahrungen mit den Bullen und – der absolute Höhepunkt dieser Ausgabe – „Critical Bill“ beleuchtet endlich einmal richtig kritisch den Krieg Israels gegen Palästina und schafft es dabei sogar, den Bogen zur Linkspartei und linken Demonstranten zu spannen. Richtig gut geschrieben, hochinformativ (sofern seine Quellen seriöser Natur sind) und damit diesmal sogar besser als Vascos „Wunderbare Welt der Propaganda“ im PLASTIC BOMB. In eine ähnliche Kerbe schlägt Mirko mit „Kurz mal nachgefragt: Was ist eigentlich ein Deutscher?“ Find’ ich gut, sowas dürfte der richtige Stoff für die junge Leserschaft sein. Der restliche politische Teil wird eröffnet von einem Bericht aus Erfurt über das besetzte Haus, ebenso streng „antisexistisch“ mit „-innen“ und „mensch“ statt „man“ formuliert wie der Argentinien-Reisebericht von Ut*, der dort bei Leuten hauste, die ihre Häuser aus ihren eigenen Fäkalien bauen. Jenny betreibt vegane Propaganda und Tierrechtler von NANDU kommen zu Wort. Olle Kamellen werden diesmal in Form von DREXSCHLEUDER ausgegraben, die Bands der Heft-CD werden vorgestellt (nimmt wie immer viel Raum ein), Neuigkeiten aufgelistet, ein wie üblich fürchterlicher, unlustiger Foto-Comic abgedruckt… und dann sind da natürlich noch die Reviews. Dadurch, dass mehr und mehr Reviews von Spike und Rübi geschrieben werden, fallen sie tatsächlich etwas kritischer aus als in älteren Ausgaben. Wenn Rübi allerdings zur unsäglichen Split-LP mit den religiösen Fanatikern FALLOBSTFRESSER schreibt, dass christliche Missionarsgedanken und Punk nicht zusammenpassen, die Platte aber dennoch als „absolutes Muss im Plattenschrank“ bezeichnet und anscheinend keinen Gedanken daran verschwendet, dass sein Chefredakteur (!) mit ALARMSIGNAL ebenfalls auf der Platte vertreten ist, der schon mit CHRISTCORE missionierend durch die Lande zog und besagte FALLOBSTFRESSER auf der Heftbeilagen-CD und sogar auf dem jüngsten „Schlachtrufe“-Sampler unterbrachte, also aktiv an der Verbreitung derartigen Materials beteiligt ist, kippe ich fast hinten über vor soviel Inkonsequenz. Den Vogel schießt aber Steffs Besprechung der aktuellen Ausgabe des UNDERDOG-Fanzines ab, das sich ganz dem Thema „Christentum und Punk“ verschreibt und beide Seiten zu Wort kommen lässt. So behauptet er allen Ernstes, „Punk und Religion, das passt nicht!“ und dass er das TAUGENIX zur religionsfreien Zone erkläre, ohne auch nur mit einer Silbe auf seine CHRISTCORE-Aktivitäten einzugehen. Das ist verlogene Heuchelei und wirft ein ganz schlechtes Licht auf diese ansonsten wesentlich gereifter und inhaltsstärker als die älteren Nummern erscheinende Ausgabe. Um NORMAHL zu zitieren: „Verarschung total“, und die kostet 3,- EUR. Günni

Nachtrag/Korrektur (21.04.2009): Laut eigener Aussage ist TAUGENIX-Chefredakteur Steff mit seiner pro-christlichen Ex-Band CHRISTCORE zwar auf Veranstaltungen der „Jesus Freaks“ aufgetreten, war im Gegensatz zu anderen Bandmitgliedern selbst aber KEIN Mitglied der Sekte. Insofern ist meine Annahme, es würde sich bei Steff um einen „Jesus Freak“ handeln, anscheinend nicht richtig.

21.03.2009, Beatclub, Hamburg: DOGS ON SAIL

geiler gig bei freiem eintritt, bei dem im gut gefüllten, kleinen laden richtig stimmung aufkam. sänger stulle interagierte perfekt mit dem publikum, es wurde lauthals mit“gesungen“ und der eine oder andere missglückte songstart – ironischerweise z.b. ausgerechnet beim song mit dem refrain „i do it alright“ – lockerte das ganze zusätzlich auf.  😀 sowohl cover-versionen als auch anscheinend neue, weil mir unbekannte songs kamen klasse rüber.

danke auch für „no idea“ 😉

JOE COFFEE – WHEN THE FABRIC DON’T FIT THE FRAME CD

(www.iscreamrecords.com) / (www.joecoffee.net)

Paul Shearer von BEER TERROR (oder so) zeichnet sich für diese Band verantwortlich, die er im Jahre 2000 gründete, 2004 das (mir unbekannte) Debüt-Album „As Bright As the Stars We’re Under“ veröffentlichte und drei Jahre später auf eigene Faust diesen Nachfolger präsentierte, der nun mit neuem Artwork auf I SCREAM wiederveröffentlicht wurde. NYHC gibt’s hier nicht auf die Ohren, stattdessen eine wilde Mixtur aus Streetpunk/-rock, Schweinrock und sogar souligen bis poppigen Anklängen, stets vorgetragen von Bearers derbem Organ und mit ganz viel Street-Credibility. Klingt interessant? Ist es auch. Hat sowas schön abgefucktes und ist trotzdem eingängig und auf seine Art geradlinig. Die Texte wirken mitunter ziemlich bluesig und handeln vom Überlebenskampf in der Gesellschaft, vom Scheitern und Verzweifeln, aber auch von Sehnsucht, Liebe und Sex. Die Platte wurde mit ausreichend Wumms produziert und macht nicht nur durch ihr Abwechslungsreichtum Laune. Wer beispielsweise auf MIKE NESS’ Solo-Zeugs steht, oder auch auf BRUCE SPRINGSTEEN (sorry, bessere Vergleiche fallen mir grad nicht ein), sollte ruhig mal JOE COFFEE antesten! Gecovert wird auch, und zwar die SMALL FACES mit „Get Yourself Together“. Das Booklet enthält Songtexte und ein paar persönliche Wort zum Song „I Don’t Want This No More“, der von Drogenmissbrauch bzw. -abhängigkeit handelt. Elf Songs in 33 Minuten, Anspieltipp: „Don’t Call Her A ‚Bitch’“. 2. Günni

DIE KURT COBAINS – DER TODESFLUCH DES ZIGEUNERKÖNIGS CD

(www.myspace.com/nebula5enterprises)

Die Band mit mittlerweile in CLUB DEJÁ VU geändertem, bescheuertem Bandnamen versucht, in eine ähnliche Kerbe wie Bands wie SUPERNICHTS und Konsorten zu schlagen und hat musikalisch auf hörbar poppigere Vertreter des deutschsprachigen Punkrocks wie z.B. WOHLSTANDSKINDER oder SCHROTTGRENZE geschielt – so würd’ ich den mir vorliegenden Tonträger mal grob umreißen. Das Songmaterial hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und wurde jetzt in D.I.Y.-Manier produziert und auf die Menschheit losgelassen. Das wird dadurch deutlich, dass die Scheibe etwas unterproduziert klingt und ich zunächst dachte, es mit dem Demo einer Schülerband zu tun zu haben. Bei genauerem Hinhören musste ich diesen Eindruck aber revidieren, denn zumindest musikalisch haben die’s mit ihren Fähigkeiten an den Instrumenten und dem Vermögen, einige feine Melodien zu kreieren, durchaus drauf. Im Gegensatz dazu steht allerdings der gewöhnungsbedürftige Gesang, der spätesten immer dann, wenn der Sänger mit seinem pubertären Organ anfängt, in höheren Frequenzen vollkommen schief herumzujaulen, nahezu unerträglich wird. Textlich bewegt man sich zwischen witzig-schräg und bemüht lustig, zwischen genial und erschreckend infantil. Ziemlich durchwachsen also, das Ganze. Glatte 1 hingegen das fette, liebevoll im Schnipsellayout illustrierte Booklet mit, ich glaube, allen Texten. Satte 21 Songs + einen versteckten Bonustrack gibt’s hier in 50 Minuten zu hören und das ist mir bei aller Kurzweiligkeit der knackigen, kompakten Songs dann doch etwas zuviel des Guten. Kommt übrigens inkl. STAHLNETZ-Coverversion „Der Seemann und die Stewardess“, inkl. weiblichem Gesang. Anspieltipp: „Mein kleines Alkoholproblem“. 3-. Günni

PLASTIC BOMB #66

(www.plastic-bomb.de)

Wie mittlerweile gewohnt auf Wegwerfpapier gedruckt, aber dafür mit schickem gezeichneten Comic-Cover präsentiert sich die Frühlingsausgabe der Bombe. Micha berichtet vom T5, dem neuen, selbstverwalteten Zentrum in Duisburg, für das ich an dieser Stelle alles Gute und viel Erfolg wünsche, Helge empfiehlt Bands, Ronja quatscht über dies und das und Swen scheint desillusioniert und kotzt sich aus. Von Atakeks gibt’s, welch Überraschung, eine lange politische Abhandlung. Interviewt werden GEWAPEND BETON, FAMILY MAN, KHATARINA, IAN STEWART (wer?), THE PORTERS in aller Kürze, BLUTTAT (klasse!), BRDIGUNG, Imre vom FORCE ATTACK und ABRISS WEST, Atakeks liefert sich eine Sexismus-Debatte mit „Quetschenpaua“-YOK, Ingo steuert einen ausführlichen Bolivien-Bericht bei, in der Rubrik „Anders leben!“ geht’s um die Kiefernstraße in Düsseldorf und Argentinien, Patti Pattex berichtet über Punk in Malta und interviewt die Band SUBCULTURE und im Rahmen der „Herstory of Punk“ geht man diesmal andere Wege und erzählt von grausamen Frauenmorden an der mexikanischen Nordgrenze. Micha verliert noch ein paar persönliche Worte und meine persönlichen Highlights sind mal wieder Vascos „wunderbare Welt der Propaganda“, die diesmal angesichts der Finanzkrise noch angepisster ausfiel als zuvor, und Chris’ Scholz satirische Kolumne. Ansonsten halt das Übliche: Tonnenweise Reviews und News, Stanley Heads Ska-Ecke, Termine, Kleinanzeigen etc… Ich konnte mir noch nicht alles durchlesen, unterm Strich ist’s aber eine inhaltsstarke, abwechslungsreiche, recht global ausgelegte Ausgabe, der mir nur ein wenig das Persönliche abgeht. Lohnt aber in jedem Fall, also für 3,50 EUR ruhig zugreifen! Wie immer inkl. Pay-To-Play-CD, die einen guten Überblick über aktuelle Tonträgerveröffentlichungen bietet. Günni

07.03.2009, Villa, Wedel: GRAF LUCKNER UND DIE LETZTE BEGLEITUNG + METAL WITCH + OVERDOSE

samstag graf luckner und die letzte begleitung (oder so), metal witch und overdose in der wedeler villa anlässlich lars‘ 30. geburtstages.

direkt, nachdem ich die moderaten 5,- € eintritt gelöhnt hatte, bekam ich netterweise den freibierstempel aufgedrückt, so dass einem gelungenen abend nicht einmal mehr finanzielle nöte im weg hätten stehen können. graf luckner (oder so) spielten bemüht witzigen schweinerock marke prollhead und co., war als opener, der nicht mal auf dem flyer stand, ok. metal witch spielten dann astreinen metal, kein thrash, kein death, sondern true (oder so), aber ohne falsett-gesang oder sonstige mitunter recht nervtötende metal-eigenarten. war richtig gut und obwohl’s auch beim publikum sehr gut ankam, wurden eigenartigerweise kaum rufe nach einer zugabe laut, weshalb der auftritt dann auch tatsächlich recht abrupt endete. overdose anschließend entpuppten sich als astreine ac/dc-coverband, die ich dann gut abfeierte. zwar sah der sänger oftmals etwas gelangweilt aus, hatte aber eine sehr geile stimme. etwas enttäuscht hat mich lediglich die setlist. hallo, was geht mit „t.n.t.“, „you shook me all night long“, „shotdown in flames“ etc.?!

unterm strich aber in jedem falle ein lohnenswerter besuch in der sympathischen villa. mal wieder.

LOS KRACHOS – GEGENWIND CD

(www.bandwormrecords.de)

Die Rostocker LOS KRACHOS liefern hier ein schönes, derbes Punkbrett in (fast ausschließlich) deutscher Sprache ab, kurzweilig, humorvoll und mit dem richtigen Gefühl für mitgrölkompatible Refrains und kleine, feine Melodien, die im Ohr bleiben. Erinnert mich an Bands wie z. B. AGENT KRÜGER, die in eine ähnliche Kerbe schlagen. Der kehlige Gesang haut einem Texte um die Ohren, die zu verstehen man kein abgeschlossenes Germanistik-Studium an einer Hamburger Schule benötigt und mal mehr, mal weniger geschliffen negative Auswüchse des kapitalistischen Systems, Deutschtümelei und die Zwänge der Gesellschaft anklagen und die eigenen Lebensentwürfe gegenüberstellen, was dann z. B. im nihilistischen Opener „Scheißegal… jetzt!!!“ mündet und mit „Nichts-Nutz“ eine astreine Hymne für den Punk-Nachwuchs hervorbrachte. Solch sehr direkten Texten stehen aber auch der eine oder andere nachdenklichere Song wie z. B. „10 Sekunden“ gegenüber. Bei „Treibjagd in Gotham City“ und „Undine (weine nicht um deine schönen Pferde)“ wird man dann Zeuge des schrägen Humors der KRACHOS und mit „…sagen alle“ hat man eine Art inoffiziellen Nachfolger zu FUCKIN’ FACES’ „Hey! Hey! Hey!“ geschaffen, haha. Die Platte geht gut nach vorn, rockt und, und das ist das wichtigste: Sie macht Laune! Die Texte sind im mit Fotos versehenen Booklet allesamt nachzulesen und Cover und die restliche Gestaltung des Digipaks sind hier mal richtig gelungen! 16 Songs in 43 Minuten. 2. Günni

JOHNNIE ROOK – RABATZ CD

(www.ruegencore-records.de) / (www.johnnierook.de)

Aus Berlin kommt die fünfköpfige Combo JOHNNIE ROOK, die seit 2003 existiert und mit diesem Output bereits ihr drittes Album veröffentlicht, wobei “Rabatz” das erste ist, das ich zu hören bekomme. Als allererstes fällt mir da der ungewöhnliche Frauengesang von Frontfrau Franziska auf, der man ihre Gesangsausbildung sofort anhört: Hier wird richtig gesungen statt gekeift, gerotzt und gegrölt, was für eine Punkband nun ja nicht unbedingt Usus ist. Fast ebenso außergewöhnlich ist die abwechslungsreiche Mucke, deren filigrane Gitarrenarbeit nicht selten dem melodischen Metal-Bereich entlehnt zu sein scheint und dadurch gut zum professionellen Gesang passt, wodurch sich eine häufig pathetische Symbiose ergibt, die man entweder mag oder eben nicht und die hin und wieder die Grenze zum Schwülstigen kratzt, insbesondere bei den Liebesliedern oder auch beim selbstverliebten „Ikarus beim Klassentreffen“. Welchen Bezug die Songtitel zu den Texten haben, kann man manchmal allenfalls erahnen, aber das gehört wohl zum „Anspruch“, den die Band sich selbst attestiert. Die Produktion jedenfalls ist überaus gelungen, die Melodien sind klasse, das Schlagzeugspiel superschnell und zum Abwechslungsreichtum tragen die satten Chöre ebenso zusätzlich bei wie die gelegentlichen Offbeat-Einlagen und der mehrsprachige (deutsch/englisch) bzw. Wechsel-Gesang (weiblich/männlich). Bei „Gegen den Horizont“ holte man sich übrigens Wick von den BAMBIX als Gastsängerin hinzu. Schade, dass ich zur Aufmachung rein gar nichts sagen kann, da man mir nur eine Vorab-CD ohne jegliches Artwork zuschickte… 13 Songs in 40 Minuten. 2-3. Günni

PROPAGANDA NETWORK – ANTIEVOLUTION CD

(www.nix-gut.de) / (www.propagandanetwork.de)

Das Propaganda-Netzwerk schlägt wieder zu und präsentiert seinen zweiten Streich in Form eines neuen Albums voll wütendem, engagierten Polit-Punk in deutscher Sprache, der mal mehr, mal weniger zum Nachdenken anregt und mal mehr, mal weniger verklausuliert oder sperrig ist, aber in jedem Falle abseits von Klischees und Parolen durchdachte und reflektierte, auch mal persönlich-emotionale Lyrik in musikalisch fitte, treibende HC-Punksongs presst, die mir unterm Strich etwas besser gefallen als auf dem Vorgänger. Musikalisch besitzt die Band Eigenständigkeit, Talent und Wiedererkennungswert, wozu nicht zuletzt die markante Stimme des Sängers beiträgt. Ein interessantes Album auf einem gewissen Niveau, mit dem sich eine nähere Auseinandersetzung lohnen kann, wenn man Zugang zu den Texten bzw. deren Stil findet. Dabei helfen können die Linernotes, mit denen ein Teil der im schicken Booklet abgedruckten Texte versehen wurde. Großer Pluspunkt ist übrigens das tolle, zum Album passende, stimmige Cover, kleiner Minuspunkt hingegen für die Rechtschreibfehler im Booklet. Mit ihrem zweiten Album konnten sich PROPAGANDA NETWORK musikalisch noch mal steigern und untermauern, dass sie in ihrer Nische unserer Subkultur zu den besseren, interessanteren Bands gehören. 14 Songs in knapp 40 Minuten, wobei aus mir unbekannten der letzte Song als versteckter Bonus an Song 13 gehängt wurde. 2 (Mucke) bis 3 (Texte). Günni

SPEICHELBROISS – WENN IHR ES SO WOLLT… CD

(www.nix-gut.de) / (www.speichelbroiss.de)

Die bayrischen SPEICHELBROISS (was auch immer der Bandname heißen mag) gibt es nun auch schon länger als ein Jahrzehnt, wobei sie mein Interesse nie so wirklich geweckt haben. Insofern ist dies auch das erste komplette Album der Band, das ich zu Gehör bekomme. Geboten wird 11x Metal-Punk mit rotzigem Gesang und größtenteils deutschen Texten, die sich mit den üblichen Themen auseinandersetzen – und das in deutlicher, direkter Sprache, allerdings auch ein paar recht gezwungenen Reimen. Solider Stoff ohne Überraschungen, textlich und musikalisch nicht ganz mein Ding. Wer deutsches Punkzeug mit Metal-Riffs mag, z.B. DRITTE WAHL oder DÖDELHAIE, oder auch die ZUSAMM-ROTTUNG zu „Widerstand“ Zeiten, soll ruhig mal reinhören. Gus Backus’ alter Indianerhäuptling-Song wurde übrigens umgetextet und mit „Out on the streets“ ist ein zumindest textlich klassischer Oi!-Unite-Song enthalten. Kommt mit zwar gut gezeichnetem, aber recht klischeebehaftetem Cover und einem Booklet mit allen Texten und vielen Fotos. Elf Songs + Intro in ca. 35 Minuten. 3-4. Günni

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