
Nachdem ich im Osborne nicht nur Small-Town-Timos Geburtstag begießen, sondern auch grandiose Siege des FC St. Pauli und Schalke 04 feiern konnte, lockte der Menschenzoo mit Ex-SMALL-TOWN-RIOT-Drummer Lehmanns neuer Band KANISTERKOPF. Da es mir mittlerweile fast schon unangenehm war, die bisher jedes Mal verpasst zu haben, gab’s da nicht viel zu überlegen, zumal man mit dem Beginn freundlicherweise bis zum Abpfiff der Bundesliga-Partie gewartet hatte. Ca. 40 Leute wurden dann Augen- und Ohrenzeugen, wie jenes Trio aussichtsreich die bisher vakante Hamburger Position für 90s-Hardcore mit Metal-Kante besetzte. Der Groove wurde arschtight vom präzisen Zusammenspiel der Band gesichert, zu dem Lehmann wie eine gut geölte Maschine sein Schlagwerkfundament beitrug. Der Sänger und Bassist in Personalunion röhrte heiser die englischen Texte heraus und der Bass sorgte für Druck. Zoo-Mischer Norman zauberte zudem einen superdifferenzierten Sound, sodass es nix zu mäkeln gab. Ein dem eigenen Stil angepasstes IRON-MAIDEN-Cover, vor dem Lehmann drohte, all diejenigen des Raumes zu verweisen, die es nicht erkennen, sorgte für zusätzliche gute Laune und stimmte mich auf mein nächstes Konzert ein. Zugaben verweigerte man sich, man ist offenbar Anhänger der No-Rockstars-No-Posing-No-Encores-Schule. Wer auf diese Mucke kann, sollte KANISTERKOPF im Auge behalten.
JUST WÄR aus Tschechien zockten dann Hardcore-Punk der seit Jahrzehnten bewährten Oldschool, nicht mehr und nicht weniger. Das Zeug zündete sofort, der Sänger des Quartetts erwies sich als echter Aktivposten und dazu Pogo und Artverwandtes zu tanzen, war fast schon Pflicht. Selbstverständlich hab‘ ich die Band abgefeiert, der nach wie vor glasklare Sound lud ebenso dazu ein wie die entfesselte akustische Aggression und der antreibende Beat. Ich muss allerdings zugeben, dass JUST WÄR sicherlich keine Originalitätspreise gewinnen. Alleinstellungsmerkmale würden mir spontan keine einfallen und im Prinzip hätte dort auch eine der vielen anderen Bands stehen können, die einen ähnlichen Sound fabrizieren. Nicht falsch verstehen, hat derbe Spaß gemacht und nicht zuletzt spricht das auch für die beachtliche Größe und Internationalität der Szene. Im Nachhinein fragte ich mich aber, ob es ewig so weitergehen soll – immerhin ist es mittlerweile fast schon Tradition, mir am Wochenende ‘ne HC-Punk-Show reinzudrücken, dadurch den Kopf freipusten zu lassen und mir anschließend am besten noch den Rest zu geben. Hat das in dieser Regelmäßigkeit nicht fast schon etwas Spießiges? Der Menschenzoo-DJ verstand es an diesem Abend jedenfalls vortrefflich, den Soundtrack zum Untergang zu liefern, also wurde auch ihm entsprechend gehuldigt, bis irgendwann die Lichter ausgingen.
Fazit: Geile Party, geile Bands, geiler Laden mit lecker Ratsherrn, von dem man nicht mal Kopfschmerzen bekommt. Ich kann aber nicht versprechen, ewig so weiterzumachen. Ich glaub‘, ich brauch‘ mal Urlaub…



















Noch ‘ne Soli-Nummer für G20-kritische Aktionen, diesmal in der Roten Flora – und ausgerechnet an einem Freitag, an dem sich Hamburgs Konzertveranstalter wieder einmal selbst überschlugen und in fast jeder Location musikalisch Hochkarätiges boten. Ich nahm dennoch die Gelegenheit wahr, nach einer halben Ewigkeit mal wieder die Flora aufzusuchen, die gut daran tat, das Konzert in den „kleinen Saal“ statt auf die große Bühne zu legen. War einfach muggeliger.







Solikonzert für G20-Gipfel-kritische Aktivitäten – da mutet es fast schon ironisch an, wenn sich der Beginn verzögert, weil ABSTURTZ mit der Bassbox im Anti-G20-Demo-bedingten Stau stehen. Also erst mal draußen platznehmen, paar Getränke schlürfen und sich von grausamer Musik der anliegenden „Dom“-Kirmes beschallen lassen. Gegen 21:30 Uhr konnte dann das Leipziger Trio von ZERO TASTE seine Geschmacklosigkeit unter Beweis stellen, das sich melodischem deutschsprachigem Punkrock verschrieben hat, der mich mit seiner hohen Stimme bisweilen an die FUCKIN‘ FACES oder, gerade auch hinsichtlich der gern mal augenzwinkernden Texte, die LOKALMATADORE erinnerte. Zu Songs über Tattoos, gesichtslose Menschen sowie kleinere und größere Katastrophen gesellte sich ein eingedeutschtes CCR-Cover (dessen Original ich nicht erkannt habe), manch Melodie entwickelte tatsächlich Ohrwurmcharakter und beim recht klaren Sound ließen sich die Refrains auch textlich gut heraushören. Die Band kokettierte mit ihrem sächsischen Akzent und lockerte den anfänglich noch etwas steifen Haufen mit viel Humor und ‘ner Buddel Pfeffi auf, die DMF-Kai in Kurzenbechern ausschenken durfte, welche wiederum im Zuge eines seiner gefürchteten Konzert-Stör-Moves schließlich über der Band ausgeschüttet wurden – in geleertem Zustand, versteht sich. Zugabe-Gejohle vom Band (!) läutete zwei letzte Songs ein, einer davon „Wir wehren uns“ der FUCKIN‘ FACES. Äußerst sympathischer Gig mit viel Spaß inne Backen im Zuge der Völkerverständigung.























Wenn eine Punkband der ersten Stunde zu ihrem 40-jährigen Jubiläum nach Hamburg kommt, kann man auch ruhig mal ein paar mehr Worte zu ihr verlieren: Was die nordirischen STIFF LITTLE FINGERS auf ihren ersten drei Studioalben und auf der Liveplatte „Hanx!“ veröffentlichten, gehört für mich unumstößlich zum Besten, was klassischer Punkrock zu bieten hat. Mit Erscheinen des vierten Albums „Now Then…“ änderte man seinen Stil allerdings hin zu belangloser Rockmusik, womit mein Interesse an der Band schlagartig erlosch. In spätere Scheiben (Ausnahme: Das „Live and Loud“-Album) hörte ich gar nicht mehr erst rein und der Artikel über einen SLF-Gig zusammen mit SPRINGTOIFEL in den ’90ern, bei dem sich die Punk-Legende als arrogante Rockstars aufgeführt haben soll, trug sein Übriges dazu bei. Was seitdem immer mal wieder unter dem Namen STIFF LITTLE FINGERS Platten veröffentlichte oder für beachtliches Salär durch die Lande tingelte, brachte ich kaum noch mit den Klassikern in Verbindung und wurde mit Ignoranz gestraft. Dies änderte sich erst wieder mit einem sympathischen Interview in einem Fanzine vor einiger Zeit und als SLF letztes Jahr im Knust gastieren, flammte mein Interesse durchaus auf – bis ich mich zu einem Konzertbesuch durchrang, dauerte es allerdings noch etwas und auch diesmal machte man es mir nicht unbedingt leicht: Markthalle, Ticket 30 Euro, keine Vorband – zack! Das’ mal ’ne Ansage… Nach einigem Abwägen machte ich mich dennoch auf den Weg und war gespannt, was mich erwarten würde. Karten waren an der Abendkasse noch problemlos zu bekommen – würde die Markthalle überhaupt gefüllt werden? Sie wurde es (wenn auch sicherlich nicht ausverkauft), erwartungsgemäß mit Publikum mittleren Alters, jedoch auch einigen jüngeren Gesichtern, das sich ab 21:00 Uhr erwartungsfroh im großen Saal versammelte und zunächst einen Glamrock-Heuler nach dem anderen aus der Konserve über sich ergehen lassen musste, bis endlich „Go For It“ als Intro erklang und die Nordiren gegen 21:30 Uhr die Bühne betraten.






























































Drei Wochenenden hintereinander ins Gängeviertel? Logen, Aller. Diesmal lud die PunkbAR wieder in den kleineren Valentinskamp, der in Nullkommanix gewohnt voll war, sodass die STACKHUMANS aus Itzehoe vor amtlicher Kulisse den musikalischen Teil des Abends eröffnen konnten. Die Vier bretterten einen deutschsprachigen Hardcore-Punk, als befänden wir uns noch immer Anfang der 1980er. Prinzipiell ja meine Kragenweite, sowat, wenn auch in dieser Ausführung noch arg rudimentär. Die Band steht aber auch noch am Anfang und hat erst jüngst ihr Demo veröffentlicht. Textlich gibt man sich genretypisch radikal, gesellschaftskritisch und angepisst und verzichtet auf sprachliche Extravaganzen, wählt in Songs wie „Kotze über Deutschland“, „Extrem aber angenehm“ oder „Fickt euch!“ den jeweils direktestmöglichen Weg. Dabei holpert’s manchmal ebenfalls noch, dafür wirkt das alles aber ungekünstelt und authentisch. Mit „Itzetot“, einem Wortspiel, das mich an KAOS KABELJAUs „Todstedt“ erinnert, besang man die Heimat, zu der man offenbar ein ambivalentes Verhältnis hegt und bei „TV“ überraschte der Shouter am Ende mit spitzen Schreien. Noch erstaunlicher fand ich es aber, dass er in MINOR-THREAT-Leibchen gekleidet und mit X-Malereien auf dem Handrücken einen Song wie „Saufen to the max“ schmetterte – ist mir da irgendeine Ironieebene entgangen?



















